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> DIE SCHWARZE SPINNE
Gruselfilm. 1983
Alternativer Titel -
Regie Mark M.
Rissi
Drehbuch Walther Kauer nach der Novelle von Jeremias Gotthelf
Produktion Eduard Steiner
Musik Yello / Carlos Perón
Kamera Edwin Horak
Schnitt Eveline von Rabenau
Darsteller Béatrice Kessler, Walo Lüönd, Sigfrit Steiner, Henrik Rhyn,
Walter Hess, Peter Schneider, Michael Gempart,
Peter Ehrlich, Hanna
Scheuring, Christine Wipf, Stefan Lichtensteiger, Peter Lüchinger, Benjamin
Kradolfer, Curt Truninger
Länge 100 Min.
Kinostart 1981
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 27.12.2015
© Bilder Praesens,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Vier junge Junkies warten auf ihren Stoff. Da Lieferant Dänu
(Stefan Lichtensteiger) keinen Nachschub besorgen kann, brechen sie in das
Laboratorium einer Chemiefabrik ein, wo sie Drogen vermuten. Doch ihre Aktion
löst eine Explosion aus: Eine Giftwolke verseucht die Umgebung, die fünf
Jugendlichen fliehen ins Haus des Hornbachbauern (Sigfrit Steiner). Während sie
ihn festhalten und ausrauben, spritzt sich Mesche (Christine Wipf) den
mitgenommenen Stoff - und stirbt. Schlimmer noch: Die anderen setzen einen alten
Pestfluch frei, den der Bauer seit Generationen gehütet hat. Die Ursache geht
zurück ins Mittelalter, als der örtliche Ritter (Peter Ehrlich) die Bauern
unterdrückte und die junge Christine (Beatrice Kessler) einen Pakt mit dem
Teufel (Henrik Rhyn) einging.
REVIEW
Mit den Verfilmungen von Jeremias-Gotthelf-Vorlagen
assoziieren wir gemeinhin Schweizer Heimatfilme wie
Uli der Knecht oder Geld und Geist.
Oder kurz: die erfolgreichsten eidgenössischen Produktionen aller Zeiten. In den
80ern war diese Art von Film längst aus der Mode gekommen. Doch selbst dann
fanden Produzenten noch die Möglichkeit, Gotthelf anzupacken. Natürlich in Form
seines vielleicht düstersten Stoffs, natürlich modernisiert: "Die schwarze
Spinne". Der erreichte nicht annähernd die Zuschauer-Sphären der
Gotthelf-Klassiker, aber er avancierte immerhin zum siebterfolgreichsten
Schweizer Film der 80er-Jahre (138'522 Zuschauer).
Das erstaunt, denn für
die Publikumsmassen wirkt er etwas gar düster, etwas gar kantig. Klar kennt
nahezu jeder hierzulande Gotthelfs Klassiker aus Schulzeiten, ich selbst hab als
Spinnenphobiker meine regen Erinnerungen. Aber angesiedelt im zeitgenössischen
Junkie-Milieu mit englischem Slang und hippen Teenagern - das ist nicht gerade
die zugänglichste Verarbeitung für Herr und Frau Schweizer. Sie kamen trotzdem.
Und sie bekamen einen ziemlich struben Film zu Gesicht, der erst noch
aufgespaltet ist in zwei nahezu eigenständige Werke.
Wir beginnen im
Jetzt, also den 80ern. Fönfrisuren, Lederjacken, Röhrlihosen. Die jungen
Schauspieler sind teilweise noch ungeübt, ihre betont auf trendy und szenetreu
getrimmten Dialoge ("Aff", "clean" etc.) holpern ziemlich und klingen oft
einstudiert oder gar abgelesen. Es fehlt die Natürlichkeit. Und auch mit dem
Realismus dürfte es nicht gerade weit her sein: Selbst der dümmste Junkie dürfte
sich nicht gleich jedes Gift in den Arm spritzen, das aus dem Labor kommt. Dafür
protzt dieses Segment mit einem beinahe apokalyptischen Touch, wenn Männer in
Schutzanzügen durch dunkle Häuserschluchten laufen, um sie herum unheilvolle
Giftwolken.
Auch der Soundtrack passt: Der stammt laut Vorspann (und
meiner Nachfrage bei Regisseur Mark M. Rissi) von der späteren Hit-Band Yello,
während Ex-Yello-Mitglied Carlos Perón ihn auf der Soundtrack-LP komplett für
sich alleine reklamierte. Wer auch immer für die Klänge verantwortlich zeichnet:
Er beginnt schön rockig, dann wirds elektronischer, aber stets bleibt der Score
passend, selbst dann, wenn er gerade nicht passt (Elektro im Mittelalter).
Das ganze Segment wirkt mit seinem umweltschützerischen und
drogenpolitischen Hintergrund erstaunlich zeitkritisch, wenn auch eben etwas
unbeholfen und ungehobelt. Aber gerade diese Themen liefern eine Art von
Übergang in das zweite Segment, das dann eben die Gotthelf-Novelle aufnimmt und
die Handlung ins Mittelalter verlegt. Steht die schwarze Spinne im modernen Teil
noch für Sucht und Zerstörung liegt der Fokus danach klassisch bei Pest und
Gottlosigkeit. Aber Roman wie Film gehen tiefer, thematisieren auch
Schuldzuweisungen und die Dynamik zwischen gut und böse.
Auch dieses
zweite Segment holpert manchmal, aber die Optik ist gelungen und die
Schauspieler agieren besser als im modernen Teil. Zu nennen wäre etwa Peter
Ehrlich als sadistischer Ritters Hans von Stoffeln. Oder auch Beatrice Kessler,
die als zugezogene Christine (andere Sprache als die Bauern, hexenartige
Haarpracht) die Xenophobie der in sich geschlossenen Dorfgemeinschaft
heraufbeschwört.
Und dann ist da noch die Spinne. Der mittlerweile mehr
als Tierschützer denn als Regisseur bekannte Mark Rissi ("De Grotzepuur") setzte
Vogelspinnen ein und liess sie mal echt mal als Modell unheilvoll ins Bild
krabbeln. Einige Effekte bleiben haften, vor allem natürlich jene, die schon in
der Novelle Gänsehaut auslösen. Man muss nicht arachnophob sein, um beim
Gedanken an eine Tarantel, die einem aus der Backe kraxelt, ein mulmiges Gefühl
zu kriegen. Diese Bilder manövrieren den eh schon gruselig anmutenden Film in
Horrorgefilde.
"Die schwarze Spinne" kann man sicher als Trash abtun, die
Vorzeichen dafür sind da. Aber das schmälert nicht seine Faszination. Vom
Soundtrack über die Optik bis zu den Horrorelementen: Es gibt immer wieder
etwas, was einen ins Staunen versetzt oder gar verblüfft. Der Film passt bestens
in die Genre-Ecke von düsteren Schweizer Alpenmythen à la "Sennentuntschi" und
hat über die Jahre angesichts seiner dramaturgischen wie visuellen
Widerborstigkeit eher noch an Wert gewonnen.
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit VLC 2.2.1, verkleinert und geschärft mit Photoshop CS2
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