Torque (2004)

US-Start: 16. 01. 2004
CH-Start: 05. 02. 2004


Regie: Joseph Khan
Buch: Matt Johnson
Produktion: Neal H. Moritz, Brad Luff
Kamera: Peter Levy
Musik: Trevor Rabin
Cast: Martin Henderson, Ice Cube, Monet Mazur, Jay Hernandez, Jaime Pressly, Will Yun Lee, Adam Scott, Faizan Love
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Kritiken:
Roger Ebert (USA) 2½/4 ...
approximately the same level of reality as a Road Runner chase.
James Berardinelli (USA) 2/4 ...
It's difficult to tell which is worse - the acting or the writing.

 

Review:
21.1.04

Ich versuche, solche Kraftausdrücke zu vermeiden, aber "Torque" ist einer der schlechtesten Filme, die ich jemals im Kino gesehen habe. Ein unter Drogeneinfluss geschnittenes Action-Machwerk ohne den Hauch von Sinn, Tempo und Spass. Ein Furz im Actiongenre, gegen den "The Fast and the Furious" aussieht wie "Citizen Kane". Ja, er ist so mies. Denkt nicht mehr in der Kategorie "dumb fun". "Torque" gehört in eine ganz andere Liga. In eine, in der bisher Battlefield Earth und Freddy Got Fingered den Thron besetzten. Nun seid ihr langsam vorbereitet auf diesen bodenlos miesen Stinker von einem Film. Allein der Gedanke an "Torque" verursacht bei mir körperliche Schmerzen.

Ein Drehbuchautor ist aufgeführt (Debütant Matt Johnson), doch ich befürchte, dass das Storyboard wichtiger war. Dennoch versuche ich, den "Plot" wiederzugeben: Der coole Cary Ford (Martin henderson aus The Ring) sowie seine Freunde Dalton (Jay Hernandez aus "crazy/beautiful") und Val (Will Yun Lee) sind Asse auf ihren Motorrädern. Sie legen sich mit einer Gang von irischen Töff-Rowdies an, denen Ford Maschinen und Drogen geklaut hat. Auch Fords Ex-Freundin Shane (Monet Mazur, das Kopiergerät-Girl aus 40 Days and 40 Nights) gerät dadurch in Gefahr. Und, als wäre das alles nicht genug, jagen auch noch der irre FBI-Agent McPherson (Adam Scott) sowie der Bandenführer Trey (Ice Cube), der glaubt, Ford habe seinen Bruder getötet, hinter unseren Helden her.

Dieses Gerüst einer Handlung wäre ja tolerierbar, wenn daran tolle Actionszenen aufgehängt wären. Immerhin sieht sich "Torque" als "Fast and the Furious" auf zwei Rädern. Doch die Action ist dilettantisch. Danach sehnt man sich nach einem Michael-Bay-Film. In "Torque" reden die Akteure durch die Helme bei grösster Lautstärke miteinander, rasen über Züge, durch Züge und Bretter, stürzen bei 200 km/h und stehen auf, heben ihre Bikes und machen Kung-Fu mit ihnen. Mir wird übel. Das Schlimmste dabei ist, dass so viel CGI als Trick erkennbar ist. Jeglicher Realitätsbezug wird verunmöglicht und jegliche Involvierung in das Gesehene wird verunmöglicht. Ich sah nur gestresste Bilder vor meinem Auge durchjagen, ich sah keine Action-Szene. Die Charaktere sind einem Piepsegal, die Gravitation spielt keien Rolle - also wofür soll man noch die Daumen drücken? Wie soll man mitfiebern? Der finale Chick-Fight dürfte eine der schlechtesten Actionszenen überhaupt sein. Und ich konnte es kaum glauben, als sie sogar noch unterboten wurde: Am Schluss rast Ford mit einem futuristischen Bike durch die Stadt, und es sausen dabei nur noch CGI-Fetzen auf die Leinwand zu. Eine geschlagene Minute lang nichts als Hektik, Hektik, Hektik. Das ist kein Finale, das ist ein Pixelsturm. Und es fehlt alle Dynamik. Regiedebütant Joseph Khan hat zweifelsohne einen schnellen Film gemacht, aber einen ohne Dynamik. Stellt euch einen Rosamunde-Pilcher-Film vor, der mit 200% Geschwindigkeit läuft. Der ist nicht rasant, der ist bloss schnell. Und so ist es in "Torque", wo alle 0.5-10 Sekunden ein Cut kommt, wo Bilder über die Leinwand hetzen, ohne die Spur von Resonanz beim Zuschauer auszulösen. Worte können gar nicht ausdrücken, wie beschissen dieses Konzept ist.

