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2009
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Drama
Südkorea 2009
Alternative Titel
Café noir; Kape neuwareu; 카페 느와르
Regie Jung Sung-il
Darsteller
Shin Ha-kyun, Moon Jung-hee, Kim Hye-na, Jeong Yu-mi, Lee Sung-min
Zuschauer
7'250
Länge 198 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 6
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 15.10.2012
© Bilder ART,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Heiligabend in Seoul: Der Musiklehrer Young-soo (Shin
Ha-kyun) verliebt sich in Mi-youn (Moon
Jung-hee), die Mutter einer seiner Studentinnen. Doch
da sie verheiratet ist, schmiedet Young-soo den Plan, ihren Gatten umzubringen.
Er zieht es nicht durch, die Affäre endet. Young-soo will sich umbringen, wird
aber von einer jungen Frau (Jeong Yu-mi)
gerettet. Während der Feiertage verliebt sich Young-soo in sie - doch auch diese
Romanze hält nicht lange.
REVIEW
Die erste Szene: Eine junge Frau isst einen
Burger - komplett. Das dauert 4 Minuten, hat keinen Cut, keinen Kameraschwenk,
nichts. Das stellt die Zuschauer schon gut darauf ein, was danach fast
zweihundert
Minuten lang folgt: prätentiöses Filmemachen in Reinkultur. Man möchte "Café
noir" gern haben, man möchte die investierte Zeit irgendwie rechtfertigen, die
guten Schauspieler loben, die urbane Atmosphäre wertschätzen. Aber letztendlich
bleibt doch nur ein ernüchterndes Fazit - der Film ist gequirlte Scheisse, die
dreieinhalb Stunden sind fehlinvestierte Zeit.
Es ist symptomatisch: Mit Jung Sung-il gibt hier ein angesehener Filmkritiker sein Regiedebüt, also diese Art von Kritiker, die jeden Festival-Film in den Himmel loben und jeden Film, der meinem Arthaus 1x1 folgt, mit Preisen überhäufen. Und nun wollte Mr. Jung all das, was er (und sonst fast niemand) gerne im Kino sieht, in seinen Erstling packen. Alles. Auf einmal. Also Schwarzweiss und Farbe, Liebe und Drama, Lineares und nicht Lineares, Schnelles und Langsames - alles ausgedehnt auf 198 Minuten. Verdammte 198 Minuten. Es gibt Filme, die an der Länge selbst wachsen, die gerade dadurch Wucht bekommen - siehe Love Exposure. Aber "Café noir" ist nicht so ein Werk.
Was kriegen wir nach dem Burger-Opening? Viele, lange Einstellungen der Stadt. Mal Häuser, mal Kanäle, mal Shops. Nett anzusehen, aber viel zu ausgedehnt. Dann eine Story, die irgendwie in verschiedenen Zeiten spielt, aber doch nicht, in der Fantasie, oder doch nicht. So richtig wichtig ist dies aber auch nicht. Ein Vorspann, der erst nach 104 Minuten kommt - ein unlustiger Meta-Gag, den schon der Thailänder Apichatpong Weerasethakul mehrfach erfolglos durchexerziert hat - ebenso wie der bereits genannte Love Exposure, nur mit deutlich mehr Wirkungskraft.
Und dann natürlich Geschwätz. Viel davon, unendlich viel davon. Man ist geneigt, zuzuhören, etwas zu entdecken, doch nach einer gewissen Zeit gibt man auf, weil in diesem "urban ennui chic" nichts drinsteck. Es werden Klassiker zitiert wie Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" und Dostojewskis "Weisse Nächte" - ohne den Hauch von Nutzen. Und stilistisch wird dann und wann Bezug genommen auf Jean-Luc Godard, doch während dessen Frühwerke noch Energie hatten, produziert der Kerl seit den 70ern eigentlich nur noch Müll. Und genau da knüpft "Café noir" an. Godard. Goethe. Dostojewski. Oh mein Gott, ich habe Kultur gesehen. Bildung. Kunst. Muss doch gut sein, oder? Oder??
"Café noir" hätte Potential, das gesteh ich ihm zu. So sind etwa die Schauspieler um Shin Ha-kyun (Thirst) und Moon Jung-hee (Dance With the Wind) durchaus überzeugend. Und auch die optischen Eindrücke der Stadt sind wohl komponiert, ebenso edel die Zugabe von klassischen Musikstücken. Aber Jung Sung-il macht all dies buchstäblich zunichte mit seiner verwirrenden Null-Story und der selbstbeweihräuchernden Überlänge. Das Steissbein schmerzt, die Augen fallen zu, die Galle wird gereizt. Mag sein, dass dies nicht derselbe amateurhafte Quatsch ist, denn uns koreanische Kunstfilmer gerne vorsetzen, aber gerade weil Jung den Anflug von Talent hat, ist dieses tranige Kunstgewichse so mühsam.
Wir Filmfans und Filmkritiker träumen ja alle davon, mal selbst was zu drehen. Immer nur konsumieren und nörgeln, das ist nicht der Kreativität letzter Schrei. Ich hätte sicher auch meine Ideen, meine unfertigen Skripts im Kopf, aber ich trau mir das Talent nicht zu, dies zu verwirklichen. Daher bleibe ich mal beim Konsum. Um so trauriger, dass einer, der die Chance nutzt - und für diesem Mut Lob verdient - dabei nur so etwas zustande bringt. Etwas wie "Café noir". Ein ambitionierter Kunstfilmkoloss, der all das vereint, was an prätentiösen Filmemachen so auf den Sack geht. 198 schmerzhafte Minuten lang.
MEINE
DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Koreanisch 2.0 mit englischen und koreanischen Untertiteln
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Yesasia
(Liefert aus HK)
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Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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