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Fantasytrickfilm. USA 2007
Alternativer Titel
Die Legende von Beowulf

Regie Robert Zemeckis
Drehbuch Neil Gaiman, Roger Avary
Produktion Robert Zemeckis, Steve Bing, Jack Rapke, Steve Starkley
Ausführende Produzenten Neil Gaiman, Roger Avary, Roger Roberts, Marin Shafer
Musik Alan Silvestri
Kamera Robert Presley
Sprecher Ray Winstone, Robin Wright Penn, Anthony Hopkins, Brendan Gleeson,
John Malkovitch, Angelina Jolie, Crispin Glover, Alison Lohman, Sebastian Roché
Länge -

US-Kinostart 16.11.2007
CH-Kinostart
15.11.2007

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 7.11.07
©  Bilder WB, Screenshots molodezhnaja


STORY
Dänemark im finsteren Mittelalter: Das Volk des alten Königs Hrodgar (Anthony Hopkins) wird von Grendel (Crispin Glover) terrorisiert, einem Dämon, der in einer Höhle lebt und menschliche Geräusche derart laut wahrnimmt, dass er in Rage gerät. Er hat schon so viele von Hrodgars Leuten auf dem Gewissen, dass der Herrscher verkündet, Spiel und Spass seien bis auf weiteres verboten - ein herber Rückschlag, gilt das Land doch als Hersteller des feinsten Mets der ganzen Region. Hrodgar lässt ebenfalls verkünden, ein Held werde gesucht, der Grendel töte. Schon bald meldet sich einer: Der Krieger Beowulf (Ray Winstone) vom Volk der
Geata ist mit einem Dutzend seiner Mitstreiter angereist, um das Monster zu killen. Tatsächlich gelingt es ihm, die Bestie so schwer zu verletzen, dass sie stirbt. Das weckt den Zorn von Grendels Mutter (Angelina Jolie). König Hrodgar (Anthony Hopkins) schickt Beowulf daher noch einmal aus, um sein Talent zu beweisen. In den Höhlen stellt Beowulf die Dämonin. Als er zurückkehrt, springt der König in den Tod und hinterlässt Beowulf sein Reich und seine junge Gattin Wealhtheow (Robin Wright Penn). Doch Beowulf wird nicht glücklich in seiner neuen Rolle.

 

REVIEW
Ich habe nicht gezählt, wie oft mir das Herz gestockt hat in "Beowulf". Aber es war ein paar Mal. Nicht weil der Film absurd spannend wäre, sondern weil er einige Momente birgt, die jeden Geek halb um den Verstand bringen. Drachen, Dämonen, mutige Krieger, schöne Frauen - das Arsenal an Überwältigungsobjekten ist derart riesig, dass Robert Zemeckis neues Fantasyepos sich wie eine Spielwiese für Genrefans und Freunde des fantastischen Kinos anfühlt. Wäre all dies Live Action, "Beowulf" hätte Chancen auf den Film des Jahres. Doch der Film ist komplett digital. Ein CGI-Trickfilm, denn real wäre das Budget wohl gigantisch gewesen. In der jetzigen Form betrug es fast bescheidene 70 Millionen Dollar (Variety meint zwar $150 Mio.) und sieht nach mehr aus. CGI ist also ein Kompromiss. Aber nicht nur.

Es ist auch ein Experiment, denn Robert Zemeckis hat eine lange Karriere hinter sich, in der er immer neue technische Errungenschaften einführte. Der Spielberg-Zögling ist zudem ein Meister darin, Tricks unauffällig, aber überzeugend in den Film zu bringen, man denke an "Cast Away" und "Forrest Gump". Grosse Sprünge machte er tricktechnisch auch in seinen Klassikern wie "Back to the Future" und "Who Framed Roger Rabbit?". Im Jahr 2004 entdeckte Zemeckis jedoch die Animation für sich, genau genommen das Performance-Capture-Verfahren, bei dem Schauspieler mit Sensoren agieren und ihre Bewegungen in einen Computer eingespeist werden. Das ermöglicht dem Regisseur völlige kreative Freiheit. Und Zemeckis + Freiheit ergibt wuchtiges Kino.

Dafür war sein erster Trickfilm "The Polar Express" nur ein Vorgeschmack, denn dort waren die Augen der Figuren gespenstisch seelenlos, die Animation oft steif. Das menschliche Auge reagiert sensibel auf den Anblick von Menschen. Sind die nicht total überzeugend echt wirkt die Performance sofort künstlich. Zemeckis umging dieses Problem im vom ihm produzierten "Monster House", indem er die Figuren abstrahierte - doch nun in "Beowulf" versucht er es erneut. Mit grossem Erfolg, aber immer noch mit Rückschlägen. Ich bewundere jeden Filmemacher, der die Technik so voran bringt, damit andere von dem profitieren können. Man stelle sich vor, wie unsere Zukunft mit 3D-Filmen gespickt ist von "Beowulf" bis James Camerons Avatar und Steven Spielbergs & Peter Jacksons "Tintin". In dieser Evolution spielt Zemeckis (den ich übrigens als dritten Regisseur bei "Tintin" sehe) eine zentrale Rolle, denn er bringt die Technik voran.

