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Drama. UdSSR
Alternativer Titel
Der stille Don; Tichi Don; Quiet Flows the Don; Тихий Дон
Regie Sergey
Gerasimov
Drehbuch Sergey Gerasimov nach dem Roman von Mikhail Sholokhov
Produktion Gorki-Studios Moskau
Musik Yuriy Levitin
Kamera Vladimir Rapoport
Schnitt Nina Vasilyeva
Darsteller Pyotr Glebov, Elina Bystritskaya, Zinaida Kirienko, Daniil
Ilchenko, Anastasia Filippova, Nikolai Smirnov
Länge 330 Min. (104+110+116)
Kinostart 1957/58
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 21.10.2017
© Bilder Ruscico,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Russland im Jahr 1913: Grigori "Grischa" Melechow (Pyotr Glebov) wuchs im
Kosakendorf Tatarsk auf. Er ist in seine Nachbarin Axinja Astachow (Elina
Bystritskaya) verschossen, obwohl sie verheiratet ist. Als Gatte Stepan in ein
Manöver ziehen muss, geben sich die Liebenden ihren Gefühlen hin. Dies bleibt im
Dorf kein Geheimnis. Stepan bestraft seine Frau blutig und der alte Melechow
verheiratet Sohn Grigori mit der reichen Bauerstochter Natalja (Zinaida
Kirienko). Die Ehe ist freudlos und prompt fliehen Grigori und Axinja aus dem
Dorf auf das Gut des Generals Listnizki (Igor Dmitriev). Axinja gebärt ein Kind,
doch bald darauf bricht der Erste Weltkrieg aus - und Grigori muss an die Front.
REVIEW
Epos liest man in heutigen Filmkritiken oft. Aber was
genau ein Epos beschreibt, definiert jeder für sich wohl anders. Meistens reicht
Lauflänge. Meistens reicht ein gewisser Gigantismus, also wie in den guten alten
Monumentalfilmen. Wenn wir auf das sowjetische Kino schauen, dann definiert
Krieg und Frieden sozusagen das Epos. Nur ein törichter Mensch würde diesem
Epos seinen Titel absprechen. Wie sieht es bei "Der stille Don" aka. "Tikhiy
Don" aus? Die Adaption des Hauptwerks von Schriftsteller Mikhail Sholokhov hat
auf jeden Fall die Laufzeit vorzuweisen: 330 Minuten verteilt auf drei Teile.
Doch sonst? Massenszenen beschränken sich auf den Mittelteil und fallen
eher bescheiden aus. Die Ausstattung ist angemessen, meistens sehen wir dasselbe
Kosakendorf, in dem ein Grossteil des ersten Teils seinen Lauf nimmt. "Der
stille Don" ist wenn schon ein Epos der kleinen Leute, ähnlich etwa wie Zhang
Yimous To Live, der auch normales Volk in Revolutions- und Kriegswirren
stürzt. Nur ist jener Film um klassen besser...
Der Dreiteiler von Sergey
Gerasimov (1906-85) nutzt nämlich seine immense Laufzeit nur selten für Tiefgang
aus, sondern ist eben vor allem lang. Schlimmer noch: Er wirkt distanziert. Der
42-jährige Pyotr Glebov ist für den Part des jungen Heisssporns klar zu alt und
klar zu kühl. Das hat den negativen Effekt, dass meine Sympathien während des
Films nicht bei den Protagonisten Grigori und Axinja lagen, sondern viel mehr
bei Natalja, die in eine Ehe zwangsverheiratet wurde, in der sie trotz ihres
Einsatzes und ihrer Fürsorglichkeit nur Kälte erwartete.
Der Film will
ein Loblied an den Mut und den Stolz der Kosaken sein, doch aus heutiger Warte
ist das bisweilen problematisch. Denn gerade dieser Stolz äussert sich in nicht
wenigen Szenen im Chauvinismus und der Unterdrückung der Frau im traditionell
patriarchalischen System. All das trägt zu dieser Distanzierung bei, und weil
die Inszenierung teilweise den sowjetischen Normen gerecht werden muss, wirkt
auch diese manchmal etwas zu artifiziell für so ein
Bauern-und-Boden-Beinahe-Epos.
Alles ist aber nicht missglückt. So bietet
vor allem der erste Teil ein paar ansprechende Aufnahmen, die Motive aus
Russischer Folklore und Legende aufnehmen. Und die Geschichte bietet genau die
richtige Menge an Melodrama, damit man dabei bleibt. Im zweiten Teil verliert
der Film etwas den Fokus, wenn die kriegerischen Scharmützel die Oberhand
gewinnen und das Melodramatische dem Politischen weicht. Doch immerhin ist
dieser Mittelteil dahingehend faszinierend, weil er die Spaltung Russlands in
Rote und Weisse auch auf das Dorfleben projiziert, und so zeigt, dass der
Bürgerkrieg nicht einfach Gruppe A gegen Gruppe B war, sondern den Alltag der
Menschen im Persönlichen und Familiären betraf.
Im Finale dann sind die
Emotionen am stärksten, die Schicksale am Traurigsten. Nur besteht eben die
Gefahr, dass man bis dahin schon das Interesse verloren hat. Wenn ein Film eben
viel Zeit von seinen Zuschauern einfordert, dann besteht das Verlangen, dafür
auch etwas zu bekommen. Jene Epen, die wir heute als Klassiker feiern, schaffen
genau das. Man investiert - man wird belohnt. Hier sieht man sich höchstens
darin belohnt, dass man die sechs Stunden durchgestanden hat. Auch das klingt
fieser als es sollte, schliesslich ist "Der stille Don" eben ein passables Werk.
Aber mein Frust über die aufgewendete Zeit ist nun, noch kurz nach der Sichtung,
doch recht hoch.
PS: Die meisten Prints auf DVD sind unter aller Sau.
Unscharf, die Farben verwaschen, die Gesichter oft grau statt fleischfarben
regelrecht grau. Das macht das Ansehen anstrengend.
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit VLC, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net
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