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1954
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Drama
Japan 1954
Alternative Titel Sounds from the Mountains; Yama no oto; Musik
des Berges; 山の音
Regie Mikio Naruse
Drehbuch Yoko Misuki nach dem Roman von
Yasunari Kawabata
Darsteller Setsuko Hara, So Yamamura, Ken Uehara, Yoko Sugi, Teruko
Nagaoka
Länge 95 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 0
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 10.4.10
© Bilder Eureka!, Screenshots molodezhnaja
STORY
Der alte Geschäftsmann Shingo Ogata (So Yamamura) arbeitet in Tokio und lebt im
idyllischen Vorort Kamakura - mitsamt seiner Ehefrau Yasuko (Taruko
Nagaoka), seinem Sohn Shuichi (Ken Uehara) und dessen
Frau Kikuko (Setsuko Hara). Der gefühlskalte Shuichi
verbringt die meiste Zeit in der Stadt, wo er eine Geliebte hat. Mit Kikuko
wechselt er kaum mehr ein Wort. Sie hat denn auch das deutlich bessere
Verhältnis zu ihrem Schwiegervater Shingo, der wiederum für sie mehr Liebe übrig
hat als für seine Frau und seine eigene Tochter Fusako (Chieko Nakakita). Als
die mit ihren Kinder aus ihrer kaputten Ehe ins Familienhaus zieht, setzen sie
und Mama Yasuko immer wieder Kikuko zu, indem sie ihre Kinderlosigkeit
anprangern und ihren Neid zum Ausdruck bringen, da Patriarch Shingo ihr näher
ist als seiner eigenen Frau und Tochter.
REVIEW
Mit "Sound of the Mountain" führt Regisseur
Mikio Naruse (1905-1969) jene Themen weiter, die er in
Repast (1951) erfolgreich anpackte. Wo dort jedoch eine Ehe in Schieflage im
Zentrum stand, sind es hier deren drei. Zwischen den beiden Ältesten im
Clan herrscht Gefühlskälte, der Sohn springt mit seiner Frau Kikuko abweisend
und beleidigend um, und die Tochter wiederum flieht mitsamt Sprösslingen vor
ihrem Gatten. Die einzige innige Liebe, die der Film seinen Figuren zugesteht,
ist jene zwischen dem Patriarchen und seiner Schwiegertochter.
In erotischer Hinsicht knistert es zwischen den beiden zwar nicht, aber sie decken ansonsten beinahe jedes Feld ab, das ein Liebespaar besetzen würde. Sie haben schon in der ersten Szene eine locker-fröhliche Unterhaltung - die einzige im ganzen Film. Die reden über ihre intimsten Geheimnisse, die halten zueinander und sie werfen sich manchmal Blicke zu, die ganz knapp vor einer innigen Umarmung oder gar einem liebevollen Kuss stehen. Naruse inszeniert dies halb subtil, halb offensichtlich, aber auf jeden Fall sehr ergreifend.
Diese Balance zwischen subtiler Zurückhaltung und offensichtlicher, direkter Konfrontation hält Naruse den ganzen Film hindurch aufrecht. Das spiegelt sich vor allem in den Dialogen, die oft leise auf etwas anspielen und in anderen Szenen eiskalt das Schmerzhafte aussprechen. Wie etwa die Mutter und die Schwägerin auf Kikukos Kinderlosigkeit ansprechen, tut richtig weh. Und wie Shuichi mit ihr umgeht, wie belanglos er seine Affäre mit einer anderen Frau anschaut - das wirft einerseits ein ungeheuer schlechtes Licht auf ihn und sorgt andererseits für unser Mitleid für Kikuko.
Später in der Handlung kommt zu dieser bereits kritischen Situation noch das Thema Abtreibung dazu. Wie nüchtern Naruse damit umgeht, ist erstaunlich, war doch Hollywood in jener Zeit nicht annähernd so weit, sich unmelodramatisch oder gar sachlich der Problematik zu nähern. Naruse macht genau das, holt aber trotzdem viel an Emotionen heraus und sorgt bei allen Involvierten für tiefe seelische Narben. "Sound of the Mountain" steuert dadurch hart auf Melodrama-Gewässer zu, reisst das Ruder aber immer knapp vorher wieder herum und bleibt ein Naruse-typisches Familiendrama. Untypisch ist höchstens, dass der Fokus nicht explizit auf den Frauen liegt.
So erleben wir den Film durch die Augen von Shingo. Wie bereits im Roman des späteren Nobelpreisträgers Yasunari Kawabata, den Naruse hier etwas ehrfurchtsvoll adaptierte, wird die Story durch den alten Protagonisten erzählt. Kikuko bleibt von ihrem Denken her ein kleines Mysterium, weil Shingo sie nicht vollends versteht - und wir als Zuschauer erleben sie so, wie er sie erlebt. Kikuko mag die Person sein, die am meisten Empathie erzeugt, obwohl ihre Denkweise mitunter leicht schleierhaft bleibt. Dies ergibt sich daraus, dass Shingo zu ihr die grösste Affinität hat und wir seinen Blickpunkt einnehmen.
Diese Technik macht den Film manchmal etwas distanzierter als andere Naruse-Werke, doch sie funktioniert allemal bestens. Vor allem im Verlauf der Geschichte werden wir stärker hineingezogen und gegen Ende zahlt sich alles wunderbar aus. Naruse soll denn auch gesagt haben, dass dies von all seinen Filmen sein liebster sei. Selbst wenn man ihm nicht beipflichtet, so ist unübersehbar, wie stilvoll "Sound of the Mountain" inszeniert ist, wie geschickt er erzählt ist und wie famos die Akteure agieren.
Die langjährige Yasujiro-Ozu-Heldin Setsuko Hara ist stets eine Wucht, selbst wenn ihre Figur hier gewollt eine Mauer zu den Zuschauern aufbaut. So Yamamura (The Human Condition I) überzeugt in einem Part, den in einem Ozu-Film typischerweise Chishu Ryu spielen würde. Doch mit mehr Aktivismus, mehr Emotionen. Und Ken Uehara ist hier ein schonungsloses Ekel, wodurch er seinen Part Repast noch verstärkt. All dies hebt den Film tatsächlich in die Oberliga der Naruse-Filme. Und für mich mitentscheidend: Der Film hat mich berührt. So viele Naruse-Werke lassen mich erstaunlich kalt, während ich bei dem doch ein paar Mal feuchte Augen hatte.
MEINE
DVD
Grossbritannien, Code 2, PAL
Bild: 4:3
Ton:
Japanisch mono mit englischen Untertiteln.
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GB)
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Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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