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2009
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Horrorfilm
Südkorea 2009
Alternative Titel
Living Death; Bool-sin-ji-ok;
Hell of
Non-Believers; Disbelief Hell; Scream; 불신지옥
Regie Lee Yong-joo
Darsteller Nam Sang-mi, Ryoo Seung-yong, Kim Bo-yeon, Moon Hie-kyung, Shim
Eun-kyung
Zuschauer
250'000
Länge 106 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung 16
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 12.1.10
© Bilder Showbox,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Die Studentin Hee-jin (Nam Sang-mi) erhält die
Nachricht, dass ihre kleine Schwester So-jin (Shim Eun-kyung)
spurlos verschwunden ist. Sie ist besorgt, denn die 14-Jährige war seit dem
Unfalltod des Vaters seelisch angeknackst. Hee-jin kehrt umgehend heim und
sieht, dass ihre Mutter (Kim Bo-yeon) während ihrer
Abwesenheit zu einer religiösen Fanatikerin geworden ist. Das Einzige, was sie
wegen So-jins Verschwinden tun will, ist in der Kirche zu beten. Zusammen mit
dem Polizisten Tae-hwan (Ryoo Seung-yong) geht Hee-jin
der Sache nach und erfährt von verschiedenen Bewohnern des Apartmentblocks, dass
So-jin angeblich übersinnliche Kräfte entwickelte. Während einige dies als
satanische Besessenheit deuteten, glaubte die Mutter an eine göttliche
Erscheinung. Was auch immer es ist: Es scheint mehr und mehr Menschen in den
Selbstmord zu treiben.
REVIEW
Was für ein Debüt! Kann ein Neuling
tatsächlich ein solch reifes Werk abliefern, das manches vergleichbare
Horrorstück eines Veteranen in inszenatorischer Klasse weit hinter sich lässt?
In Korea scheint es immer mal wieder möglich, dass ein Debütant aus dem Nichts
Heraus etwas Bemerkenswertes erschafft. Im Falle von Lee Yong-joo kommt das
vielleicht nicht von ungefähr, denn er diente Meisterregisseur Bong Joon-ho bei
Memories of Murder als Assistent. Es
scheint, als habe er von seinem Mentor das Gespür für effiziente Dramaturgie und
präzise Bildgestaltung übernommen.
"Possessed" avanciert denn auch zu einem der besten koreanischen Horrorfilme seit langem. Doch es nicht alleine die in Bild, Ton und Szenenaufbau vorbildliche Darbietung, die überzeugt, auch die Schauspieler leisten ihren Teil. Und nicht zuletzt packt der Film Themen an, die man eher in einem anspruchsvollen Drama vermuten würde. Massgeblich die Frage des Glaubens. Gerade Korea ist ein dankbarer Platz für derlei Gedankenspiele, denn das Land teilt sich in etwa drei gleichgrosse Glaubensrichtungen auf: Katholizismus, Buddhismus und althergebrachter Schamanismus. Der Film wirft die Frage auf, wie Koreaner reagieren, wenn ihnen eine Gestalt wie So-jin begegnet.
So wird ihr "Wunder" denn auch dreigestalt interpretiert: als Manifestation des Teufels, als Zeichen Gottes und als eine Art Hexe. Spannend ist nicht nur, wie die Menschen mit einem solchen Menschen umgehen, sondern auch, in welcher persönlichen Nutzen sie daraus ziehen wollen. Heilung von Krankheit etwa. Da zeigt Lee auf bemerkenswerte Weise auf, wann Glaube im Leben eines Menschen zentral wird: Dann, wenn er etwas dringend braucht. Wirtschaftliche Besserung und körperliche Gesundheit für sich selbst oder einen Angehörigen. Wer alles hat, der braucht streng genommen keinen Gott. Doch wir alle werden im Verlauf des Lebens mit Verlust konfrontiert, nicht zuletzt der Verlust unserer eigenen Existenz, der uns zu einer Form von Glaube hintreibt.
Dieses menschliche Bedürfnis nach Beistand, nach Leben und nach Erlösung wird selbst dann nicht auszumerzen sein, wenn wir die organisierte Religion als überflüssig erkennen. "Possession" zeigt dies anhand einiger Beispiele. Ganz normaler Menschen, die angesichts des seltsamen Verhaltens eines kleinen Mädchens glauben wollen. Denn wenn dieses Zeichen echt ist, dann besteht Hoffnung, dass all jene Gebete erhört wurden. Es besteht ein Grund, zu glauben. Der Film nähert sich diesem Aspekt weniger akademisch, denn als Teil seiner Handlung. Vordergründig ist das Ganze im Stil eines Thrillers inszeniert, bei dem sich auch die Frage stellt, was genau denn passiert ist.
Das alleine ist bereits reizvoll, schliesslich müssen wir uns entscheiden, ob wir es mit eine Geistergeschichte, einem Exorzistenplot oder einem ziemlich weltlichen Mord zu tun haben. Und hinter dieser Fragestellung verbergen sich die angedeuteten Diskurse zu Glaube, Aberglaube und unserem Wunsch nach Halt. Lee Yong-joo demonstriert dies anhand kleiner Einzelszenen, vielfach erläutert in Rückblenden durch Zeugenaussagen. Aber auch in den Erlebnissen der beiden Protagonisten Tae-hwan und Hee-jin. Letztere ist unser Zugang zur Handlung und wird verkörpert von Nam Sang-mi, die 5 Jahre nach Dead Friend ins Horrorfach zurückkehrt.
Die junge Schauspielerin hatte zuletzt in etlichen TV-Serien brilliert und hier verankert sie mit ihrer Angst, ihrer Skepsis und ihrer Sorge den Film. Eine starke Leistung. Ryoo Seung-yong liefert trotz ein paar Cop-Klischees ebenfalls saubere Arbeit ab. Und die Veteranin Kim Bo-yeon gibt ohne zu viel Wahnsinn die verblendete Frömmlerin. Nicht zuletzt kommt von der jungen Shim Eun-kyung (Hansel & Gretel) eine starke Show. Sie schafft jene Gratwanderung, die nötig ist, um verschiedene Interpretationen zuzulassen. Mal spielt sie besessen, manchmal ängstlich, manchmal in der Tat fähig zu Wundern.
"Possessed" ist nicht frei von Problemen. Er ist ein Bisschen zu distanziert, dürfte noch eine Spur gruseliger sein und es fehlt zwischendurch an echten Überraschungen. Doch starke Schauspieler, eine facettenreiche Geschichte sowie eine bemerkenswert reife Inszenierung machen all das mühelos wett. Der Look ist realistisch, das macht die übersinnlicheren Sequenzen umso unheimlicher. Auch kleine Details wie ein nur durchs Handy-Display ausgeleuchteter Raum tragen zur Atmosphäre bei. Keine Frage: Hier kündigt sich ein neues Talent an. Hoffentlich tut es Lee Yong-joo nicht den vielen koreanischen Nachwuchsregisseuren nach und verschwindet nach dem eindrücklichen Erstling in der Versenkung. Es wäre ein herber Verlust.
MEINE
DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Koreanisch 5.1 und DTS mit englischen und koreanischen
Untertiteln.
BESTELLEN
Yesasia
(Liefert aus HK)
EXTERNE LINKS
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Hancinema
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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