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Thrillerdrama
Japan 2010
Alternative Titel Kokuhaku; 告白

Regie Tetsuya Nakashima
Drehbuch Tetsuya Nakashima nach dem Roman von Kanae Minato
Darsteller Takako Matsu, Masaki Okada, Yoshino Kimura, Mana Ashida,
Kaoru Fujiwara, Kai Inowaki, Sora Iwata, Daichi Iwata, Daichi Izumi, Karin Kato

Länge 106 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 12.2.2011
©  Bilder CN Entertainment, Screenshots molodezhnaja


STORY
Die Mittelschullehrerin Yuko Moriguchi (Takako Matsu) verkündet vor ihrer Klasse, dass sie auf Ende des Semesters ihren Job an den Nagel hängt. Der Grund ist der Tod ihrer kleinen Tochter
Manami. Das HIV-infizierte Mädchen wurde im Pool aufgefunden, die offizielle Ursache soll ein Unfall gewesen sein. Doch Yuko weiss genau, dass zwei ihrer Schüler involviert waren - das Wissenschafts-Wunderkind Shuya Watanabe (Yukito Nishii), den sie Schüler A nennt, und der Sportler Naoki Shimomura (Kaoru Fujiwara), ihr Schüler B. Vor allen Kommilitonen breitet Yuko die Tat der beiden aus und verkündet am Ende, dass sie ihre Milch mit HIV-Viren vergiftet habe. Während ein junger, enthusiastischer Lehrer bald darauf die Klasse übernimmt, und die meisten Schüler nur noch vergessen wollen, wird aus Shuya ein Einzelgänger, der von den anderen gehänselt wird. Und Naoki verschanzt sich daheim, abgeschirmt von seiner besorgten Mutter (Yoshino Kimura).

 

REVIEW
Die ersten knapp 30 Minuten sind düsterste Zeitlupen-Brillanz. Ein stets tragischer werdender Monolog von Takako Matsu, begleitet von suggestiven und auf kuriose Art unwohl stimmenden Bildern von Teenagern im Klassenzimmer sowie von einem meditativen Soundtrack. Die letzten 30 Minuten des Films sind wiederum stark, aber auf andere Weise: das brutale Schlussbouquet eines Films, der mitreisst, der bewegt, der zum Nachdenken auffordert. Inszeniert von einem der spannendsten zeitgenössischen Regisseure -
Tetsuya Nakashima. Nach den wunderbaren Knallbonbons Memories of Matsuko und Kamikaze Girls bringt er uns mit der Romanadaption "Confessions" ein weiteres hochfaszinierendes Werk.

Glaubwürdigkeit steht hier nicht an erster Stelle: Kein Schüler meldet irgend etwas den Eltern oder den Behörden, die infizierten Jungs gehen nicht mal zum Arzt. Alles wirkt eine Spur zu elaboriert, zu theatralisch. Doch das passt blendend zur Inszenierung, die mit ihrem Exzess an Zeitlupe auch ans Prätentiöse grenzt: "Confessions" ist inhaltlich wie visuell stilisiert. Und weil der Soundtrack, der auch Stücke von Radiohead, der Experimental-Rockband Boris und The XX umfasst, nahezu in Dauerschleife läuft, wirkt das Ganze bisweilen wie ein zweistündiges Musikvideo. Doch was bei anderen Regisseuren distanzierend wirken würde, ist bei Nakashima Teil des Gesamtkunstwerks.

Denn was er zu sagen hat, ist alles andere als distanzierend. Es geht um knallharte Themen - um dunkle Triebe in den Menschen, um Erziehung, um Rache, um Einsamkeit, um Misshandlungen unter Schülern, um fehlende Emotionen gegenüber dem Leid anderen. "Niemand sagte mir, dass es falsch sei, zu töten" meint Shuya einmal etwas pathetisch - aber im Kerl trifft dies das Gedankengut dieser Kids. Sie sind aufgewachsen in einer Welt, in der ein Massenmord mehr Zeitungs-Platz bekommt als ein erster Rang bei einem Wissenschaftswettbewerb. Sie sind aufgewachsen in einer Welt, in der man selbst Emotionalität zum Lifestyle erheben kann, aber während der tragischen Geschichte der Lehrerin trotzdem einschläft.

Eine Welt voller Widersprüche, voller Kälte, die Nakashima in ästhetisierte Düster-Bilder packt. Die Gewalt, die sich von Beginn weg langsam in die Story schleicht, wirkt selten plakativ, sondern nahezu nüchtern präsentiert. Und sie wird immer heftiger, bis sich im Finale alles entlädt. Man kann dies als Brutalo-Kino anschauen - oder als verzweifelten Aufschrei in einer kaputten Welt. Denn was "Confessions" eigentlich einfordert, ist Menschlichkeit. Eine Rückkehr zu ganz altmodischer Menschlichkeit, die sich nicht in schicken Kleidern von Emo, Goth, Kawaii oder weiss der Teufel welchen Trends versteckt. Eine Menschlichkeit, bei der klar ist, dass Gewalt nicht geil ist, sondern uns das kostet, was uns am liebsten ist.

Nakashima tut dies aber mit möglichst geringer Wertung. Er verhält sich fast neutral, lässt die Zuschauer entscheiden, von wo die Gewalt letztendlich ausgeht. Denn nachdem unsere Protagonistin ihre Rede abgeschlossen hat, folgt im Mittelteil die Geschichte den "Geständnissen" anderer Personen und zeichnet ein facettenreicheres Bild der Tat, der Beteiligten und ihrer Hintergründe. Ein paar Mal gleitet Nakashima in Pop-Psychologie ab, wirkt die Inszenierung des Leids wichtiger als das Innenleben der Figuren. Doch an diesen Ansatz muss man sich eh früh gewöhnen, sonst geht der Film an einem vorbei. Man muss in seinen traumwandlerisch-meditativen Zeitlupen-Rhythmus einklinken können.

In Japan gelang dies wohl ziemlich gut, denn "Confessions" räumte an den Kinokassen voll an und wurde erst noch als japanischer Beitrag für die Oscars für den besten fremdsprachigen Film vorgeschlagen. Nominiert wurde er letztendlich nicht, doch das ändert nicht viel daran, dass er einer der besseren Filme ist, die Japan im Jahrgang 2010 herausgebracht hat. Minutiös inszeniert, von den Schauspielern um die kühl-dominante Takako Matsu (K-20) bravourös gespielt und eindrücklich andersartig erzählt. Ja er ist gekünstelt, ja er hat leichte Überlänge - aber er bleibt hängen, und das zählt.

 

MEINE DVD
Hongkong, Code 3, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch DTS und 5.1 mit englischen und chinesischen Untertiteln.

 

BESTELLEN 
Yesasia (Liefert aus HK)

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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