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2014
> THE WORLD OF KANAKO
Thrillerdrama
Japan 2014
Alternative Titel Kawaki;
渇き
Regie Tetsuya Nakashima
Drehbuch Tetsuya Nakashima, Miako Tadano, Nobuhiro Monmanach dem Roman
von Akio Fukamachi
Darsteller Koji Yakusho, Nana Komatsu, Satoshi Tsumabuki, Hiroya Shimizu,
Fumi Nikaido, Ai Hashimoto, Jun Kunimura
Länge 114 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 18
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 15.10.2015
© Bilder Edko, Screenshots molodezhnaja
STORY
Der ehemalige Polizist Akikaku Fujishima (Koji Yakusho) verfiel
dem Alkohol und verlor nicht nur die Karriere und die Familie. Nun fristet er
eine traurige Existenz als Wachmann. Da tritt seine Ex-Frau (Asuka Kurosawa) in
sein Leben und bittet ihn, die verschwundene Tochter Kanako (Nana Komatsu) zu
suchen. Die 17-jährige Schülerin scheint spurlos verschwunden. In der Hoffnung,
dass Kanako seine traurige Existenz wieder ins Lot bringen könne, macht er sich
auf die Suche. Doch schon bald muss Akikaku erkennen, dass seine Tochter kein
Engel war - im Gegenteil. Sie dealte mit Drogen, verführte Männer und lotste
einen suizidalen Schwächling (Hiroya Shimizu) auf einen gefährlichen Pfad.
Während Akikaku immer tiefer in den Sündenpfuhl eintaucht, wird er verfolgt von
seinem hämisch grinsenden Ex-Partner Asai (Satoshi Tsumabuki).
REVIEW
Mit Confessions bewies
Tetsuya Nakashima eine ungewohnte Reife als Regisseur, was auf einen neuen
Abschnitt in seiner Karriere hindeutete. Doch schon mit dem Nachfolger "The
World of Kanako" macht er deutlich, dass er seine wildere Zeit à la
Memories of Matsuko oder
Kamikaze Girls keineswegs aufgegeben hat.
Wenn schon, dann vermischt sein neues Werk Themen aus "Confession" mit dem
direkten, ungehobelten Stil der Vorgänger. Oder einfacher gesagt: Typisch
Nakashima, indem sich das Werk nicht in eine Schublade zwängen lässt, sondern
inhaltlich wie stilistisch die Zuschauer fordert oder gar vor den Kopf stösst.
Dies ist sein bisher brutalstes Werk, sein am schwersten zugängliches.
Nichtsdestotrotz faszinierende Kinokost.
Das liegt nicht zuletzt am Hauptdarsteller: Der stets verlässliche Koji Yakusho (Shall We Dance?, Eureka) liefert die wohl unappetitlichste Rolle seiner Karriere, gibt das Ekel mit voller Energie. Niemand in diesem Film ist sympathisch, es gibt höchstens mehr oder weniger abstossend. Doch Yakusho toppt sie alle mit einem Mix aus Aggression und Wahnsinn. Bevor auf seine Mission aufbricht, vergewaltigt er mal so schnell seine Ex-Frau, seine jungen Zeugen behandelt er wie Dreck und in der zweiten Hälfte humpelt er bluttriefend von einem Gemetzel ins nächste. Er ist ein mörderisches Arschloch, nicht einmal seine Motivation, die Tochter zu finden, ist wirklich klar, denn von Familiengefühlen scheint dieses Scheusal befreit zu sein.
Und wenn schon der Protagonist derart abstossend ist, und die anderen Figuren ebenso - dann ist klar, dass man hier einen zutiefst nihilistischen und misanthropen Film vor sich hat. Wer auf Empathie oder eine finale Katharsis hofft, der ist hier fehl am Platz. Wer aber absteigen möchte in eine menschliche Hölle, der sollte dran bleiben. Denn Nakashima ist ein beeindruckender und kompromissloser Regisseur, und er macht selbst einen so unappetitlichen Trip zur Tour de force. Schon die ersten Szenen des Films beweisen dies deutlich, denn es werden scheinbar unzusammenhängend und hektisch montierte Episoden präsentiert, welche die Zuschauer vorerst nicht einordnen können. Danach gehts mit rasantem Schnitt und abrupten Zeitsprüngen weiter.
Die Story an sich ist dünn - eine Art übersteigerte Abhandlung des Detektiv-sucht-im Sündenbabel-verschwundenen-Jugendlichen-Plots im Stil von Paul Schraders "Hardcore" (1979). Also Exploitation, nur eben durch die popkulturelle und postmoderne Linse. Es ist vielmehr Tetsuya Nakashimas Inszenierung, die all dies auf eine neue Ebene hebt. Mit ungezügelter Gewalt und exzessivem Tempo sorgt er dafür, dass die durchaus vorhandene Überlänge vergessen geht und man stattdessen mit offenem Mund der eskalierenden Ereignisse beiwohnt. Famos gespielt, virtuos inszeniert, treffsicher getaktet.
Moralisch macht es einem Nakashima auch nicht einfach, denn man könnte geneigt sein, das Wirken der Tochter den negativen Einflüssen des Vaters zuzuschreiben. Doch hier scheint vielmehr jeder verrottet, egal ob Polizist oder Gangster, ob Elternteil oder Kind, ob Lehrer oder Schüler. Die Welt geht im Rausch zu Grunde. Diesen Rausch inszeniert Nakashima wunderbar poppig, mit Drogen, schnellen Schnitten und Text-Einblendungen - ganz jugendlich, ganz sozialmedial, und ähnlich bunt wie in Kamikaze Girls. Doch an diesen Parties ist wenig Spassiges, sie sind nur eine weitere Ausgeburt des Niedergangs und der Dekadenz. Die Jugend scheint fixiert auf Sex und Äusserlichkeiten, ohne echte Gefühlen. Als die Eltern etwa nach einem Freund von Kanako fragen, berichten die Schüler, das sei einer, der damals Selbstmord begangen habe - und das meinen sie nicht etwa trauernd, sondern triumphierend, nach dem Motto: Hey, den kannte ich, der war berühmt in der Schule, weil er vor allen gemobbt wurde.
Trotz all dem ist Nakashima aber nicht per se lustfeindlich oder hackt sinnlos auf der Jugend herum: Bei ihm ist alles kaputt und er spielt einfach genussvoll mit den Exzessen. Da haben nicht nur Parties Platz, sondern auch inzestuöse Spielereien, pulpige Dialoge und natürlich die omnipräsente Gewalt. Diese Spielerei ist cineastisch faszinierend, wenn auch etwas an der Oberfläche verharrend. Als Zuschauer stumpft man schnell ab und man bestaunt eher die Eskalation als die Charaktere. Kann man diese Welt ernst nehmen, ihre Figuren emotional fassen? Nicht unbedingt. Aber das mindert die Faszination nur leicht. Am Ende bleibt ein Mix aus Abscheu und Mitgefühl, aus Depression und sadistisch angehauchter Freude. Dieses Potpourri der Gefühle ist sicher nicht etwas, was alle Zuschauer gerne spüren, aber mir gefiels.
EXTERNE LINKS
imdb.com
Screenshots der DVD mit VLC 2.2.1 verkleinert und geschärft mit Photoshop CS2
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