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Sci-Fi-Horrorfilm
Japan 2009
Alternativer Titel Tetsuo 3

Regie und Drehbuch Shinya Tsukamoto
Darsteller Eric Bossick, Akiko Mono, Yuko Nakamura, Shinya Tsukamoto, Stephen Sarrazin

Länge 71 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 18

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 18.11.10
©  Bilder Asmik, Screenshots molodezhnaja


STORY
Anthony (Eric Bossick) ist ein US-Geschäftsmann, der mit seiner japanischen Frau Yuriko (Akiko Mono) in Tokio lebt. Als der gemeinsame Sohn Tom vor Anthonys Augen von einem Auto totgefahren wird, reift im Vater ungeheure Wut. Yuriko heizt diesen Zorn noch weiter an und verlangt Rache. In Anthonys Körper lösen diese Hassgefühle eine Veränderung von erschreckendem Ausmass aus - ganze Körperteile werden metallisch und er mutiert zu einer lebenden Waffe! Erst langsam wird ihm bewusst, dass diese Transformation willentlich herbeigeführt wurde.

 

REVIEW
Es war einmal ein Japaner, der drehte einen Film über einen Menschen, der sich in eine Maschine verwandelte. Das war eklig, das war brutal, das war kurios sexy, das war Kult. Cyberpunk trifft Industrial-Ästhetik und Anime-Design - das war Tetsuo. Unter Freunden des etwas andersartigen Kinos hat sich Regisseur Shinya Tsukamoto auf einen Schlag zum neuen Visionär entwickelt. Eine Rolle, der er mit dem schlaffen Tetsuo 2 schon nicht mehr gerecht wurde. War die Luft raus? Keineswegs. Tsukamoto lotete andere Fetische aus, machte sich einen Namen als David Cronenberg Japans, ja sogar zu grossen Festivals wurde er eingeladen.

Dass er 20 Jahre nach seinem gefeierten Durchbruch nochmals in die Welt von "Tetsuo" zurückkehrt, mutet daher etwas unnötig an, doch kaum ein Fan dürfte nicht trotzdem die Hoffnung gehabt haben, dass der dritte Teil den Kult aufleben liesse. Tut er. Und tut er nicht. An sich ist fast alles da, "Tetsuo: The Bullet Man" ist brutal, er ist düster, er bietet ein Soundgewitter und eine Cyberpunk-Ästhetik im Delirium. Doch auf der anderen Seite kommt er seltsam gekünstelt daher, manchmal sogar etwas peinlich. Eine Ursache dafür, aber sicher nicht die einzige, ist der Umstand, dass in Englisch gedreht wurde.

Jede Dialogzeile wirkt deswegen etwas gestelzt; wenn die Japaner sprechen, dann auch noch schwer verständlich. Die Sprache mutet wie ein Fremdkörper an. Das passt an sich zum Thema des metallischen "Fremdkörpers" in der realen Welt, aber ich nehme nicht an, dass dies der Grund war. Nein, Tsukamoto wollte seinen "Tetsuo" westlicher machen, das sieht (oder hört) man auch daran, dass Nine Inch Nails den Track im Abspann beisteuern durften. Durchaus akzeptabel, aber irgendwie nicht ganz sinnvoll. Diese Reihe ist so japanisch, dass sie es vielleicht auch hätte bleiben sollen.

Selbst wenn man nicht kleinlich tut, und dies akzeptiert, hat man immer noch eine Reihe von anderen Störfaktoren zu bewältigen. Da wäre etwa das Rückbilden des Fetischs. Auch hier gibt es ein paar Fleisch-und-Metall-Fusionen mit sexualisiertem Beigeschmack, aber nie in dem immensen Ausmass, wie es bei den vorherigen Filmen der Fall war. Dann wirkt das Schauspiel, wohl auch wegen der Sprache, oft holprig. Der Hauptdarsteller und Spielfilmdebütant Eric Bossick bleibt blass, Akiko Mono agiert zurückhaltend und Tsukamoto selbst, der sich nicht nehmen lässt, wieder vor die Kamera zu treten, hadert deutlich mit seinen eigenen Dialogen.

Und nicht zuletzt ist das Ding einfach zu lang. Das mutet kurios an, bei lediglich 71 Minuten Laufzeit. Aber das Original war knapper und heftiger: Kein Fett dran, nur Verwandlung und Action. Hier gibt uns Tsukamoto eine langfädige Hintergrundgeschichte kombiniert mit Charakterentwicklung. Etwas, was in einem "normalen" Film sicher hilfreich oder gar zwingend ist, hier aber stört. Wer will schon genau wissen, warum diese eh nicht nachvollziehbare Verwandlung vonstatten geht? Das reicht in ein paar Sätzen, denn auch mit 100 Sätzen und 100 Minuten lassen sich Mitgefühl oder Empathie nicht erzeugen.

Nein, hier brauchts keinen Ballast. Hier brauchst Transformation, Körperhorror und Action - wofür eine Stunde ausreicht. Kommt dies nämlich konzentriert, wie manchmal im Film, dann tuts fast weh. Die Lautsprecher dröhnen, der hyperschnelle Schnitt erzeugt nahezu eine Stroboskop-Übelkeit. Tsukamoto hat dies im ersten Teil auch gemacht, aber da wirkte es organischer, elementarer. Hier sieht es manchmal aus, als wolle ein Regisseur den Stil von Tsukamoto imitieren und künstlich herbeiführen. Dass dieser Regisseur Tsukamoto selbst ist, bleibt die traurige Ironie bei der Sache.

Aber nach all dem Motzen und Maulen: "Tetsuo: The Bullet Man" ist immer noch Kino der Extreme, das in dieser Form sonst kaum irgendwo zu sehen ist. Ein Exzess in Bild und Ton, oft Übelkeit erzeugend heftig, dann wieder expressionistisch in seiner Gestaltung. Eine Explosion aus Wut und Wahnsinn, gehalten in fast völlig ausgebleichten und abgekühlten Farbbildern. Unser Metallmensch sieht zwar oft eher aus wie Gummi (weil die Digitalbilder klarer sind als der grobkörnige Stil im ersten Teil), aber die Optik passt in Tsukamotos "Tetsuo"-Kanon. Besser als Teil zwei ist dieser dritte Teil, der eigentlich eher das zweite Remake derselben Story ist, also schon. Wenn auch nur knapp. Und das ist enttäuschend angesichts von Tsukamotos 20-jähriger Reifezeit. "Tetsuo" war eben das Produkt seiner wilden, rohen Zeit. Die Strum-und-Drang-Ära. Die sollte er nun wohl hinter sich lassen.

 

MEINE DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Englisch 5.1 mit japanischen Untertiteln.

 

BESTELLEN 
Yesasia (Liefert aus HK)

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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