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Abenteuerdrama. Deutschland 1929
Alternativer Titel
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Regie Nunzio Malasomma
Drehbuch Curt J. Braun, Nunzio Malasomma
Produktion Luis Trenker, Victor Skutezky
Kamera Franz Eigner, Eduard von Borsody, Willy Winterstein
Darsteller Luis Trenker, Eva von Berne, Max Golzberger, Josef Rovensky,
Ernst Sennesch
Länge 55 Min.
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
© Text Marco,
molodezhnaja 13.8.09
© Bilder e-m-s,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der Vater von Jane Winton (Eva von Berne) ist während einer Polarexpedition
verschollen. Darum bittet sie ein Abenteuerteam, ihr bei der Suche nach dem
Vater zu helfen. An Bord des Eisbrechers "Hobby" bricht sie, begleitet von Peter
Helling (Luis Trenker), Ivan Svensson (Max Holzenberger) und ihren Handlangern
auf in Richtung Norden. Unterwegs werden die beiden Männer zu Rivalen, weil sie
beide um die Gunst von Frau Winton buhlen. Einmal im Packeis angekommen fehlt
von Janes Vater jede Spur. Dafür gerät die "Hobby" bald in Gefahr - und Peter
und Ivan werden vom Rest der Expedition getrennt.
REVIEW
Als Alpinist und Bergschriftsteller war Luis Trenker
(1892-1990) schon in den 20er-Jahren
etabliert, doch es war sein Übertritt in den Film, der den Südtiroler legendär
machte. Zu verdanken hat er dies dem Bergfilmer Nummer eins, Arnold Fanck, der
Trenker für den 1924 veröffentlichten "Berg des Schicksals" anheuerte. Drei
Spielfilme drehten die beiden zusammen, darunter Der
heilige Berg, bevor sich Trenker selbstständig machte. Mit der Unterstützung
von Produzent Carl Laemmle gab er bereits 1928 sein Regiedebüt und machte Fanck
den Bergfilmer-Thron streitig. Dass er mitten in dieser Erfolgswelle einen Film
über die Arktis einschob, überrascht.
Und doch liess sich Trenker überreden, in den hohen Norden zu fahren, um dort, noch einige Jahre vor Fancks SOS Eisberg mit Leni Riefenstahl, einen Polarfilm zu drehen. Parallelen gibt es freilich viele: Schnee und Eis dominieren die Bilder. Und es geht um den Kampf des Menschen gegen die Widrigkeiten der Natur. In solch einem Umfeld ist Trenker ein sicherer Wert. Doch unter der Regie des Italieners Nunzio Malasomma ("Der Kampf ums Matterhorn") kann er hier nicht richtig aufblühen. Die Figuren wirken alle etwas austauschbar und es fehlt an mitreissenden Charakterzügen. Kein Vergleich etwa zur fast ikonographischen Nahaufnahmen der Gesichter in Der heilige Berg.
Den anderen Darstellern ergeht es nicht viel besser. Als einzige Frau sticht Eva von Berne noch etwas aus der Masse heraus, doch ihr Spiel bleibt vor allem wegen seiner Steifheit in Erinnerung. Berne war von den MGM-Bossen in Victor Sjöströms "Mask of the Devil" als "neue Garbo" aufgebaut worden, doch der Start missglückte völlig und nach nur einem Film kehrte sie nach Europa zurück, wo sie 1930 gerade Mal zwanzigjährig verstarb. In "Ruf des Nordens" bringt sie immerhin etwas Glamour ins Eis, was für die Handlung nicht unwichtig ist - schliesslich soll sie ja den Zwist zwischen den beiden Mannsbildern auslösen.
Wichtiger als diese Dreiecksgeschichte scheint Malasomma jedoch, die beeindruckende Landschaft ins beste Licht zu rücken. Die weiten Eisfelder, das Schiff, das sich durch das Packeis kämpft, die Männer in den dicken Pelzen, die Tiere des Nordens - all das ist manchmal eher im Stile eines Dokumentarfilms als eines Spielfilms umgesetzt. Die Expedition, um den Film zu drehen, ist beinahe dieselbe Expedition, welche die Männer durchmachen. Die Grenzen sind fliessend. Dabei wäre ein packender dramaturgischer Aufhänger wichtig gewesen, um den Film vom wegweisenden Dokfilm "Nanook of the North" (1922) abzugrenzen. Der ist nämlich besser ausgerichtet und besser inszeniert.
"Ruf des Nordens" geht denn auch kaum als Klassiker in den deutschen Stummfilm ein. Seine Inszenierung ist zu beliebig, seine Charaktere lassen weitgehend kalt, es fehlt an echter Spannung und die Story birgt trotz eines überraschend tragischen Endes wenig Wiedererkennungswert. Doch der Film offeriert immerhin eine thematisch verwandte, visuell dafür ganz verschiedene Variante zum im deutschen Raum beliebten Bergfilm, und erzählt in knapp einer Stunde eine halbwegs kurzweilige Story.
Leider scheint ein Grossteil der Musik zum Film nicht mehr zu existieren, weshalb die DVD kurioserweise nur mit dem Audiokommentar von Luis Trenker ausgestattet ist, der hin und wieder von Musikfetzen durchbrochen wird. Wer jedoch den Film in einer Fassung ohne Hintergrundinformationen geniessen will, kommt nicht umher, den Ton ganz auszumachen. Schade. Ein passender Soundtrack würde "Ruf des Nordens" auf jeden Fall aufwerten. Und mit dazu noch einer geschickteren Montage hätte man durchaus noch etwas herausholen können. So bleibt das Werk solides, künstlerisch aber anspruchsloses Mittelmass.
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EXTERNE INFOS & REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit PowerDVD 9, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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