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1988
> PROSPERITIES OF VICE
Erotik-Kunstfilm
Japan 1988
Alternative Titel Marquis de
Sade's Prosperities of Vice; Virtues of Vice; Akutoku no sakae;
悪徳の栄え
Regie Akio Jissoji
Drehbuch Rio Kishida
Darsteller Seiran Ri, Koji Shimizu, Kumiko Tachibana, Renji Ishibashi,
Kimiaki Makino
Länge 96 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 18
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 23.7.09
© Bilder Nikkatsu,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Ein Graf (Koji Shimizu) produziert ein Theaterstück nach der Vorlage des Marquis
De Sade. Als Schauspieler heuert er Kriminelle an: Vergewaltiger, Betrüger und
sonstiges Gesindel. Keine einfachen Voraussetzungen für die Proben, denn diese
Truppe schreckte einst vor nichts zurück. Und so kommt es denn auch nicht
unerwartet zu einem Mord, welcher die Situation ausser Kontrolle geraten lässt.
REVIEW
Dass japanische Filmer ein Faible für Marquis De Sade
entwickeln können, liegt auf der Hand: Der Franzose ist die Ikone des nach ihm
benannten Sadismus, der Posterboy der BDSM-Fans. Japaner wiederum drehen gerne
allerlei Fesselfilme und sonstige sadomasochistische Erotika. Dass sich ein
Regisseur jedoch direkt auf das Schaffen De Sades bezieht, ist überraschend
selten der Fall. Akio Jissoji (1937-2006) tat es im Jahr 1988 mit "Prosperities
of Vice", einem Mix aus Adaption und Hommage, die De Sades Roman "Histoire de
Juliette, ou les Prospérités du vice" (1801) als Vorlage nimmt.
Der Film läutete beim Studio Nikkatsu eine neue Ära ein: Die Roman Porn-Filme, die 1971 als Antwort auf den Erfolg der erotischen Pinkfilme ins Leben gerufen wurden, verkamen über die Jahre immer mehr zu schlüpfrigen Sexfilmchen, der künstlerische Gehalt schwand gegen null. Darum stellte Nikkatsu 1988 dieses Label ein und lancierte das etwas kurzlebigere und weniger bekannte Ropponica, für das "Prosperities of Vice" als Vorzeigefilm dienen sollte. In der Tat mischt Jissoji hier Sex und Sleaze mit hoher Kunst und Theatralik. Ein ganz spezieller Mix.
Jissoji, der mehrere Folgen der "Ultraman"-Serie drehte, mit "Tokyo: The Last Megalopolis" sich der Anime-Welt widmete und vor seinem Tod noch einen schlechten Beitrag zum Episodenfilm Ten Night of Dreams ablieferte, ist bekannt für seine Vielseitigkeit und sein visuelles Flair. Beides kommt ihm hier zu Gute, denn inszenatorisch darf er aus dem Vollen schöpfen und allerlei Genres und Stile in einen Topf werfen. Doch ist das auch gut? Manchmal schon. Aber sicher nicht immer.
Das gestelzte Gerede, die theatralische Darbietung und die Parallelschaltung aus Bühnendarbietung und Realität ist rasch ausgelaugt und ödet an. Wenn "Prosperities of Vice" also aufs Terrain eines Kunstfilms rutscht, dann ist er zwar in seiner Radikalität faszinierend, aber oft auch sterbenslangweilig. Der Verdacht der Stilwichserei kommt auf, Stil vor Substanz, Charaktere sind einem egal, Handlung ebenso. Der Film wird zum rein strukturellen Konstrukt, zur Spielwiese eines nur an der Erotik und der Künstlichkeit des gebotenen Szenarios interessierten Regisseurs.
Zum Glück gibt es den Sex - denn der besteht hier nicht aus Missionarsstellung und Bettsport, sondern bietet eine breite Palette an sadomasochistischen Aktivitäten zwischen den Geschlechtern, mal schlüpfrig, mal dekadent, mal anwidernd, mal kunstvoll, mal heiss, mal derb. Reinen Lustgewinn darf man dabei nicht erwarten, es geht vielmehr um das Spiel mit der Sexualität und ihren radikalen Facetten. Das ruft in manchen Szenen Erinnerungen an Pier Paolo Pasolinis Klassiker "Salò - Die 120 Tage von Sodom " wach, oder auch an Luis Buñuel, wenn es darum geht, Dekadenz und bürgerliche Verlogenheit zu entlarven oder arme hilflose Opfer mit Unterdrückung zu quälen.
Doch Jissoji hat nicht dieselben Ambitionen wie Pasolini oder Buñuel - und schon gar nicht deren präzise Vision. Er inszenierte vielmehr ein inhaltlich zielloses und leider auch oft langweiliges Projekt, das jedoch auf der visuellen Ebene Punkte holt. Sex und Kunst gehen hier Hand in Hand und entstanden ist ein ziemlich einzigartiges und daher auch interessantes Werk, das aber abseits seines Kuriositäts-Charakters rasch an Wert verliert.
MEINE
DVD
USA, Code 1, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln.
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