Shrek 2 (2004)
Quick-Links: Cast & Crew - Review
US-Start: 19.05.2004
CH-Start: 24.06.2004
26.5.04
"Shrek 2" ist ein Mordsspass - und das ist bereits eine grosse Erleichterung, bedenkt man mal, wie gross der Druck war und wie abgeschlossen der erste Shrek war. Der avancierte 2001 zum Überraschungshit, holte den ersten Animations-"Oscar" und spielte weltweit 483 Millionen Dollar ein. Zudem endete er mit einem Happy End, das absolut nicht nach einer Fortsetzung verlangt. Regisseur Andrew Adamson und seine Co-Regisseure Kelly Asbury und Conrad Vernon (Sprecher des Lebkuchenmanns!) taten deshalb das Richtige: die Story hinter die Gags stellen. Bereits Shrek hatte nicht den stärksten Plot, sondern konzentrierte sich auf Film- und Kultur-Seitenhiebe, auf peppige Songs und höllisch viel Spass. Das war der einzige Weg, an Pixar vorbeizukommen, deren Drehbücher beinahe unschlagbar sind. Und bei "Shrek 2" ist das noch offensichtlicher. Mehr Gags, weniger Plot. Übel ist diese Handlung dennoch nicht: Shrek (Mike Myers) und Fiona (Cameron Diaz) sind jetzt verheiratet und ziehen mit Donkey (Eddie Murphy) ins Königreich Far Far Away, um Fionas Eltern, den König (John Cleese) und die Königin (Julie Andrews), zu besuchen. Die sind schockiert, als ihre Tochter in Form eines Ogres vor ihnen steht und ihr Gatte auch ein Ogre ist. Eigentlich sollte doch Prinz Charming (Rupert Everett) ihr Bräutigam werden! Dessen Mutter, die Fairy Godmother (Jennifer Saunders), beginnt denn auch umgehend zu intrigieren und bringt den König dazu, einen Ogre-Killer anzuheuern: Puss in Boots (Antonio Banders) - den gestiefelten Kater.
Und der ist gleich ein Highlight des ganzen Films. Mit dem Mut und dem Machismo eines Löwen spielt er den Part, sieht aber aus wie ein süsses Kätzchen, das man einfach knuddeln möchte. Dieser Kontrast ist herrlich. Und wenn Antonio, sorry, Puss, so grosse Augen macht, dann erweicht jedes Herz. Seine One-Liner, seine Fähigkeit, die Blicke auf sich zu ziehen, selbst wenn er nichtssagend in der Bildecke marschiert - das sind Star-Qualitäten. Und so nimmt er Donkey spielend den Platz des "nervenden sprechenden Tiers" weg, um den beide balgen. Eddie Murphy ist als Donkey diesmal denn auch bedeutend schwächer. Seine Mannerismen, seine Albereien - all das kennt man schon. Er kann diesmal nicht ganz so aufblühen. Gleiches gilt für Fiona, die insbesondere in der zweiten Hälfte zum Nebencharakter degradiert wird. Und Shrek ist diesmal halt netter. Ein grosser Knuddelbär - aber er hat ja genug Personen um ihn herum, die der Geschichte Pep geben: Pinocchio, Gingerbread Man, der böse Wolf, eben Puss, die Fairy Godmother, das Königspaar und so weiter.
Was auffällt, ist, dass die DreamWorks-Leute auch diesmal so einige Pointen eingebaut haben, die vor allem für Erwachsene funktionieren. "The gender confused wolf" wird Kindern nicht viel sagen. Und der Gag, dass Pinocchio Frauen-Unterwäsche trägt (köstlich!), passt auch besser zu älteren Zuschauern. Es gibt noch mehr Humor im schlüpfrigen Bereich, aber den müsst ihr selber entdecken. Kinder werden dennoch genug erblicken, dass sie amüsiert. "Shrek 2" bleibt so die Idealform eines Familienfilms mit Witzen für jung und alt, temporeicher Inszenierung und guter Laune. Musik kommt abermals viel zum Einsatz, manchmal geglückt (ein Remix von "I Need a Hero"), manchmal weniger ("La vida loca"). Und es gibt Actionsqeunzen, die den Puls zum Rasen bringen - etwa der "Angriff" auf das Schloss zur "Hero"-Musik. Leider gibts diesmal weniger von Harry Gregson-Williams grossartigem Score zu hören, aber das ist ein kleines Manko.
Ein grösseres ist die Animation: die ist einfach nicht auf Pixar-Niveau. Sie ist nicht schlecht und insbesondere die Backrounds sowie Nahaufnahmen sind wunderbar, aber man achte mal auf die Mäuler. Die sind nie ganz mit den Worten Synchron. Pixars Animation war und ist besser. Sie wird es wohl auch bleiben. Aber visuell ist "Shrek 2" dennoch ein Augenschmaus, was insbesondere am comic-haften Stil und den visuellen Witzen liegt. In Far Far Away, das aussieht wie Hollywood, wohnen Stars von Rapunzel bis Schneewittchen, Dornröschen fällt schlafend aus der Limousine, das Restaurant heisst "zum vergifteten Apfel". Mehr noch als im ersten Teil ist dies eine Meta-Märchenwelt, in der alles von Grimm über Disney bis weiss-der-Teufel-was für eine Verarsche bzw. Hommage herhalten muss. Diese Wegwerf-Gags, die eigentlich nichts zu Plot oder Charakterisierung beitragen, sind ein Teil dessen, was beide "Shreks" so spassig macht.
Das Fazit? Ich sollte aufhören, zu blabbern. Reingehen, anschauen, ablachen. "Shrek 2" ist eine Riesengaudi und spielte in den USA am ersten Wochenende schon 108 Millionen ein (das zweitbeste Wochenende nach Spider-Man) - alleine am Samstag machte er 43.6 Mio., was ein neuer Tagesrekord ist. "Shrek 2" dürfte weltweit mit Leichtigkeit 800 Mio. einspielen und so den Trend verstärken, dass die CGI-Filme die neuen Disney-Filme sind. Früher näherten sich Hits wie "The Lion King" oder "Aladdin" der ganz grossen Zahl (1 Milliarde), heute schaffen es die CGI-Filme, die stets erfolgreicher werden. Man denke nur an Finding Nemo, Monsters Inc. oder eben "Shrek 2". Und damit habe ich die brisante Frage bis zum Schluss aufgehoben: ist "Shrek 2" besser als "Shrek"? Nein. Aber es ist haarscharf. Der erste ist etwas besser, weil er damals noch neu war, das Konzept frisch. Der zweite ist weniger überraschend. Aber es sind Nuancen. Für 4 Sterne wie bei Finding Nemo, Monsters Inc., Shrek, "Ants", "A Bug's Life" und "Toy Story 2" reicht es nur knapp nicht.
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26.5.04 ~ last updated 26.5.04
© text molodezhnaja / photo UIP /
DreamWorks
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