> molodezhnaja Hauptseite
> asian movies
> japan

> 2013
> EVANGELION: 3.0+1.01: THRICE UPON A TIME

 


Anime

Japan 2021
Alternative Titel Shin Evangelion Gekijoban; シン・エヴァンゲリオン劇場版: II

Regie Hideaki Anno, Mahiro Maeda Katsuichi Nakayama Kazuya Tsurumaki
Drehbuch
Hideaki Anno  

Länge 155 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 1.9.2021
©  Bilder Prime Video, Screenshots molodezhnaja


STORY
Die drei Eva-Piloten Asuka Shikinami Langley, Rei Ayanami und Shinji Ikari gönnen sich eine Auszeit in einem Dorf ausserhalb von Tokyo-3. Shinji ist aber nicht ansprechbar, versunken in seine Verzweiflung. Nicht einmal, dass Rei sich vor seinen Augen aufzulösen beginnt, reisst ihn lange aus seinem Loch. Als Asuka jedoch wieder in den Dienst der Organisation Wunder zurückkehrt, schliesst sich auch Shinji an. Wenig später wird Wunder von Nerv angegriffen. Im Kampf gegen Eva-Unit 13 verwandelt die schwer angeschlagene Asuka ihren Eva 2 in einen Engel und wird von Eva 13 absorbiert. Dies setzt, wie von Shinjis Vater Gendo geplant, einen neuen Impact in Gang, der mit der Transzendenz der ganzen Menschheit enden soll. Misato Katsuragi versucht mit ihrem Raumschiff, ihn doch noch aufzuhalten. Mit an Bord auch Shinji.

 

REVIEW
Bevor der Film überhaupt startet bringt uns eine Collage up to date über alles, was bisher geschah. Und schon da wird einem wieder klar, wie komplex bis verwirrend der ganze Evangelion-Kanon ist. Aber: Zur Vorbereitung auf das Finale der Filmremake-Reihe habe ich mir endlich die Ur-Serie von 1995/96 angesehen und auch wenn der Inhalt von Serie und Filmen nur am Anfang deckungsgleich ist, habe ich nun eher das Gefühl, eine solide Ahnung davon zu haben, was abgeht. Also rein ins Vergnügen. "Evangelion: 3.0+1.01 - Thrice Upon a Time", ein Film mit einem der sperrigsten Titel überhaupt, ist der vierte und letzte Teil im "Neon Genesis Evangelion"-Filmremake, das Serienschöpfer Hideaki Anno vor 15 Jahren begann. Während er die Serie in den 90ern umsetzte, litt Anno unter Depressionen und nutzte seine Kreativität, um seine Krankheit zu verarbeiten, aber auch, um das Publikum vor der Flucht in Fantasie und Eskapismus zu warnen. Das kombinierte er freilich mit einem metaphernreichen Mix aus Bibelthemen, der jüdisch-mystischen Kabbala und Psychologie (Schopenhauer, Freud) auf der einen Seite - sowie Sex und jugendliche Liebeskomplikationen auf der anderen. Ein Mix, der eigentlich nicht funktionieren sollte, aber es weitgehend tat. Bis hin zum facettenreichen Finale, das Anno selbst im Film "The End of Evangelion" noch einmal revidierte und genial ausformulierte.

Die Filmreihe bot ihm die Gelegenheit, den Stoff noch ein weiteres Mal zu überarbeiten und zwar mit jedem Film radikaler. Nunmehr nicht mehr in seinen Depressionen gefangen, wollte Anno ein wenig mehr Optimismus in "Neon Genesis Evangelion" bringen. Nicht die einzige Änderung: Die Story wurde gestrafft, vor allem im den Filmen 3 und 4 komplett anders interpretiert, und im zweiten Teil wurde mit Mari eine nicht unumstrittene neue Figur eingeführt. Mari legte auch dar, dass Anno mit der Filmreihe eine Art Meta-Kritik üben wollte: Die Botschaft der Serie, sich der Realität zu stellen, wurde in seinen Augen auf den Kopf gestellt, indem sie selbst zum Teil einer eskalierenden eskapistischen Popkultur wurde, der "Weeb-Culture". Er konterte, indem er mit Mari eine auf Anime-Archetypen reduzierte Figur einführte und den Plot des zweiten Films mehr auf reine Unterhaltung trimmte. Wie etliche Kritiker festhielten: Anno gab den Fans, was sie wollten, und führte ihnen so vor, wie verwässert und austauschbar der Stoff dadurch zu werden drohte. Ob dem so ist (oder die Filme einfach schlechter sind als die Serie), sei dahingestellt. Aber es ist auf jeden Fall ein interessanter Ansatz. Und wenn man bedenkt, wie viel Wert Anno in der Serie auf seine Ideen legte, durchaus ein nachvollziehbarer Gedanke.

