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Anime
Japan 2006
Alternativer Titel
-

Regie Satoshi Kon
Drehbuch Satoshi Kon, Seishi Minakami nach einem Roman von Yasutaka Tsutsui
Sprecher Megumi Hayashibari, Toru Furuya, Koichi Yamadera, Akio Otsuka

Länge 87 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
12

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 27.8.07
©  Bilder Sony, Screenshots molodezhnaja


STORY
Unter der Leitung der
Psychologin Dr. Atsuko Chiba testen Forscher den DC Mini, einen Gehirnstöpsel, durch den man in die Träume von Patienten eindringen kann. Entwickelt wurde der Mechanismus vom korpulenten Dr. Tokita, der ihn unter anderem beim traumatisierten Detective Konakawa bereits erfolgreich angewendet hat. Als Tokita eines Tages in einem Traum gefangen bleibt, taucht Chiba mit Hilfe ihres Alter Egos Paprika in seine Träume ein. Sie entdeckt, dass er Teil eines Kollektivtraums wurde. Wer steckt dahinter?

 

REVIEW
Satoshi Kon ist ein Filmfan. War sein gefeierter Perfect Blue noch eine Verbeugung vor Hitchock und Gialli, plünderte er mit Millennium Actress den Fundus der Filmgeschichte und liess sich für Tokyo Godfathers von filmischen Vorbildern à la Capra leiten. In "Paprika" spielen Filme abermals eine gewichtige Rolle, zum einen in Form von direkt angedeuteten Filmbildern (à la "Tarzan" oder Krimi), zum anderen als Inspiration für die Erschaffung der Albtraumvisionen. Da ist etwa "The Shining" zu nennen, der durchaus für ein paar Elemente Pate gestanden haben könnte - eine Holzflut statt Blutflut durch die Gänge, beängstigende Hotelkorridore und eine skurrile Bar mit stoischen Barkeepern sind nur einige der Merkmale.

Doch ob Kon diese Ideen wirklich irgendwo her hat, oder ob sie direkt aus seinem Kopf stammen, ist oft nicht auszumachen. Auf alle Fälle scheinen die Hirnwindungen des Anime-Regisseurs Quell für allerlei schräge Einfälle und surreale Bilder zu sein. "Paprika" zapft diese Ideen direkt an und bannt sie auf Zelluloid. Der Anime knüpft am ehesten an Kons Meta-Trickfilm Millennium Actress an und setzt die Sprünge der Protagonisten zwischen Schein und Sein, zwischen Film und Realität fort, abermals auf etlichen, komplex verwobenen Ebenen. Einzig die Story ist diesmal nicht gar so fesselnd wie beim Vorgänger, welcher emotional auch mehr zu packen vermochte. "Paprika" ist dagegen kühler - aber nicht minder faszinierend.

Schon die Pre-Credits-Sequenz mit ihren virtuos ineinander greifenden Einflüssen von David Lynch über Hitchcock bis "Being John Malkovich" ist prallstes Anime-Kino, inszeniert von einem Meister auf dem Höhepunkt seiner kreativen Schaffenskraft. Der später immer wieder eingespielte Marsch der Popkultur-Figuren, begleitet von einem überwältigen Soundtrack, ist ein weiteres Beispiel für Kons überschwängliche Lust am Fabulieren und Erschaffen pompöser Bilder. Was das alles aussagen will? Nicht viel. Kon kann sich auf die Gesetze des Traums berufen und seine an "The Cell" anmutende Story beinahe beliegig drehen und wenden, wodurch jeder Cineast sofort in einem orgiastischen Rausch von Meta-Referenzen versinkt. Doch wirklich toll ist der Plot nicht, bis hin zum leicht verquasten Ende handelt es sich eher um eine Spielerei, als um einen sezierbaren Plot.

Doch was für eine Spielerei. Kons schickes Mischmasch aus Psychoanalyse, Albtraumbildern und Zirkus-Ästhetik lässt über 87 Minuten nie los, bietet Witz und Action, Märchen und Abscheu, Fantasy und Romantik. Für einen leicht verstörenden Unterton sorgen stets eingeflochtene sexuelle Beigaben, so etwa eine Henati-ähnliche Oral-Penetration von Dr. Chiba und zuvor ein lüsternes Eintauchen in Paprikas Innereien. Etwas früher ist es Paprika selbst, die regelrecht in den kleinen Professor eintaucht und ihn lustvoll anschwellen lässt bis zur Explosion. Sex ist in "Paprika" nie vulgär oder aufdringlich, aber stets eine treibende, unterschwellige Kraft.

Letztendlich lohnt es sich, die Tagline des Films ernst zu nehmen: "This is your brain on anime" - eine Anspielung auf Drogen. Das Gehirn auf der Droge Anime. Ein Trickfilm-induzierter Rausch. Das ist "Paprika", nicht mehr und nicht weniger. Ich hätte mich stundenlang ergötzen können den Figuren und Bildern, könnte mich einlullen lassen von der fulminanten Musik. All das benötigt nicht einmal eine kohärente Story. Der Film hätte profitieren können von einem besseren Plot, so sind es eher Fetzen, die funktionieren, eher Einzelszenen, die packen, als die ganze Geschichte an sich. Doch auch wenn Kon wegen dieses Mankos nicht ganz an sein Meta-Meisterwerk Millennium Actress anschliessen kann, so handelt es sich bei "Paprika" doch um betörende Trickfilmkunst für ein aufgeschlossenes Publikum. Für Kon selbst dürfte das Ganze zudem eine Hommage an das Kino sein (Kurosawa, Kubrick, Hitchcock, Lynch...) und gleichzeitig eine Aufarbeitung seiner eigenen Involvierung in das Medium Film, dem sich Detective Konakawa (man beachte die ersten drei Buchstaben seines Namens) erst verweigert und später Teil davon wird. Auch hier also Deutungsmöglichkeiten en masse.

Damit sollte wohl nur noch gesagt sein, dass der Trip auch fulminant animiert ist. Aber das versteht sich bei Satoshi Kon ja schon fast von selber.

 

MEINE DVD
D, Code 2, PAL
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 5.1, Englisch 5.1, Deutsch 5.1 mit deutschen, englischen und einem Dutzend weiterer Untertitel.

 

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SCREENSHOTS

 


 

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