Und dennoch: Die Action ist nicht das Übelste an dem Film. Oh nein. Die Dialoge sind viel mieser. Es sind Einzeiler aus der Hölle. Anstatt trockenen Humor servieren sie nur Plattitüden und Peinlichkeiten. Etliche Male wollte ich laut rausschreien, weil die Dialoge so beknackt sind. Von Ironie keine Spur. Und selbst tolle One-Liner-Momente aus anderen Filmen (Vasquez' Abgang in "Aliens") werden recyclet und verwurstet. Schlechteste Dialoge 2004 - den Preis hat "Torque" bereits im Sack. Und genaus einige Worst-Actors-Preise. Martin Henderson ist die personifizierte Langeweile. Die halbe Zeit start er erstaunt in die Kamera und achtet darauf, dass seine Augen so gut wie möglich sichtbar sind. Ice Cube ist keinen Deut besser. Er rümpft ständig die Nase und meint, so sei er aggressiv. Und als er vom fahrenden Töff schreit (natürlich ADR, hört sich mies an) "Fuck the Police" fühlte ich mich um 10 Jahre zurückversetzt. Grow up! Jay Hernandez, der in "crazy/beautiful" noch so vielversprechend war, wird vergeudet. Die hübsche Monet Mazur ist eine Langweilerin. Adam Scott ist schräg, aber bald nervig. Und Jaime Pressly erscheint wie eine Asia Argento für Arme. Sie sieht lecker aus, keine Frage, aber nach der fünften Einstellung, in der sie mit der Zunge an ihrem Lippenpiercing spielte, wünschte ich mir, dies wäre eine Parodie und sie würde mit der Zunge hängenbleiben. Hihi. Nein, es kommen nochmals etwa zwanzig solcher Einstellungen. Ist der Müll bald vorbei, fragt man sich?

Trevor Rabins Musik ist okay (hey, das war fast ein Kompliment!), die Kameraarbeit wiederspiegelt die Werbeclip-Vergangenheit des Regisseurs. Ich habe selten zuvor so sterile Bilder gesehen. Die Sound-Effekte ... bäh. Die Logikfehler, die Continuity-Fehler und eben der katastrophal schlechte Schnitt (waren die Editoren im Koffein-rausch??) - man kann gar nicht alles aufzählen, was an dem Film mies ist. Doch, etwas muss noch sein: Der Sexismus. "The Fast and the Furious" war ja schon sexistisch, doch "Torque" geht noch eine Stufe weiter. Wenn man so "cool" ist wie die Typen in diesem Film, muss man einen doofen One-Liner sagen und hat eine Schlampe im Bett. Gott, ich werde nie ein so doller Kerl sein. Diese Typen habens halt drauf. Nach dem Ficken wird gefahren und wenn Gefahr auftaucht, lässt man die Bitch (anders werden Frauen in dem Film nicht genannt) halt am Strassenrand stehen. Jaime Pressly, mit der wird nicht geredet. Wenn man etwas von ihr will, drückt man ihren Arsch. Und Monet Mazur soll das Powergirl der Truppe sein. Fürwahr ist sie der einzige Frauen-Charakter, der mehr ist als Pisten-Schlampe, Crack-Hure oder Sex-Spielzeug. Doch wenn Ford mit seinem Motorrad verunfallt und sie vorbeifährt, rutscht sie brav nach hinten, damit er fahren kann. Wie es sich für einen Macho-Film halt so gehört. Ach, und als sie mal Bier trinkt, nimmt Ford es ihr mit einem bösen Blick weg. In "Torque" dürfen halt nur Männer trinken. Echt, bei diesem PS-Porno für Windel-Machos wird das Wort "Poser" neu definiert. Denken 12-Jährige Boys danach, sich so zu verhalten, sei cool? Gott bewahre. Man stelle sich vor, Kiddies benehmen sich wie in "Torque". Das wäre ein Grund, die Fortpflanzung zu verbieten.

Ganz langer Rede, mittelkurzer Sinn: "Torque" ist übel. Nicht trashig übel, sondern wie-kann-man-nur-solche-langweiligen-und-hirnverbrannten-Filme-machen-übel. Nicht dumb fun sondern Gott-lass-den-Film-schnell-enden-dumm. Ich sank immer tiefer in meinen Kinosessel, die Augen halb zugekniffen, meine Nase blutend, weil ich einen psychische Schädefraktur erlitten habe. Meine Hände zitterten und ich hatte Mühe, die Zeit auf der Uhr abzulesen. Etwas, was ich alle 10 Minuten tun musste. Und ganz zum Schluss, als ich dachte, ich sei drei Stunden in den Händen Doktor Mengeles gewesen, kam mir der positive Gedanke, mit dem ich diese doch ein wenig negative Kritik beenden kann: Die Tortur endet nach nur 75 Minuten (ohne Credits). Das ist genau 75 Minuten zu lang.

"Torque". Eine Beleidigung für das Kino und meine neue Messlatte im Bereich "bescheuerter Film".



page created: 21.1.04  ~  last updated 21.1.04

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