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2006
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Tragikomödie
Japan 2006
Alternative Titel
Kiraware Matsuko no issho;
嫌われ松子の一生
Regie Tetsuya
Nakashima
Drehbuch Tetsuya Nakashima nach einem
Roman von Muneki Yamada
Darsteller Miki Nakatani, Eita, Yusuke Iseya, Teruyuki Kagawa, Mikako
Ichikawa
Länge 130 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
© Text Marco,
molodezhnaja 14.3.07
© Bilder Toho,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der Herumhänger Shou (Eita) bekommt Besuch von seinem Vater (Emoto
Akira). Der bittet ihn, die sterblichen Überreste seiner Tante Matsuko (Miki
Nakatani) zu entsorgen. Die ehemalige Lehrerin lebte von ihrer Familie
getrennt und wurde unlängst im Alter von 53 Jahren erschlagen. Während seines
Auftrags findet Shou immer mehr Teile aus Matsukos Vergangenheit, die sein
Interesse wecken. Er nimmt Kontakt auf, mit Leuten, die sie kannten, und
recherchiert in ihren Hinterlassenschaften. Ihm offenbart sich ein turbulentes
Leben einer Frau, die nach dem Verlassen des elterlichen Heims von den Männern
misshandelt, geliebt und verstossen wurde und die im Puff, im Gefängnis oder auf
der Bühne immer darauf hoffte, ihr Leben möge sich zum Guten wenden.
REVIEW
Ein LSD-Trip von Douglas Sirk dürfte etwa
aussehen wie "Memories of Matsuko": Ein grell-überdrehtes Melodrama nach einem
Roman der Autorin Muneki Yamada, versetzt
mit Musical-Einlagen und Bildexzessen, ebenso berauschend wie bewegend.
Regisseur Tetsuya Nakashima legt nach seinem famosen
Kamikaze Girls in Sachen Einfallsreichtum sogar noch einen
drauf und schuf einen der besten japanischen Filme des Jahres. Das Schicksal
dieser geschundenen Frau geht ans Herz, während der Film gleichzeitig dem
klassischen japanischen Melodrama huldigt, dessen Stil ironisiert und mit
ebensoviel Humor wie Entsetzen bricht. Ein wahrlich sehenswerter Film, der sich,
aufs Wesentliche reduziert, das Leitmotiv "lebe ein Leben voller Liebe" aufs
Banner schreibt und jene Menschen zu Göttern erhebt, die beim Einhalten dieses
Mantras langsam krepieren.
Als direkter westlicher Vergleich bietet sich Jean-Pierre Jeunets Meisterwerk "Amélie" an, aber die Unterschiede sind bei allen Parallelen durchaus deutlich. So wünscht man beiden Frauen zwar alles Glück auf Erden, doch während im märchenhaften "Amélie" kaum je Zweifel bestehen, dass einmal die Freude einkehren wird, so steht beim via Rückblenden erzählten japanischen Gegenstück von Anfang an fest, dass am Ende der farbenfrohen Odyssee der Tod steht. "Matsuko" ist nicht nur deshalb deutlich düsterer, sondern wiel Themen wie Mord, Gewalt und Prostitution ohne Scheu in die Handlung integriert werden. "Amélie" indes hat einen grossen Vorteil: Die stringente Inszenierung. Ich bin voll und ganz zu haben für einen visuellen Rausch, wie ihn beide Filme bieten, doch im Falle von "Matsuko" gehen dem Regisseur manchmal die Pferde durch und die liebliche Story wird unter der Last der CGI-Exzesse erdrückt. Die Gefahr besteht bei Jeunets Geniestreich nie.
Doch wer will zwei solch schöne Filme schon gegeneinander ausspielen: "Memories of Matsuko" ist so oder so unbedingt einen Kauf wert. Primäres Argument sind die Bilder, die in grellen Farben eine Welt erschaffen, die ebenso real wie stilisiert ist, ebenso kitschig wie erdrückend. Dazwischen schiebt Nakashima immer wieder wunderbare Einfälle wie ein Vorspann in epischer Technicolor-Schrift, etliche Musical-Nummern oder sich wiederholende Schlüsselmomente. Bei einigen suggestiven Erotikszenen wird es sogar richtig heiss. Den Kontrast setzen Szenen im Gefängnis, Szenen voller Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit sowie Szenen voller Gewalt. Matsukos Leben ist eine Achterbahnfahrt und Nakashimas grösste Leistung besteht darin, diese Achterbahn spürbar zu machen, ohne die Zuschauer aus der Bahn zu werfen.
Grosses Lob geht dabei auch an die Darsteller, allen voran Miki Nakatani (Train Man), welche die Hauptfigur durch alle stilistischen Veränderungen hindurch liebenswert macht. Aber auch Jungstar Eita (Su-ki-da, Summer Time Machine Blues) leistet vorzügliche Arbeit, denn inmitten der ganzen Technik, die bei der Bildkomposition zum Einsatz kommt, ist ein stark menschelndes Element unabdingbar. "Memories of Matsuko" hält jedoch stets die richtige Balance aus Melodrama, rabenschwarzem Humor und visueller Tour de Force. Das ist Feelgood-Kitsch gefiltert durch Avant-Garde und Popkultur - oder einfach Kino, das aus den Vollen schöpft.
MEINE DVD
(Regular Edition)
Hongkong, Code 3, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch 5.1 und DTS mit englischen und chinesischen Untertiteln.
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