> molodezhnaja Hauptseite
> asian movies
> japan

> 1970
> DODES'KA-DEN

 


 

Drama
Japan 1970
Alternative Titel Dodesukaden; Dodeskaden - Menschen im Abseits;
どですかでん

Regie Akira Kurosawa
Buch Akira Kurosawa, Hideo Oguni, Shinobu Hashimoto nach Geschichten von Shugoro Yamamoto
Darsteller Yoshitaka Zushi, Noboru Mitani, Kin Sugai, Toshiyuki Tonomura, Shinsuke Minami, Atsushi Watanabe,
Tatsuo Matsumura, Hiroshi Akutagawa, Masahiko Kametani, Junzaburo Ban, Kiyoko Tange, Yoko Kusunoki

Länge 140 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco, molodezhnaja 15.4.09
©  Bilder Criterion, Screenshots molodezhnaja


STORY
Ein Slum in Tokio. Die Menschen, die hier leben, müssen sich durchs Leben schlagen - manche schaffen es besser, andere weniger gut. Da ist Rokuchan (Yoshitaka Zushi), ein geistig behinderter junger Mann, der mit seiner Mutter (Kin Sugai) lebt. Tagtäglich macht er ein Tram nach und fährt durch das Slum, ausgelacht von den Kindern, beobachtet von den Älteren. Der verstummte Hei (Hiroshi Akutagawa) lebt deutlich langsamer. Er ist versunken in seinem Schmerz und seine Freundin schafft es nicht, bis zu seinem Trauma durchzudringen. Ein Bettler (Noboru Mitani) lebt derweil mit seinem kleinen Sohn (Hiroyuki Kawase) in einem zerfallenen Auto. Die beiden sind krank und träumen von einem Leben in einem luxuriösen Haus. Auch zwei Trunkenbolde hoffen auf etwas mehr Pep in ihrer Existenz - und tauschen daher ab und zu ihre Frauen. Der grantige Kyota (Tatsuo Matsumura) säuft ebenso, dafür lässt er seine Nichte (Tomoko Yamakazi) arbeiten. Ruhe bewahrt bei all dem nur der alte Mr. Tanba (Atsushi Watanabe), der wie ein Heiliger im Slum lebt.

 

REVIEW
Nahezu jede Kritik beschreibt zuerst, unter welch schwierigen Umständen dieser Film entstanden ist und was er für Akira Kurosawa bedeutete. Spannende Sache. Doch ich kehrs mal um - und beginne mit einer Kritik: "Dodes'ka-den" ist nicht Kurosawas bester Film, aber bemerkenswertes Kino, bestechend in seiner Farbdramaturgie, gefühlvoll in seiner Charakterzeichnung und geschickt in seiner Inszenierung. Ohne Stars, ohne publikumswirksame Samurai und mit einer überraschend dünnen Geschichte zaubert der japanische Meister hier eine faszinierende Collage über das Leben im Slum von Tokio. Eine triste Existenz, für einige Figuren mehr, für andere weniger. Kurosawa gestattet jenen noch den schönsten Alltag, die drei Dinge haben: Familie, Freunde und Fantasie.

Doch eben, der Film floppte. Und zwar heftig. Dabei setzte Kurosawa so viele Hoffnungen in das Werk. An seinem letzten Film "Red Beard" arbeitete er satte drei Jahre, bevor er sich für 20th Century Fox verpflichtete, die japanischen Sequenzen von "Tora! Tora! Tora!" zu drehen. Dem US-Studio arbeitete der Meister jedoch zu langsam und die Manager in Kalifornien unterestellten ihm gar Geisteskrankheit. Er wurde aus dem Projekt geschmissen und versammelte drei angesehen Kollegen um sich: Keisuke Kinoshita (Twenty-Four Eyes), Kon Ichikawa und Masaki Kobayashi ("Harakiri"). Dieser "Club der vier Ritter" sollte gegen das Aufkommen des Fernsehens und den Niedergang des Kinos kämpfen.

Kurosawas Beitrag dazu war "Dodes'ka-den", der nach dem Flop auch gleich der einzige blieb. Für Kurosawa kam der Film einer kompletten Neuorientierung gleich. So überwarf er sich zuvor mit seinem Lieblingsstar Toshiro Mifune, weshalb er nun ohne Stars ans Werk ging und auf unbekannte Gesichter setzte. Zudem griff er zum allerersten Mal auf Farbfilm zurück, änderte das Format gleichzeitig von Breitbild auf 1:33. Und nicht zuletzt drehte er das episodenhafte Werk innerhalb nur eines Monats, was bedeutete, dass er sehr ökonomisch vorgehen musste, ohne grosse Sets und Kamera-Fahrten, dafür mit kostensparenden Stilmitteln wie den oft geächteten Zooms.

All das sorgt für einen ganz neuen Filmgenuss, was Kurosawa betrifft - aber nichtsdestotrotz einen faszinierenden, der den neuen Stil des Regisseurs ankündete, welcher die kommenden Filme dominierte. Da mit dem meisterhaften Toru Takemitsu (Woman in the Dunes) auch ein neuer Komponist an Bord kam, klingt das Ganze auch etwas fremder. Was aus heutiger Sicht Interesse erzeugt, stiess damals auf Ablehnung. Kurosawa litt fortan unter Depressionen und versuchte 1971, sich das Leben zu nehmen. Er rappelte sich erst 1975 wieder zu einem Film auf, danach ging es in ähnlich gemässigtem Tempo weiter. Die Spätphase seiner beachtlichen Karriere hatte begonnen.

Ist "Dodes'ka-den" ein verkanntes Meisterwerk? Nicht unbedingt. Schon mit seinen 144 Minuten Laufzeit wirkt er etwas lang - die ursprüngliche Version soll gar 100 Minuten länger gewesen sein und wurde vom Studio rabiat gekürzt. Dann enttäuscht der Mangel an dramatischem Fokus. Manche der Geschichten packen, andere amüsieren, einige lassen eher kalt. Doch technisch offenbart uns Kurosawa einmal mehr sein ungeheures Talent. Von den edlen Kompositionen bis zur Farbkodierung der beiden "Frauentauscher": einfach grossartig. Auch die unbekannten Darsteller zeigen starke Leistungen, vom wortkargen Hiroshi Akutagawa bis zu Tatsuo Matsumura (Tora-Sans Onkel in den Folgen 9-13). Ein Meisterwerk vielleicht nicht - aber im Kanon Kurosawas ein Kleinod, versteckt unter dem Dreck des Slums. Freirubbeln lohnt sich.

 

MEINE DVD (Criterion)
USA, Code 1, NTSC
Bild: 4:3
Ton: Japanisch mono mit englischen Untertiteln.

 

BESTELLEN 
amazon.com (Liefert aus USA)

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

created by molodezhnaja
all rights reserved.

 

 

 

 

 

 

Seite optimiert für Internet Explorer 6/7