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Dokudrama
Japan 2007
Alternative Titel Jitsuroku Rengo Sekigun: Asama sanso e no michi;
実録・連合赤軍 あさま山荘への道程

Regie Koji Wakamatsu
Drehbuch Masayuki Kakegawa, Koji Wakamatsu nach dem Roman von Masayuki Kakegawa
Darsteller Akie Namiki, Go Jibiki, Maki Sakai, Arata, Shima Onishi

Länge 190 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 18.3.2012
©  Bilder Lorber Films, Screenshots molodezhnaja


STORY
In den 60er-Jahren häufen sich die Studentenaufstände in Japan. Ende des Jahrzehnts erreichten die Auseinandersetzungen, nicht zuletzt wegen des Vietnam-Kriegs, neue Höhepunkte. Als die Studentenproteste immer gewaltsamer wurden, gründeten sich mehrere linke Widerstandsgruppen wie die Japanese Red Army und 1971 die United Red Army. Letztere besteht aus Tsuneo Mori (Go Jibiki) und einigen Maoisten, die die Regierung stürzen wollen. Dazu ziehen sie sich in ein Trainingslager in den Bergen der Chiba-Präfektur zurück. Dort beginnt bald eine erbarmungslose Selektion: Wer nicht revolutionär oder stark genug ist, wird buchstäblich exekutiert.

 

REVIEW
Bei Regisseur
Koji Wakamatsu (1936-2012) beginnen selbst seine Erotikfilme aus den 70ern (z.B. Running in Madness, Dying in Love, Go, Go Second Time Virgin) oft mit politischen Szenen. Studentenaufstände, Massenproteste - oft in Schwarzweiss und mit dokumentarischem Anstrich. Kein Wunder also, nahm sich der linke Altmeister für sein spätes Magnum Opus das Thema Politik vor: die Geschichte der Rengo Sekigun, der Vereinigten Roten Armee, URA. Doch diesmal wirkt sein immer verwendeter Ansatz eher hindernd. Denn bis zur Gründung der URA im Jahr 1971 geht Wakamatsu in "United Red Army" nahezu jeden Aufstand und jeden Krieg in den 60ern durch, um sozusagen das ideologische Fundament zu legen. Das ist dann nichts mehr anderes als eine halbe Stunde lang schwerfälligste Exposition inklusive Erzählstimme.

Der Film ist satte drei Stunden lang, also kann man ihm einen Prolog von einer halben Stunde durchaus zugestehen, um Grundelemente einzuführen - doch einerseits geschieht dies hier grauenhaft langweilig. Und zum anderen ist eigentlich noch gar kein Material zum Aufbau da. Kaum eine Figur ist eingeführt, kein Thema angeschnitten. Es geht nur um historisches Rüstzeug. Danach, wenn endlich die eigentliche Story beginnt, ist die nicht viel spannender. Immer wieder Erzählstimme, immer wieder Einblendungen, immer wieder Zeitsprünge. Man wächst nie in die Geschichte hinein, geschweige denn die Charaktere. Man kann vom deutschen "Baader-Meinhof Komplex" halten was man will, doch der schaffte einen ähnlichen Querschnitt durch Jahre des linken Widerstands erzählerisch viel dichter, weil er näher an den Figuren bleibt.

Erstaunlich ist all das, weil die URA nicht einmal 30 Mitglieder hatte und nur zwei Jahre aktiv war. Durchaus überschaubar in Zeit und Umfang also. Doch "United Red Army" schafft es dennoch nur selten, all seine Informationen in ein konsumierbares Ganzes zu packen. Was schafft er dann? So einiges. Die Ära wirkt etwa relativ glaubwürdig. Wakamatsu schert sich nicht zu sehr um Kostüme und Frisuren, die wirken oft etwas zu modern. Aber er schafft es, die von Krieg und Misswirtschaft aufgeheizte Stimung einzufangen und den revolutionären Geist nachzustellen, den die Jugendlichen anfänglich zu Protesten trieb, später zum Terror.

Auch ist die Dichte des Materials schon vemerkenswert. Wäre all dies emotionaler, wäre es schlauer montiert, dann würde man staunen ob der schieren Informationsmenge. Wakamatsu hat viel zu sagen und er lässt nicht einfach locker. Er palavert drauf los wie ein Besessener, rasant montiert, pausenlos erzählend. Und all das Abgefilmt in einem nüchternen Ton, der einem Epos nicht wirklich entsprechen will, aber überaus passend wirkt zu einem solch bodenständig linkspolitischen Werk. Firlefanz wäre Fehl am Platz. Und so mussten denn auch die Schauspieler stets bereits im Kostüm am Set auftauchen, Schminken war verboten. Dieser Naturalismus im Mittel-Segment war es wohl auch, was die Festivalsjurys begeisterte, und Wakamatsu zu einigen Preisen verhalf.

Dank "United Red Army" setzte der nunmehr 70-Jährige zu einem späten zweiten Karrierehöhenflug an, dem viel beachtete Werke wie Caterpillar folgten. Was er jahrelang in seine Schmuddelwerke schmuggelte, also Politik und Gesellschaftskritik, manifestierte sich nun in einem eigenen Film, und brachte ihm endlich auch im Westen Ansehen. Interessant dabei ist, dass Wakamatsu nicht einfach die radikale Linke lobhudelt, sondern ihr einen Spiegel vorhält: Endlose ideologische Diskurse, die sich im Kreis drehen. Die Unfähigkeit, einen Konsens zu finden. Das Abstrahieren von ganz normalen Themen. Die ideologische Pervertierung von Wörtern wie "Selbstkritik". Das Schüren von Misstrauen und das Töten von Andersdenkenden. Das alles und mehr macht die an sich sympathische Zielsetzung der früheren Studentenproteste zunichte und offenbart diese Terroristen als das, was sie eben sind. Deswegen ist der Mittelteil rein emotional sicherlich das kraftvollste Segment.

Dass all dies drei Stunden lang dauern muss, ist bedauerlich, denn "United Red Army" hat nicht so extrem viel zu erzählen. Er macht es nüchtern und faszinierend, keine Frage, doch um eine solch epische Lauflänge zu rechtfertigen, müsste die Dramaturgie um einiges ausgefeilter sein. Die jetzt vorliegende Drei-Akt-Struktur (Prolog, Ausbildung, Kampf) ist zwar in sich logisch, aber jedes Element braucht etwas zu viel Zeit: Am Anfang wird man unruhig, weil die Story nie anfängt. Im Mittelteil wird man unruhig, weil die Story nirgendwo wirklich hinführt. Es gibt also viel zu kritisieren an dem Werk. Aber das schmälert die Faszination nie so weit, um "United Red Army" das Attribut Sehenswert abzusprechen.

 

MEINE DVD
USA, Code 1 NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 5.1 mit nicht ausblendbaren englischen Untertiteln.

 

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EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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