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Drama
Japan 2010
Alternative Titel Kyatapira;
キャタピラー

Regie und Drehbuch Koji Wakamatsu
Darsteller Shinobu Terajima, Keigo Kasuya, Shima Ohnishi, Sabu Kawahara, Emi Masuda, Taneko

Länge 83 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 14.9.2011
©  Bilder BlaqOut, Screenshots molodezhnaja


STORY
1940: Der japanische Leutnant Kyuzo Kurokawa (Keigo Kasuya) wird im chinesisch-japanischen Krieg grausam verstümmelt. Als knapp lebender Torso wird er heim zu seiner Frau Shigeko (Shinobu Terajima) gebracht: Er hat keine Arme und Beine mehr, sein Kopf ist halb verbrannt, er kann nicht mehr reden. Die geschockte Shigeko versucht alles, um den zum Kriegshelden erhobenen Mann zufriedenzustellen. Das beinhaltet auch Sex, selbst wenn körperliche Liebe mit Kyuzo sie eher anwidert. Doch langsam lernt Shigeko, ihre eigenen Wünsche durchzusetzen und das Kommando im Haus an sich zu nehmen.

 

REVIEW
Der Titel lässt sich mehrfach deuten: "Caterpillar", also Raupe, ist die Vorstufe zum Schmetterling. Aus dem Tier erwächst sozusagen etwas Neues und Schönes - im Falle von Shigeko kann man ihre langsame Emanzipiation als derartige Verwandlung deuten. Dann ist auf einer rein optischen Ebene der Kriegsheld Kyuzo zu einer Raupe geworden: ohne Arme, ohne Beine, nur noch ein Torso mit Stummeln. Und letztendlich sieht man, wie das ehemals stolze Japan sich ebenfalls verwandelt hat - aber nicht etwa zum Guten, sondern zur kriegstreiberischen Nation, die einen Weltkrieg mitzuverantworten hat. Und ihn verliert.

Der pazifistische und sozialistische Regisseur Koji Wakamatsu hat aus seinem politischen Denken nie einen Hehl gemacht, auch nicht bei seinen Erotikfilmen wie Running in Madness, Dying in Love, Go, Go Second Time Virgin oder Naked Bullet, mit denen er berühmt wurde. Hier legt er in den ersten Minuten den Takt fest, wenn er japanische Kriegsgreuel zeigt, und wie Soldaten hinter lodernden Flammen eine Frau vergewaltigen. Derartige rabiate Intros, die oftmals nicht einmal enorm viel mit dem Plot zu tun haben, sind typisch für Wakamatsu. Hier indes hat der Auftakt sehr wohl etwas mit dem Rest zu tun zu tun: Krieg ist der Auslöser des ganzen Dramas.

Basieren tut dieses auf der Kurzgeschichte "The Caterpillar" ("Imomushi", 1929) des Grusel-Autors Edogawa Rampo, die unter anderem schon im Episodenfilm Rampo Noir abgehandelt wurde. Dort in Kurzform, hier in Langform. Es zeigt sich, dass in der Kürze vielleicht tatsächlich die Würze liegt, wenn man so einen inhaltlich eher knapp bemessenen Stoff adaptiert -  es zeigen sich in "Caterpillar" nämlich einige Längen, vor allem gegen Ende. Doch Koji Wakamatsu hält die Sache stets reizvoll. Weniger wegen der Optik, die bestenfalls als rudimentär durchgeht und gerade noch ihren Zweck erfüllt (das Budget war wohl nicht besonders hoch) als durch die vielen Deutungsversuche. Und die souveränen Schauspieler. So gewann etwa Shinobu Terajima in Berlin den Silbernen Bären und Keigo Kasuya wandert weitgehend stumm zwischen Sadismus, Verzweiflung und Verachtung.

Dass er zu einer Art Wurm verkommen ist, der nur noch frisst, verdaut und ausscheidet, macht den Film beinahe zum Horrorfilm. Dieses Ding, das nicht mehr menschlich zu sein scheint, lauert in dem Haus und vergiftet die Atmosphäre - jeden Tag mehr. Es ist ständige Erinnerung an einen wüsten Krieg, ständige Erinnerung an ein patriarchalisches System, das im Scheitern liegt, ständige Erinnerung an eine Beziehung, die nicht mehr ist. Dieser menschliche Stummelschwanz repräsentiert das Weltkriegsjapan, das man (vor allem nach dem Krieg) am liebsten aus den Augen haben möchte. Ein klein wenig erinnert dies an das Schaffen eines David Cronenberg oder Shinya Tsukamoto, mit dem Hauch von Body Horror.

Doch "Caterpillar" bleibt letztendlich Drama. Ein menschliches wie politisches und stets bitter-zynisches Drama, halbwegs kurzweilig, meistens nüchtern inszeniert, manchmal explosiv ausufernd. Und stets hervorragend gespielt. Man sollte sich das Werk nicht der cineastischen Stimulation wegen anschauen, sondern seiner spannenden Denkanstösse und Metaphern wegen. Und natürlich wegen Shinobu Terajima, deren intensive Darbietung das Ganze auch schon im Alleingang sehenswert machen würde. Nach seinem späten "Neu-Durchbruch" mit dem Polit-Epos United Red Army ist es ein weiterer Beweis dafür, dass Regisseur Koji Wakamatsu einen zweiten Karrierefrühling erlebt. Im Alter von über 70 Jahren.

 

MEINE DVD
Frankreich, Code 2, PAL
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 5.1 mit englischen und französischen Untertiteln.

 

BESTELLEN 
amazon.fr (Liefert aus F)

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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