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Sci-Fi-Film. Polen 1988
Alternative Titel Der silberne Planet; On the Silver Globe

Regie Andrzej Zulawski
Drehbuch Andrzej Zulawski nach Romanen von Jerzy Zulawski
Musik Andrzej Korzynski
Kamera Andrzej Jaroszewicz
Schnitt Krzysztof Osiecki
Darsteller Jerzy Trela, Waldemar Kownacki, Andrzej Seweryn, Krystyna Janda, Grazyna Dylag
Länge 157 Min.

Kinostart 1988

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
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©  Text Marco, molodezhnaja 27.12.09
©  Bilder ostalgica, Screenshots molodezhnaja


STORY
In der Zukunft verlassen Menschen die Erde, um eine neue, freie Welt zu suchen. Das Raumschiff stürzt auf dem Mond ab. Nur drei Astronauten überleben und bauen auf der dunklen Seite des Mondes eine neue Gesellschaft auf. Da die Kinder hier schneller aufwachsen, besiedeln bald mehrere Hundert Bewohner die neue Welt. Die damaligen Astronauten werden wie Gottheiten verehrt. Als der Kundschafter Marek (Andrzej Seweryn) von der Erde auf dem Mond landet, wird er wie ein neuer Messias begrüsst, der sie im Kampf gegen die vogelhaften Scherne führen soll.

 

REVIEW
"Na srebrnym globie" alias "Der silberne Planet" ist ein kaum zu bewertender Film. Auf der einen Seite ein ungemein faszinierendes Werk eines unterschätzten europäischen Künstlers voller Subtext und einer visionären Optik. Auf der anderen Seite ein verkünstelter Koloss, der zunehmend in seine Einzelteile zerfällt, und zu allem Übel auch nie richtig fertig gestellt wurde, was seinen fragmentarisch-konfusen Charakter gar noch verstärkt. Ein Film wie kein anderer, das steht fest. Aber ist er wirklich gut? Daran scheiden sich wohl die Geister, auch wenn die meisten Cineasten eher Richtung "ja" tendieren. Sicherlich auch wegen der Einzigartigkeit des Films und aus Mitgefühl zu seinem Regisseur Andrzej Zulawski.

Der Pole, dessen bekanntester Film Possession Isabelle Adjani in Cannes den Darstellerpreis brachte, packte die Dreharbeiten 1976 an, nachdem er in Frankreich mit dem Romy-Schneider-Drama "Nachtblende" Erfolge feierte und in seine Heimat zurückkehrte. Dort filmte er zwei Jahre lang nach der Roman-Vorlage seines Grossonkels, des Sci-Fi-Autors Jerzy Zulawski, bevor das Kulturministerium den Stecker zog - wegen angeblicher "subversiver Tendenzen". Das Filmmaterial sollte vernichtet werden, Sets und Kostüme ebenso. Das Negativ konnte immerhin gerettet werden und 1986 nahm Zulawski in Frankreich die Arbeit an seinem unvollendeten Film wieder auf.

Etwa ein Fünftel der Szenen war noch nicht abgedreht, weshalb Zulawski sie durch Füller ersetzte, in denen er selbst erzählt, was passieren würde, begleitet von surreal wirkenden Alltagsbildern aus Warschau. Mir wäre lieber gewesen, die Erzählstimme würde von Bildern mit mehr Sci-Fi-Charakter unterstützt, vielleicht im selben Stil wie der Film selbst. Die jetzt gefundene Lösung wirkt dagegen etwas mühsamer und einen Touch prätentiöser. Doch das stört in einem Film, der ganz viele prätentiöse Momente hat, auch nicht mehr so stark.

Doch erst Mal der Reihe nach: Zulawski nahm von der Vorlage, der "Mond-Trilogie", nur das Gerüst, und inszenierte es als fiebrigen Albtraum mit religiösen Motiven und als Parabel auf den Totalitarismus. Irgendwo zwischen Stalker, "The Last Temptation of Christ", "Lord of the Flies" und einem Drogentrip. Die zerstückelte Erzählweise wird zunehmend absurder, ja ähnelt einem wilden Comicstrip eher als einem Kunstfilm. Der Film wirkt eher aus dem Bauch heraus als aus dem Kopf, wenngleich er die Synapsen Im Hirn gehörig auf Draht hält. Als wolle Zulawski nicht nur die organisierte Religion und die Gesellschaft mit seinem anarchischen Gebilde aus den Angeln heben, sondern gleich auch noch konventionelle Erzählmuster seinem anarchischem Ansatz opfern.

Gedreht wurde in der Hohen Tatra, im Kaukasus, am Schwarzen Meer und in der Wüste Gobi, wo eine Welt entstand, die vertraut und doch völlig fremd ist. Eine hyperaktive, manchmal handgehaltene, dann verwackelte oder schräg gestellte Kamera verstärkt diesen entfremdenden Effekt noch. Die Dialoge dazu sind manchmal so kryptisch, dass man sie nicht weiter verarbeiten möchte. Wenn man die oft lose wirkenden Gedanken dennoch analysiert, offenbaren sich ein paar spannende Ideen - und eben: viel Kunstgesülze.

Im Verlauf des Films wird dies noch schlimmer. Die Schauspieler agieren theatralisch und wie unter Trance, die Dialoge werden zum anstrengenden Angelpunkt der ganzen "Handlung" und einzig die stets dunkeln Bilder (wir befinden uns ja auf der dunkeln Seite des Mondes) halten vom Abschalten ab. Mit ein Grund für den ansteigenden Nerv-Faktor ist die Idee, einen Teil der Geschichte aus der Ich-Perspektive zu erzählen. Im Roman schreibt der Protagonist seine Gedanken nieder. Im Film dient eine Kamera als Tagebuch, in welche die Schauspieler immer wieder direkt hineinsprechen - also Dokustyle lange vor "Blair Witch Project" und sogar vor "Cannibal Holocaust", wenn man als Produktionsjahr 1978 nimmt.

Auf dem Papier eine tolle Sache, in der tatsächlichen Ausführung ein eher harziges Instrument. Und das auch noch über die sagenhafte Dauer von 157 Minuten. Da wächst die Gefahr, dass man das Interesse verliert. Doch immer wieder bringt Zulawski etwas, was bei Laune hält. Die trashigen Scherne etwa. Faszinierende Bilder von der Küste und aus den Wäldern. Kunstvoll bemalte Menschen. Eine wilde Orgie in einer riesigen Höhle mit einem Monolithen im Zentrum. Auf Pfählen aufgespiesste Opfer. All das ist zu sensationell, um den Film aufzugeben. Als Polit-Parabel bleibt er ziellos, seine religiösen Motive verpuffen, die Schauspieler hyperagieren und die produktionstechnisch bedingte Fragmentierung sorgt für Spannungslöcher. Niemand soll sagen, hohe Filmkunst sei ein Zuckerschlecken ...

 

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EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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