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2012
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Melodrama
Japan 2012
Alternative Titel Anata e; あなたへ
Regie Yasuo Furuhata
Darsteller Ken Takakura, Yuko Tanaka, Koichi Sato, Tsuyoshi Kusanagi,
Takeshi Kitano, Kimiko Yo,
Haruka Ayase, Takahiro Miura, Hideji Otaki, Kyozo Nagatsuka, Mieko Harada,
Tadanobu Asano
Länge 110 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 0
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 9.5.2013
© Bilder CN, Screenshots molodezhnaja
STORY
Der alte Gefängniswärter Eiji (Ken Takakura) trauert um seine geliebte Frau Yoko (Yuko
Tanaka): Die
ehemalige Sängerin, mit der er 15 Jahre lang verheiratet war, starb an Krebs.
Ihr letzter Wille ist es, dass Eiji aus der mitteljapanischen Provinz Toyama in
ihre Heimat im Süden fährt, um ihre Asche im Meer zu verteilen und einen Brief
abzuholen - im Fischerdorf Usuka nahe Nagasaki. Eiji kündigt seinen Job und
fährt los. Unterwegs trifft er verschiedene Leute wie einen herumtreibenden
Dichter (Takeshi Kitano) und zwei einsamen Fischverkäufer (Tsuyoshi Kusanagi,
Koichi Sato).
Gerade noch rechtzeitig kommt er an, doch es tobt ein Sturm, weshalb die Asche
vorerst warten muss. In der Zwischenzeit kommt Eiji in einem kleinen Restaurant
unter, das von einer Mutter (Kimiko Yo) und ihrer Tochter (Haruka Ayase)
REVIEW
Es gibt nur wenige Regisseure, die aus Sentimentalität
ganz grosses Kino machen können. Auffällig viele davon sind in die Jahre
gekommene Japaner - etwa Yoji Yamada, Hayao Miyazaki oder Yasuo Furuhata.
Letzterer schaffte es mit "Dearest", den grossen
Ken
Takakura aus der vorübergehenden Rente zu holen: Seit
Riding Alone for Thousand of Miles im Jahr 2005 stand er nicht mehr vor der
Kamera. Für seinen sagenhaften 205. Film gab er ein Comeback, das kurioserweise
inhaltlich wie stimmungsmässig stark an sein letztes Werk erinnern. Basierend
auf dem Roman von Akio Morisawa geht es wieder um eine lange
Reise, die eine Figur nicht nur an einen fernen Ort bringt, sondern sie auch
Menschlichkeit erleben lässt und letztendlich ein Trip in die eigene Seele wird.
Regisseur Furuhata (The Haunted Samurai) hat nicht ganz das visuelle Genie eines Zhang Yimou, aber in Sachen emotionaler Resonanz steht er ihm hier in fast nichts nach. Allein schon die Güte der Menschen hier trieb mir die Tränen in die Augen. Selbst wenn einer doch mal böse war, folgt anschliessend die Entschuldigung, die gleich doppelt berührt. Furuhata nutzt zwar auch klebrige Musik und Themen in seinen Nebenhandlungen, aber einen Grossteil der Emotionen erzeugt er mit kleinen Gesten und liebevollen Aussagen. Mehrfach wird der Haiku-Dichter Santoka Taneda (1882-1940) zitiert, der sich ebenfalls als Wanderer sah, "auf der geraden Strasse, voller Einsamkeit". Und passend dazu sind Figuren oft von hinten gefilmt, wie sie in die Ferne schauen: Die visuelle Umsetzung der Einsamkeit, aber auch der Hoffnung, dass am Horizont etwas warte - sei es das alte oder das neue.
