REVIEW
Wieso gehen sich die Leute so etwas im Kino anschauen? Einfach nochmals Dabangg in den DVD-Player legen und man hat sich das Geld gespart. Oder sonst einen Salman-Hit der letzten Jahre. Diese Filme ähneln sich wie ein Ei dem anderen, so dass Salman sich nicht einmal mehr die Mühe machen muss, eine Rolle einzustudieren: Er spielt einfach eine leicht übertriebene Version von sich selbst. Und die Massen kommen. Auch "Dabangg 2" wurde zum Blockbuster mit dem zweitbesten Einspielergebnis des Jahres 2012 - gleich hinter Salmans Ek Tha Tiger. Dass dies nicht die Qualität des Films widerspiegelt, erklärt sich von selbst, denn "Dabangg 2" ist kein gutes Werk. 

Salman zum Beispiel agiert recht schwach. Ja er hat das Charisma, er hat die Ausstrahlung eines Leinwandhelden, der grösser ist als die Realität. Ein Star mit grossem "S" eben. Doch er zeigt keine Bandbreite, stolpert relativ uninteressiert von Song zu Action, von romantischem Schwärmen zum Sehnen nach Rache. Es sind weniger sein Spiel und schon gar nicht seine Rolle, die etwas auslösen, es ist alleine sein Auftreten, von dem er zehrt. Bei Co-Star Sonakshi Sinha sieht es indes schlimmer aus: Die rundgesichtige Schönheit hat keine Ahnung davon, wie sie ihre dünn geschriebene Rolle interpretieren soll, und dümpelt gelangweilt durch den Film. Man könnte sie problemlos herausstreichen, ebenso wie manche Nebenrolle. Dass Arbaaz Khan noch am ehesten auszuhalten ist, grenzt an ein Wunder. 

Arbaaz, der wie im ersten Teil als Produzent waltete, schob sich nach der Absage von Abhinav Singh Kashyap auch den Job als Regisseur zu - und gibt ein wenig glorioses Debüt. Er äfft all die Stilmittel nach, die seine Kollegen bei ähnlichen Salman-Filmen einsetzten, aber mit wenig Gespür für Dynamik. Seine Familie behandelt er gut: Er lässt Salman als Rampensau das Scheinwerferlicht geniessen, und wo sonst sieht man schon die vollbusige Produzentin in einem Tanzauftritt - das wär Arbaaz’ schöne Frau Malaika Arora. Doch abseits des Khan-Clans gibts wenig zu entdecken. Mässige Songs, 08/15-Optik, unwichtige Nebendarsteller und eine dünne Rachestory. Die Selbstjustiz, als Pandey den schurkischen Genda per Genickbruch vor versammelter Hochzeitsgesellschaft ins Jenseits befördert, ist selbst für Bollywood-Verhältnisse schwer zu schlucken, und der Rest ist reines Déjà-vu.

Das grösste Lob, dass "Dabangg 2" einholen kann, ist, dass er mit wenig über zwei Stunden eine ausserordentlich knackige Laufzeit aufweist. Daraus jedoch viel Spannung und Kurzweil abzulesen, wäre ein Fehlschluss: Arbaaz Khan, Salman Khan & Co. legten vielmehr einen unüberlegten und wenig mutigen Schnellschuss hin, der einzig darauf abzielt, so viele Zuschauer wie möglich mit bekannten Themen, beliebten Stars und unaufdringlicher Inszenierung abzuholen. Ein Hit aus der Retorte, der aber entsprechend wenig Ecken und Kanten hat. Die Macher haben ihr Ziel erreicht: viel Geld. Auf der Strecke bleiben die Zuschauer, die sich nach Neuem, Interessantem oder Spannendem sehnen. Ob Teil 3 dieses Bedürfnis befriedigt? Der ist nämlich bereits in der Vorbereitung.