3D hab ich gesagt? Ja, in fachgerecht ausgestatteten Kinos läuft er 3D, leider gibt es davon hier in der Schweiz nur wenige, z.B. in Bülach, Utzwil und Zürich-Sihlcity. Doch klar ist: Wer die Chance hat, den in 3D zu sehen, der muss. Doch dazu später, denn erst nochmals zurück zu den Figuren. Was ist denn nicht gut an ihnen? Sie wirken immer noch etwas steril. Die Augen sind besser, die Gesichter glaubwürdiger, doch noch immer sind die Bewegungen etwas falsch, die Blicke zu leer, die Gesichter zu ausdrucksarm. Dabei stellen sich Unterschiede ein - Robin Wright Penn zum Beispiel ist eher schwach animiert, schade für eine so wichtige Figur. Am besten weg kommen Brendan Gleeson, Ray Winstone und Anthony Hopkins, wohl gerade deshalb, weil ihre Gesichter nicht so lupenrein sind. Das macht sie lebendiger. Klar ist aber stets: Man sieht hier Kunstfiguren. Und das lindert den Spass etwas. Aber nur etwas. Denn Zemeckis weiss dies bestens zu kompensieren, mit einem Film von gigantischer Wucht.

Wuchtig schon der Soundtrack von Alan Silverstri, der richtig dröhnt und das Heldenepos stilgerecht ankündigt. Wuchtig aber auch die erste Filmhälfte, die in Sachen Heldenmut dem von mir nicht so geschätzten 300 Konkurrenz macht. "What we need is a hero!" schreit Hopkins und der nächste Schnitt zeigt Beowulf mutig und stolz auf seinem Schiff in den Wellen. Beowulf ist ein Prototyp eines Helden. Mann, Macho, Mistkerl - ein Bild von einem Mann mit der markigen Stimme von Winstone und den Dialogen eines furchtlosen Angebers. Der Kerl ist derart maskulin / homoerotisch / narzisstisch, dass er Grendel nackt bekämpft. Selbst 300 kann da abfahren. Der Unterschied ist jedoch, dass man hier die Figuren bald einmal ernster nimmt - ironisch, sind die hier doch aus Pixel, die in 300 real. Der Grund liegt in der Story, die bald viel tiefer geht, als es das Schlachtengetümmel von 300 sich erträumen kann.

Die Drehbuchschreiber Neil Gaiman (Fantasy-Ikone und Stardust-Autor) und Roger Avary ("Pulp Fiction"-Autor) haben nämlich die Vorlage, das berühmte altenglische Gedicht gleichen Namens, abgeändert und die beiden Hälften der Story mit einem Kniff vereinigt, der sie tiefgründiger macht. Der Überheld, der schreit und Muskeln zeigt, der pure Virilität ausstrahlt, wird Opfer seines eigenen Stolzes. Er wird menschlich, sozusagen. Und dem ganzen zweiten Teil des Films hängt daher auch die Suche nach Sühne an. Mir gefiel das ungeheuer gut, denn der Held wird so nicht demontiert, aber mit Facetten ausgestattet, die den Schluss um so viel besser machen.

Doch bevor der Schluss überhaupt kommen kann, darf man sich satt sehen an unglaublichen Szenen. Grandios etwa Grendels erster und blutiger Angriff bei Strobo-Licht. Fantastisch auch Beowulfs Nacktkampf gegen Grendel. Leider hat Zemeckis dabei in "Austin Powers"-Manier Beowulfs bestes Stück stets durch ein Objekt oder durch Schattenwurf kaschiert, wohl um die US-Zensur nicht zu schockieren - doch das lenkt stark ab. Klar schwingt eine gewisse Ironie mit, welche später noch verstärkt wird, doch man kommt trotzdem nicht drum herum, zu kichern und zu denken "so zeigt jetzt endlich diesen Schwanz" - nicht zuletzt, weil Beowulf als ein Mannsbild von prächtigen Proportionen gehandelt wird von den Frauen in der Stadt und seine Virilität und Männlichkeit Thema mancher Dialogstellen ist. Unter anderem auch beim fantastischen Treffen mit Grendels Mutter, halbnackt und verführerisch verkörpert von Angelina Jolie. Die Dialoge mit ihrer freudianischen Doppelbödigkeit (Schwert, Penis etc.) sind absolut fantastisch und die Sequenz von einer bemerkenswerten Fülle an Erotik, Suggestion und Spielerei. So kann Fantasy-Kino sein.

Letzter Höhepunkt ist natürlich der berühmte Kampf gegen den Drachen, der durch den Drehbuchkniff noch mitreissender wird. Alleine die Sequenz hätte das Budget wohl über 150 Millionen Dollar gedrückt, denn sie ist absolut fantastisch. Man bangt richtig mit und staunt Bauklötze. Ganz besonders eben in 3D. Es gibt etliche Szenen, bei denen die Kamera herumwirbelt, die Richtung rasch ändert oder ein Objekt einfängt, welches bedrohlich im Vordergrund lauert. Die Vitalität der Bilder ist enorm und schreit nach einem Ansehen in der dritten Dimension. Zemeckis war nämlich nicht interessiert, diese Technik als Spielerei einzusetzen wie früher, sondern als echte Komponente seiner Bildsprache - von A bis Z. Und damit macht er einen riesigen Schritt in die Richtung, in die Cameron & Co. das Kino bringen wollen. Eine faszinierende Zeit für Cineasten und Technikfreaks.

"Beowulf" sollte man sich daher, ich kann mich nur wiederholen, in 3D anschauen. Aber auch sonst sind seine Bilder, seine Figuren und seine Story ein Vergnügen. Fantasyfans kommen voll auf ihre Kosten, alle anderen werden kurz über die Künstlichkeit der Charaktere die Nase rümpfen, doch wenn Zemeckis den Zug ins Rollen bringt, dann hält ihn nichts mehr auf und alle Defizite sind rasch vergessen. Der Film rockt einfach und schüttelt den Vorwurf der Übermenschen-Vergötterung à la 300 nach der Filmhälfte ab, wenn man merkt, dass die Autoren die ursprüngliche Geschichte clever neu orientiert haben. Das macht den Film facettenteicher und ohne Frage zu einem der besseren Popcorn-Knüller dieses Jahres. Und dies für nur 70 Millionen Dollar. Respekt.

 

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