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2012
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Drama
Südkorea 2012
Alternative Titel
Pietà; 피에타
Regie Kim Ki-duk
Darsteller
Jo Min-soo, Lee Jeong-jin, Woo Gi-hong, Kang Eun-jin, Jo Jae-ryong
Zuschauer
601'700
Länge 104 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
q |
©
Text Marco, molodezhnaja 3.1.2013
© Bilder new,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der hedonistische Killer und Geldeintreiber Kang-do (Jo
Min-soo) verstümmelt im Auftrag eines Gangsterbosses
zahlungsunfähige Schuldner. Da taucht eine Frau (Lee Jeong-jin)
auf, die sich an Kang-dos Fersen heftet. Aber sie will nicht etwa Böses,
sie sucht nur die Nähe des Killers: denn sie sei seine Mutter und wolle viele
Jahre der Vernachlässigung wieder gut machen.
Kang-do glaubt ihr nicht, wird sie aber nicht mehr los, und demütigt sie auf
alle nur erdenkliche Weise. Es entwickelt sich ein seltsames
Abhängigkeitsverhältnis zwischen den beiden.
REVIEW
Wo kam das jetzt her? Wenn Arirang der Preis
war, den wir zahlen mussten, um "Pieta" zu bekommen, dann zahle ich gern. Dieses
zappendustere Drama markiert eine Art Fusion des jungen Kim Ki-duk mit seinem
Hang zu Gewalt gegen Mann, Frau und Tier, mit seiner Skrupellosigkeit und
Unberechenbarkeit - mit jener des reiferen Kim, der sich als Autorenfilmer
etablierte, gefeiert an Festivals und reif in seinem Stil. Es entstand sein
bestes Werk seit langem, das vielleicht nicht gerade zu Recht in Venedig mit dem
Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde, aber zumindest nicht völlig unverdient.
Die Stärke liegt vor allem in der Anfangsphase, wenn der Killer und seine Begleiterin eingeführt werden. Kang-do wird von Beginn weg als narzisstischer Typ gezeichnet, der am liebsten masturbiert, keine Skrupel hat, Gewalt auszuüben, und dies auch vor Frauen und Kindern tut. Er wirkt wie eine Art Ekzem des Kapitalismus, nur darauf erpicht, seinen Gewinn einzustreichen. Und auf der anderen Seite haben wir eine Frau, die rohe Emotion zu sein scheint, auf der Suche nach der Zuneigung eines Sohnes, den sie nie wirklich hatte. Ein typisch schmerzbetontes Kim-Ki-duk-Verhältnis.
In den besten Werken Kims handeln die Menschen nämlich nicht wirklich nachvollziehbar. Sie sind getrieben - von Wut, von Aggression, von Leid, von Schuld, von Trieben, von Spiritualität. Etwas in ihnen lässt sie Dinge tun, die wir nicht machen würden. Meistens im Negativen. Hier erreicht dies einen Zenit im Verhalten der Frau, die sich ihrem Peiniger unterwirft, die ihn beinahe mit Psychoterror in den Wahnsinn treibt, indem sie nur immer da ist, seinen Namen ausspricht, ihm die Gewalt verweigert, die er eigentlich verdient hätte. Sie macht das Gegenteil von dessen, was man erwartet, und überzeugt Kang-do daher wirklich, seine Mutter zu sein.
Es muss nicht einmal eine biologische Mutterfigur sein, sondern eine metaphorische, schliesslich nimmt der Filmtitel Bezug auf das christliche Bild von der Mutter Maria, die den sterbenden Jesus in den Armen hält - die Pieta eben. Kim Ki-duk betont selten christlichen Parallelen in der Story, etwa wenn der Sohn sich Fleisch seines eigenen Körpers herausschneidet, doch weitere Elemente, die diese Interpretation gefördert hätten, soll Kim gar entfernt haben. Das Endprodukt hat nun mindestens soviel Buddhismus drin wie Christliches, oder gar nix von beidem. Aber er benutzt das Bild der völlig bedingungslos agierenden Mutter, die hier durch eine solch kuriose Verkettung in ihre Rolle hineinkommt, dass man staunt.
Diese Menschlichkeit strahlt auf Kang-go ab. Und in einem Beruf, in dem Menschlichkeit nicht gefragt ist, wird dies zu seiner Schwäche. Was will Kim damit sagen? Vielleicht nicht gezielt etwas - aber man kann lesen. Etwa von der Kraft des passiven Widerstands in seiner seltsamsten Form, von der Konter gegen Gewalt und der (zerstörerischen) Kraft der Selbstaufgabe. Fast reizvoller als die Story an sich fand ich Kims Inszenierung. Gedreht in Cheonggyecheon, in der auch der Regisseur seine Jugend verbrachte und teilweise in den Fabriken arbeitete, wirken die Bilder düster und kalt, das Menschlich scheint hier an den Rand gedrängt. Zwischendrin starke Schauspieler, allen voran die überragende Jo Min-soo.
In der Mitte hängt der Film etwas durch und Kim verliert die Zügel, die er am Anfang so schockierend fest in der Hand hatte, ein wenig, bis hin zum nur halb gelungenen Ende. Aber diese Parabel über die Kälte des Kapitalismus gemixt mit dem ungewöhnlichen Charakterporträt zweier verschiedener Menschen ist starkes Kino. Brutal, aber nie voyeuristisch, düster, aber nie kalkuliert, mysteriös, aber nie so abgehoben wie Kims schwächere Werke - und daher durchaus zu Recht der erfolgreichster Film des Regisseurs an den heimischen Kinokassen, an denen seine Filme sonst jeweils ins Leere laufen. Ob Kim Ki-duk nun, nicht zuletzt dank seines Läuterungs-Films Arirang, wieder zu alter Stärke gefunden hat, bezweifle ich fast. Aber "Pieta" ist auf jeden Fall ein faszinierendes Zwischenhoch irgendwo zwischen Wutbürger Kim, Autorenfilmer Kim und Provokateur Kim.
MEINE
DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Koreanisch 5.1 mit englischen und koreanischen Untertiteln
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