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Anime
Japan 1993
Alternative Titel Umi ga kikoeru; I Can Hear the Sea; I Can Hear the Ocean;
Flüstern des Meeres - Ocean Waves;
海がきこえる

Regie Tomomi Mochizuki
Drehbuch Kaori Nakamura nach einer Erzählung von
Saeko Himuro
Sprecher Nobuo Tobita, Yoko Sakamoto, Toshihiko Seki, Yuri Yamano, Kae Araki

Länge 72 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
o.A.

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 21.6.08
©  Bilder Ghibli, Screenshots molodezhnaja


STORY
Taku Morisaki besucht eine Schule in der südjapanischen Präfektur Kochi. Dort freundet er sich mit dem gleichaltrigen Yutaka Matsuno an, als beide gegen das Streichen eines Schulausflugs protestieren. Eines Tages stellt Yutuka seinem Freund die hübsche Rikako Muto vor. Sie ist mit ihrer Mutter aus Tokio hergezogen. Schon bald fällt den Schülern auf, dass Rikako meistens schlecht gelaunt ist. Trotz ihren Top-Noten wird sie zur Aussenseiterin. Beim Klassenausflug nach Hawaii leiht sie sich bei Taku 60'000 Yen aus, mit denen sie danach einen Flug nach Tokio finanziert. Da ihre einzige Freundin Yumi nie und nimmer wegfliegen darf, ohne ihre Eltern zu informieren, springt Taku als Begleiter ein.

 

REVIEW
Hayao Miyazaki und Isao Takahara, die Köpfe des legendären Studios Ghibli, waren beide lange Zeit fürs Fernsehen aktiv - unter anderem bei den Anime-Serien "Heidi" und "Marco". Auch später produzierten sie immer wieder Serien oder Kurzfilme fürs Fernsehen. Doch einen Spielfilm für die Flimmerkiste? Das gabs nur einmal: Mit "Ocean Waves". Es mutet fast schon wie eine Verschwendung an, einen solch zauberhaften Film nicht ins Kino zu bringen, denn der Schüler-Anime nach einer Erzählung der im Juni 2008 an Krebs verstorbenen Autorin Saeko Himuro kann durchaus mit den Leinwand-Hits aus dem Hause Ghibli mithalten. Der nostalgische Stil und die ruhige Inszenierung erinnern an den davor entstandenen Only Yesterday und den zwei Jahre später erschienenen Whisper of the Heart.

"Ocean Waves" kommt nämlich gänzlich ohne Firlefanz aus. Keine Kreaturen, keine Action, keine Träume, keine speziellen Situationen - Regisseur Tomomi Mochizuki ist vielmehr bemüht, alles alltäglich und real zu halten. Daher tauchen in den Bildern auch immer wieder Alltagsgegenstände wie eine Sprite-Dose oder Werbetafeln auf. Das erzeugt eine starke Bindung zu Zeit und Raum sowie eine naturalistische Stimmung. Beachtlich auch, wie es Mochizuki und sein Team schaffen, all dies so leichtfüssig und flüchtig zu inszenieren. Die 73 Minuten gehen daher im Flug vorbei, selbst wenn an sich nicht viel passiert. Es ist wahrhaftig eine Kunst, einen Trickfilm so unprätentiös und einfach echt zu halten.

Dieser Ansatz zieht sich bis zum Ende durch, einem ebenso offenen wie zuspitzenden Finale, das mit kurzer Spannung, einem perfekt getakteten Kameraschwenk sowie dem alles bündelnden Schlusssatz die Zuschauer mit einem Gefühl von Wehmut und Nostalgie entlässt. Der ganze Film ist auf diese beiden Emotionen aufgebaut, gekoppelt mit etwas Spass und leiser Flirterei - doch die beiden Gefühle dominieren alles. Nostalgie erzeugen die Ghibli-Leute mit dem Darstellen einer unbeschwerten Zeit sowie mit einer Rahmenhandlung, die das Erlebte in Form von Erinnerungen präsentiert. Wehmut kommt auf, wenn Charaktere Chancen verpassen oder, ganz beliebt, sich trennen müssen. Im Leben passiert es so oft, dass man von Freunden und Familie getrennt wird, wenn man separate Wege geht oder ein Schicksalsschlag das Gewohnte zerstört. "Ocean Waves" schildert dieses Auseinanderdriften fast schon lapidar und daher eben so wehmütig.

Wenn ich ein kleines Problem mit dem Film hatte, dann war es die Schlussphase, in der alles etwas rasch ging. Die Feier zum Klassentreffen hat zu wenig Distanz zum Vorhergehenden, die Leute scheinen zu leben wie zu ihrer Schulzeit. Auch dass Yutaka, mit dem Taku zuvor nicht mehr geredet hat, einfach so auftaucht, wirkt leicht gesucht. In diesen Sequenzen hätte "Ocean Waves" noch etwas mehr atmen und gedeihen können, um danach noch kraftvoller zur Schlussszene überzuleiten.

Doch so oder so ist dieser liebreizende Anime für jeden Ghibli-Fan und Freund subtiler Jugendgeschichten zu empfehlen. Er ist weniger bekannt als seine grossen Brüder und weil er im TV debütierte, gehört er auch nicht zu jenen Titeln, die Walt Disney für die internationale Vermarktung aufkaufte. Das macht ihn zum Geheimtipp und Kleinod, das in meiner Skala nur haarscharf an einer nächsthöheren Bewertung vorbeihuschte. Die Animation ist einfach, aber umwerfend. Die Inszenierung mit Wehmut, Nostalgie und viel Gefühl zeugt von Reife und Talent. Und die Story, in die man trotz sanfter Dramaturgie rasch eintaucht, entwickelt einen bemerkenswerten Sog bis hin zum schönen Ende. Das ist Ghibli pur und zum Anschauen und Spüren einfach ein Genuss.

 

MEINE DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 5.1 mit englischen und japanischen Untertiteln.

 

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EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

 


 

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