AAll das sind einfache Motive. Und auch die Inszenierung ist ähnlich einfach. Es dominieren die einfachen Bilder, das Tempo ist angenehm gedrosselt, und oft wiederholen sich Aufnahmen, was die Erzählgeschwindigkeit noch weiter zu drosseln scheint. Nicht einmal die Figuren sind immens komplex: Zwar entpuppen sich mindestens zwei Männer als leicht anders, als wir vorher gedacht haben, doch nahezu alle Personen haben ihre Menschlichkeit, ihre Güte und ihre Hilfsbereitschaft gemein. Wenn etwa der alte Otaki Hideji, der hier in seinem letzten Film zu sehen ist, sich für seine vorherige Unfreundlichkeit entschuldigt, dann vergiesst man fast auf Kommando eine Träne. "Dearest" ist einfach derart gesättigt mit Melancholie und Nostalgie, das oft ein Satz genügt, um den gewünschten Effekt auszulösen./font>
Ist das manipulativ und, eben, sentimental? Auf jeden Fall. Aber YYasuo Furuhata verdient sich dies mit einem unerschütterlichem Glauben an das Gute im Menschen, selbst dann, wenn wir im Innern gequält sind von Verlust, Einsamkeit und gar Trauer. Und er verdient es sich, weil er sich nicht genötigt fühlt, das Ganze ironisch zu brechen. Viele westliche Zuschauer dürften "Dearest" verkrampft ernst finden, die Figuren als stoisch und unnahbar abtun. Aber gerade das hat bei mir hier bestens funktioniert, und von Verkrampftheit kann eigentlich keine Rede sein. Natürlich hängt das alles auch mit der Besetzung von Ken Takakura zusammen. In manchen Szenen sitzt er einfach da und eine Rückblende erzählt, woran er gerade denkt. Dies wäre nicht einmal nötig, denn in jeder Furche seines Gesichts, jedem Blick spiegelt so viel Lebenserfahrung, kommen so viele ausgesprochene und unausgesprochene Gefühle zum Vorschein.
Er war zur Drehzeit 81 - nicht ganz ein Jahr jünger als Clint Eastwood, mit dem er gerne verglichen wird. Dessen Ironie und Zynismus findet man bei Takakura in diesem Film indes nicht. Manchmal ohne sichtbare Regung im Gesicht erzählt er nüchtern, was er zu sagen hat. Was er gerade denkt. Und die wenigen Worte, selbst wenn sie mal vage sind, eine Metahper beinhalten oder gar Poesie zitieren, könnten an der Stelle treffender nicht sein. Takakura ist ganz fraglos Leib und Seele des Films. Und um ihm zu huldigen, kam eine ganze Serie von namhaften Schauspielern vor die Kamera, darunter Takeshi Kitano, aber auch Tadanobu Asano für eine völlig unwichtige Rolle. Sie alle bereichern "Dearest" mit Charakteren, die Eiji helfen, den Sinn hinter all dem, was er gerade durchmacht, zu ergründen - sofern es denn wirklich einen gibt.
"Dearest" ist, um es in den einfachsten Worten auszudrücken, einfach ein schöner und herzensguter Film. Die Überraschung am Ende mag etwas weit hergeholt und vom Zufall dirigiert sein, viele Szenen wirken wie Wiederholungen und die Manipulation der Gefühle dürfte für manche Zuschauer zu viel des Guten sein. Doch wer sich auf das bedächtige Tempo und die stoische Hauptfigur einlässt, der wird mit einem Wohlfühl-Film belohnt, der auf einigen der traurigsten Inhalte eines Lebens aufbaut, etwa Tod, Einsamkeit, Reue - und daraus doch etwas lebensbejahendes schafft, etwas, das uns zeigt, dass der Weg, auf dem wir gehen, vielleicht Stolpersteine hat und im schlimmsten Fall nicht einmal zu viel führt. Aber es lohnt sich immer, ihn zu gehen. Mit offenen Augen und offenem Herzen.
MEINE
DVD
Hongkong, Code 3, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch 5.1 mit englischen Untertiteln.
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Yesasia
(Liefert aus HK)
EXTERNE LINKS
imdb.com
Screenshots der DVD mit PowerDVD 12, verkleinert und geschärft mit Photoshop CS2
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