Mit 3.0+1.01 nun gehen wir auf das Ende zu. Bedenkt man, dass sich der Ton der Serie im letzten Drittel radikal änderte und sich fast komplett auf das Innenleben von Shinji und seinen Wegbegleitern konzentrierte, stellt sich die Frage, wie Anno dies updatete. Rücken wieder Einsamkeit und Existenzialismus gnadenlos in den Vordergrund und muss Shinji lernen, dass Identität nur im realen Leben möglich ist, nicht in seiner Fantasie - auch wenn das für ihn heisst, Leid zu akzeptieren? Vorerst macht der Film wenig Anstalten: Wir beginnen mit einer primär in roter Farbe gehaltenen Angriff auf Paris, bei dem viel CGI-Technik zum Einsatz kommt. Danach wechselt die Geschichte in ein Dorf am Rand von Tokyo-3. Beides massive Abweichungen zur Serie und teilweise auch eine Durchhalteübung, weil man weiss, dass dies nur eine Art Zwischenepisode ist und Shinji die ganze Zeit nur wortlos herumsitzt. Immerhin ist alles visuell reizvoll gestaltet, denn dies dürfte der Film mit der bisher grössten Detaildichte bei der Animation sein. Dasselbe gilt auch für das nächste Segment, das den Kampf um das NERV-Hauptquartier ins All verlegt. Sorgt für Schauwerte, aber liess mich seltsam kalt, weil es so losgelöst von der Erde ist. Auch da stellt sich die Frage, ob Anno dies als Kritik an der "Popkulturisierung" seines Werks sieht und den Fans eine gigantische Weltallschlacht mit Rockmusik gibt. Oder ob er aufgegeben hat und den Fans einfach liefert, was sie wollen.

Fast hätte ich zum zweiten tendiert, wenn es später nicht eine Szene geben würde, in der Shinji sich regelrecht emanzipiert von den Evas und, entsprechend bebildert, sogar das Logo der Serie im Hintergrund erscheint. Mehr Meta geht kaum. Als würde Anno seinen Figuren gönnen, für sich selbst weiterzuexistieren, und nicht mehr als blosse Elemente der Popkultur. Im finalen Shot rennen Shinji und Mari sogar in die reale, nicht-animierte Welt. Dieses Leitthema der Serie, wonach es besser ist, die Realität (sei sie auch schmerzhaft) zu akzeptieren, anstatt sich in Fantasie zu flüchten, wird jedoch in einer Szene auch in Frage gestellt, wenn Shinjis Vater erklärt, dass nur Menschen, die an Fiktion und Wirklichkeit gleichermassen glauben, die schwarze Lilith sehen können. Anno scheint da nicht mehr im Schwarzweiss-Denken der Ur-Serie gefangen zu sein, sondern auf sie aufzubauen und sie weiterzuentwickeln. Er reisst aber nicht nur Themen der Serie wieder an, er greift auch Bilder wieder auf. Wenn Shinji etwa am Ende am Strand sitzt, anstatt an der roten menschlichen Ursuppe wie in "The End of Evangelion". All das wirkt optimistischer, womit Anno wohl sein Versprechen für diese "Rebuild of Evangelion"-Filmreihe eingelöst hat.

Nach all diesem Gelaber bleibt aber die Frage: Ist all das auch gut? Visuell auf jeden Fall, wenngleich mir persönlich gegen Ende zu viel CGI ins Zentrum rückt, was manche Bilder billig erscheinen lässt. Aber man kann immer wieder Bauklötze staunen, wenn einem unglaubliche Orte und Kreationen vorgeführt werden. Inhaltlich beurteile ich persönlich die Sache etwas zwiespältiger. Es ist reizvoll, zu sehen, wie Anno seinen Denkansätze variiert und modifiziert, und viele der Ideen aus dem "Evangelion"-Mythos stehen noch immer weit über jenen eines hundskommunen Animes. Aber mit fehlt der Fokus auf Shinji, der in der Serie das Finale so umwerfend machte. Und während "The End of Evangelion" (mehr noch als die Serie, die fast didaktisch endete) mich doch recht begeistert hat, will mich die Auflösung hier nicht so recht packen. Zu viel Fokus auf Weltraumschlachten und auf Shinjis Vater - aber zu wenig auf Shinjis Innenleben. "3.0+1.01" ist daher nie so emotional wie die Serie, geschweige denn wie "The End of Evangelion". Doch die ganze Filmreihe ist auf jeden Fall gelungen, und sei es nur aus dem Meta-Grund: Um zu sehen, was ein Künstler aus seinem Werk macht, mit vielen Jahren Abstand und mit dem Wissen, was die Fans aus seiner Schöpfung gemacht haben - gut wie schlecht.

 

Die Reihe
Evangelion: 1.0 You Are (Not) Alone, 2007
Evangelion: 2.0 You Can (Not) Advance, 2009

Evangelion: 3.0 You Can (Not) Redo, 2012
Evangelion: 3.0+1.01 Thrice Upon a Time, 2021

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots des Trailers mit VLC, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net


 

created by molodezhnaja
all rights reserved.

 

 

 

 

 

 

Seite optimiert für Internet Explorer 9