> molodezhnaja Hauptseite
> asian movies
>
korea
> 2018
> BURNING

 


Thrillerdrama

Südkorea 2018
Alternative Titel Beoning; 버닝

Regie, Drehbuch Lee Chang-dong
Darsteller Yoo Ah-in, Steven Yeun, Jeon Jong-seo

Zuschauer 527'800
Länge
148 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 31.12.2018
©  Bilder Xenix, Screenshots molodezhnaja


STORY
Bei einem Botengang trifft Lee Jong-su (Yoo Ah-in) zufällig seine alte Schulkameradin Hae-mi (Jun Jong-seo), die nun auch in der Stadt Paju lebt. Bei den gemeinsamen Erinnerungen an ihre Vergangenheit in der Heimat kommen sie sich näher. Sie schlafen miteinander, doch vorerst liegt keine Beziehung drin - denn Hae-mi geht für einen humanitären Einsatz nach Afrika. In ihrer Abwesenheit kümmert sich Jong-su um ihre Katze. Doch als sie zurückkehrt, hat Hae-mi einen Freund im Schlepptau: den Schnösel Ben (Steven Yeun). Jong-su beginnt sich zu wundern, woher der Mann eigentlich sein Geld hat, denn er scheint keinem normalen Job nachzugehen.

 

REVIEW
Spoiler für Analyse nötig. Aber der Film ist nicht auf klassische "Überraschungen" ausgelegt.

Der Film beginnt als leises Drama, wird zu einem klassischen Liebesdreieck und enthüllt sich letztendlich als psychologischer Thriller. Das alleine schon macht "Burning" sehenswert, doch der sechste Film von Lee Chang-dong hat noch eine zweite Ebene zu bieten, ebenso mehrere Erklärungsmöglichkeiten und eine hervorragende Inszenierung. Das brachte ihm folglich einige Preise ein, unter anderem auch die Nominierung als offizieller koreanischer Beitrag für die Oscarverleihung.

Regisseur, Schriftsteller und Ex-Kulturminister Lee ist bekannt für seine finsteren Stoffe wie Secret Sunshine. Hier zeigt er sich zugänglicher, ohne an Raffinesse einzubüssen. Als Basis diente ihm die Kurzgeschichte "Scheunenabbrennen" (1983) des japanischen Norwegian Wood-Autors Haruki Murakami. Doch er formt die Geschichte nach seinem Gutdünken um und macht sie zu einem Abbild der Klassenunterschiede im modernen Korea. Man kann am Ende darüber diskutieren, ob Hae-mi getötet wurde oder untergetaucht ist, ob Bens Hobby des Scheunenabbrennens eine Metapher für einen Serienkiller ist, ob sich der Hobby-Autor Jong-su das Ende nur ausdenkt. Doch das ist an sich nur sekundär.

Vielmehr sind bei Lee die beiden Männer die zwei Seelen Koreas. Jong-su repräsentiert das ländliche, verarmte Korea, das alles verloren hat. Sein Leben ist geprägt von Traumata und von Trennung. Dass er in der Nähe von Paju aufgewachsen ist, dürfte auch kein Zufall sein, liegt die Stadt doch unmittelbar an der Demarkationslinie zu Nordkorea (dessen Lautsprecher-Propaganda sogar noch hörbar ist): die Grenze Symbol für das nationale Desaster Koreas, aber auch Teilung zwischen rückständigen Norden und kapitalistischem Süden.

Ben indes ist Kapitalismus pur, der "Great Gatsby", fährt Porsche, hat einen amerikanischen Namen, protzt mit seinem Geld. Während Jong-sus Familie stets die Konsequenten für ihre Fehltritte tragen muss (der Vater z.B. sitzt im Knast) steht Ben regelrecht über dem Gesetzt, er glaubt sich unantastbar. "Burning" macht nun den Neid der unteren Klasse auf diese Welt spürbar. Hat Ben Hae-mi wirklich getötet, wie es sich Jong-su in seinem langsam ansteigenden Wahn einbildet? Die Chancen dafür stehen gut, es gibt genügend Hinweise. Aber es kann genauso gut sein, dass er nur der Katalysator für Hae-mi war, unterzutauchen, und Jong-su durch seinen Neid auf Bens Lebenswandel die Zeichen falsch liest.

Hae-mi wiederum repräsentiert eine zweite interessante Facette des Films: einen Blick auf die Rolle der Frau in Korea. Eine Kollegin von Hae-mi meint, es sei "kein Land für Frauen" und erklärt, dass man als Frau es der Gesellschaft Verhaltens- wie Kleider-mässig nie recht machen kann. Auch Jung-su, der sich einbildet, der "bessere Mann" für Hae-mi zu sein, nennt sie eine Hure, als sie im Kannabis-Rausch nackt zu einem Miles-Davis-Stück aus "Fahrstuhl zum Schafott" tanzt. Die toxische Maskulinität, die er Ben zuschreibt, wohnt in ihm genauso. Die eine Sexszene liefert dazu auch viel Interpretationsspielraum, weil Jong-su den Akt an sich zwar geniesst, aber nach den ersten Berührungen lieber die Wand als seine Bettpartnerin anstarrt.

Gespielt ist das alles vorzüglich, egal ob Veteran-Bösewicht Yoo Ah-in der Hauptrolle oder Jeon Jong-seo als lebendige Frauenfigur. Am überraschendsten dürfte der US-Südkoreaner Steven Yeun (Okja) sein, der bisher kaum gross in Erscheinung getreten ist. Er lässt die Interpretationen seiner Figur weit offen, zu einem Zeitpunkt habe ich mir gar überlegt, ob Ben nicht sogar homosexuell sei und Jong-su dadurch noch schneller zu seinen Fehlschlüssen kommt. Beinahe makellos auch die Inszenierung mit ihren langen Einstellungen und dem atmosphärischen Soundtrack. Nur kürzer dürfte der Film sein.

Das ist oft ein Problem bei Lee Chang-dong. Man kann jede Szene wichtig nennen - das etwas surreale Treffen mit Jong-sus einst abgehauener Mutter, das Kaufen und Verkaufen des Kalbes, vieles sicher drin aus Metapher-Gründen. Aber letztendlich sind diese für die zentrale Geschichte doch eher Füller, weshalb die Laufzeit auf zweieinhalb Stunden aufgebläht wirkt. Darunter leidet in der zweiten Hälfte, wenn die eigentlichen Fragestellungen endlich auf den Tisch kommen, die Spannung. Nichtsdestotrotz ein absolut sehenswertes Werk, über das sich auch viel diskutieren lässt. Hoffentlich nimmt sich Lee Chang-dong nun nicht wieder wie seit Poetry acht Jahre Zeit für seinen nächsten Film.

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

Hancinema

 


 

created by molodezhnaja
all rights reserved.

 

 

 

 

 

 

Seite optimiert für Internet Explorer 9