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Drama

Südkorea 2012
Alternative Titel Moebiuseu; 뫼비우스

Regie, Drehbuch, Produktion Kim Ki-duk
Darsteller Jo Jae-hyeon, Seo Yeong-ju, Lee Eun-woo, Kim Jae-hong, Kim Jae-rok

Zuschauer 34'710
Länge
88 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 18

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 3.1.2017
©  Bilder New Entertainment, Screenshots molodezhnaja


STORY
Eine Mutter (Lee Eun-woo) dreht durch und will ihrem betrügerischen Mann (Jo Jae-hyeon) den Penis abschneiden. Da er sich wehrt, schlägt sie beim schlafenden Sohn (Seo Yeong-ju) zu. Den Penis verspeist sie. Der so entmannte Spross schliesst sich einer Gangsterbande an, um seine Männlichkeit zu beweisen, doch ohne Erfolg. Also will ihm der Vater helfen, und ihm auf alternative Weise zum Orgasmus verhelfen. Da alle Versuche scheitern, will er ihm seinen eigenen Penis transplantieren lassen. Derweil sucht der Sohn die Gesellschaft der Geliebten (auch Lee Eun-woo) des Vaters. Auch die will helfen.

 

REVIEW
Bei Kim Ki-duk muss man verstehen, dass niemand handelt wie ein normaler Mensch. Der Regisseur ist erpicht darauf, seine Mitmenschen in Extremsituationen zu zeigen, und sie extrem reagieren zu lassen. Diese Kunstform mag manchmal zu sehr reizvollen und faszinierenden Filmen führen - doch sie ist vor allem eines: anstrengend. "Moebius" ist ein klasse Beispiel dafür. So ist der Film komplett stumm. Menschen reden nicht, und falls mal eine Figur doch zu einem kurzen Text ansetzen würde, wird weggeschnitten. Kim hat dies schon in Bin-jip versuch, wo es angesichts der beschränkten Personenzahl noch halbwegs durchging - aber hier wirkt es nur forciert. Und anstrengend.

Das ist noch lange nicht alles: die ersten 5min sind eine Montage des familiären Schreckens. Papa fickt fremd, der Sohn wichst, Mama heult. Und wie reagiert man im Kim'schen Universum darauf? Man schneidet dem Sohn den Schwanz ab. Das Ganze wirkt kausal nie fassbar - Kims Menschenhass, sein Frauenhass, sein depressives Weltbild - das alles spielt in die Handlungsweise der Figuren hinein. Doch was durchaus mal psychologisch noch Gewicht hatte, wirkt nun eben nur noch wie das Machwerk eines Mannes, der ausser übertriebener Handlungen und Figuren nichts auf dem Kasten hat. "Moebius" ist visuell belanglos, inhaltlich nichtssagend. Und eben anstrengend.

In gewissem Sinne böte "Moebius" die Möglichkeit zu einer Art Antithese zu Kims Macho-Filmen wie Bad Guy (in dem der Vater-Darsteller Jo Jae-hyeon die Hauptrolle spielte). Und hin und wieder blitzt tatsächlich Ironie auf, etwa wenn einem anderen Mann der Penis abgeschnitten wird, um den entmannten Bub wieder damit auszustatten - doch das wertvolle Teil in einem Handgemenge dann unter Lastwagenrädern zerquetscht wird. Doch das sind winzige Einzelszenen, aus denen nichts wächst. Kim ist nicht an Ironie interessiert, nicht an der Demontage des Machismo. Er lebt von Kontroversen, von Exzessen, von Bildern. Mann ohne Penis ist entmannt. Punkt. Kein echtes Weiterdenken, keine echte Auseinandersetzung mit dem Thema. Schmerz dient als Lustersatz. Punkt. Keine Fortführung dessen, bloss die immergleiche Kim'sche Faszination von sado-und masochistischen Trieben, von denen er wohl gleichermassen fasziniert wie abgestossen scheint.

Und als wäre das nicht schon schwach genug, kommt Kims Besessenheit dazu, seine Werke so verkünstelt wie möglich zu machen. Hier also ohne Dialoge und ohne Soundtrack. Da kann man froh sein, ist die Laufzeit mit nicht einmal 90 Minuten relativ beschränkt - länger wäre dieses misanthrope und lustfeindliche Märchen nicht auszuhalten. Da ändert auch die aus dem Nichts kommende buddhistische Koda nichts, die dem Film Tiefe (oder Ironie?) verleihen soll, aber aufgesetzt wirkt. Die Antwort auf menschliche Gelüste und Triebe ist der Glaube an Buddha? Lust ist böse? Welch potentielle Aussage da drin steckt, sei jedem selbst überlassen, aber Kim serviert sie gewohnt willkürlich und unpassend. Als wolle er schocken und erleuchten, aber schafft weder noch. Schade, denn nach Pieta hatte ich Hoffnung, der Mann würde sich etwas erholen. Dieses Werk indes ist ein Rückschritt in allen Belangen.

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

Hancinema

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit VLC 2.2.1., verkleinert und geschärft mit Photoshop CS2


 

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