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Drama

Hongkong 2010
Alternative Titel Sui yuet san tau; 歲月神偷

Regie, Drehbuch Alex Law Kai-Yu
Darsteller Simon Yam Tat-Wah, Sandra Ng Kwun-Yu, Buzz Chung Shiu-Tiu,
Aarif Lee Chi-ting, Paul Chun Pui, Evelyn Choi Wing-Yan, Ha Ping, Alfred Cheung Kin-Ting

Länge 117 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 19.6.10
©  Bilder Mei Ah, Screenshots molodezhnaja


STORY
Hongkong Mitte der 60er-Jahre: Der achtjährige "Big Ears"
(Buzz Chung) lebt mit seiner Familie in einem kleinen Haus in der Stadt. Der Vater (Simon Yam) arbeitet als Schuhmacher im Erdgeschoss, die Mutter (Sandra Ng) benutzt ihr Redetalent, um die Ware zu verkaufen. Derweil arbeitet der ältere Bruder Desmond (Aarif Lee) eifrig für die Schule und verliebt sich in die reiche Flora (Evelyn Choi). Während die Schulresultate zu wünschen übrig lassen, will auch die Beziehung über die Klassengrenzen nicht richtig funktionieren. Da strapazieren immer neue Rückschläge den Zusammenhalt der Familie.

 

REVIEW
In Hongkong ist ein Trend zur Rückbesinnung auf gute alte Zeiten erkennbar. Filmemacher gehen gerne weit in der Geschichte zurück, um die Grösse des chinesischen Reiches zu zeigen. Oder sie nähern sich weniger weit zurückliegenden Dekaden, um entweder die Entstehung des modernen Chinas zu glorifizieren - oder sich den Zeiten zu widmen, in denen alles noch "irgendwie Sinn machte". Man könnte diesen Fokus auf nostalgische Zeiten als Vogel-Strauss-Reaktion bewerten: Wir sehen um uns die moderne Welt und ihre Probleme - und stecken filmisch den Kopf in den Sand, um uns an bessere Zeiten zu erinnern. Zeiten, in denen Begriffe wie Shareholder Value, Downsizing und Return on Investment noch wenig Bedeutung hatten.

Doch wer Filme wie "Echoes of the Rainbow" nur als Eskapismus oder gar reaktionäre Flucht anschaut, der schiesst zynisch übers Ziel hinaus. Es geht hier um Werte und Nostalgie, ja, aber nicht in Verkennung vom Heute. Im Gegenteil: Das Drama deutet bereits die Modernisierung an, man sieht Neubaugebiete, schnellere Autos und das Ansammeln von Geld. Und nicht zuletzt haben die Protagonisten Probleme zu meistern, die in ihrer Welt durchaus hochdramatisch sind. Es geht um Existenzen. Um Leben und Tod. Das sind nicht Themen von gestern, das sind vielmehr zeitlose Stoffe.

Die Ideen dazu holte sich der gefeierte Drehbuchautor Alex Law (Night & Fog), der hier seine erste Regiearbeit seit 1992 vorlegt, in der eigenen Vergangenheit. Das autobiographische Skript baut ganz bewusst auf Sentimentalität und eben Nostalgie, ohne zu stark ins Melodrama abzugleiten. Erst gegen Schluss, wenn erkennbar wird, dass die Handlung dramaturgisch nicht sehr viel hergibt, vertraut Law etwas zu sehr auf bewährte Tränendrücker-Szenen und auf Heulattacken des kleinen "Big Ears". Aber bis dahin hat sich der Film längst mit gefühlvollen Momenten in die Herzen der Zuschauer gespielt.

Vergleichen kann man dies etwa mit dem nostalgischen Always - Sunset on Third Street aus Japan, der ebenso die (etwas grössere) Gemeinschaft an einer Strasse ins Zentrum rückt und die Abenteuer ihrer Anwohner erzählt. Hier liegt der Fokus nun stärker auf einer einzelnen Familie und die Einbettung in die Entwicklung des Landes ist nicht gar so griffig, aber das Resultat ähnelt sich. Nicht verwunderlich also, dass "Echoes of the Rainbow" wie "Always" zum Grosserfolg wurde. Laws Film gewann erst in Berlin den Kristallbären der Nachwuchsjury und spielte danach in Hongkong vor vollen Sälen. Mit einem Einspielergebnis von 23 Millionen Hongkong-Dollar liess er sogar Knaller wie Bodyguards and Assassins und 14 Blades hinter sich und holte sich zusätzlich vier Hong Kong Film Awards.

Kaum jemand liess sich wirklich dadurch stören, dass Law auch viele Klischees verbrät - von der tödlichen Krankheit über Streit mit den Eltern bis hin zum Aufrappeln nach Rückschlägen. Doch das sind letztendlich auch diese Episoden aus unser aller Leben, welche die prägendsten Erinnerungen hinterlassen. Am Grab des Grossvaters zu stehen, den ersten Kuss zu bekommen, die Schule zu meistern - das sind Eckpunkte, die man weniger schnell vergisst als das Füttern des Goldfischs oder das Wechseln der Socken. Klar kann man einen Film der "kleinen Momente" drehen, doch da besteht die Gefahr, dass sich dramatisch nicht viel draus ergibt.

Hier indes werden wir mit traurigen und schönen Szenen fast im Minutentakt bei Laune gehalten. Stets schön gefilmt und von den Stars um Simon Yam (sanft patriarchalisch) und Sandra Ng (abwechselnd mütterlich und hysterisch) ebenso souverän gespielt wie vom kleinen Buzz Chung (natürlich) und dem Popsänger / Schauspiel-Newcomer Aarif Lee (sympathisch). "Echoes of the Rainbow" richtet sich eigentlich ganz klar an ein lokales Publikum, welches Sehnsüchte hegt für jene Zeit in der eigenen Stadtgeschichte und sich auch in den oft nur angedeuteten politischen wie gesellschaftlichen Hintergründen auskennt. Doch es funktioniert beinahe so gut für ein internationales Publikum, das frei von Zynismus ein nostalgisches Melodrama geniessen möchte.

 

MEINE DVD
Hongkong, Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1 mit englischen und chinesischen Untertiteln.

 

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EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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