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> DAS MENSCHLEIN MATTHIAS
Drama. Schweiz
Alternativer Titel -
Regie Edmund
Heuberger
Drehbuch Stefan Markus nach dem Roman von Paul Ilg
Produktion Stefan Markus,
Gotthard Film
Musik Robert Blum
Kamera Georges C. Stilly
Schnitt Georges C. Stilly
Darsteller Röbi Rapp, Petra Marin, Leopold Biberti, Hans Fehrmann,
Walburga Gmür,
Ditta Oesch, Arthur Leonhard, Frida Sigg, Sigfrit Steiner,
Hermann Gallinger
Länge 82 Min.
Kinostart 1941
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 2.2.2018
© Bilder SRF,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Matthias (Röbi Rapp) ist der uneheliche Sohn der Fabrikarbeiterin Brigitte Böhi
(Petra Marin) und lebt bei seiner Tante auf einem abgelegenen Gasthof. Von der
Ersatzmutter wird der Zehnjährige ebenso schikaniert wie von deren Sohn. Als
seine ältere Cousine Marili stirbt, büxt Matthias aus und geht zu seiner Mutter.
Sein Auftauchen sorgt für Wirbel, auch bei Oberholzer (Leopold Biberti), dem
Chefzeichner in Brigittes Stickerei-Firma.
REVIEW
Mit Dilemma kooperierten
Regisseur Edmund Heuberger (1883-1962) und der Produzent Stefan Markus
erfolgreich für einen Problemfilm. Dort ging es ums kontroverse Thema der
Abtreibung. Für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit bot sich "Das Menschlein
Matthias" an, sozusagen das Thema "was passiert, wenn nicht abgetrieben wird?".
In diesem Fall genauer gesagt: ein uneheliches Kind und seine Stellung in der
Gesellschaft.
Als Vorlage diente ein 1913 publizierter,
autobiographischer Roman des Thurgauer Schriftstellers Paul Ilg, der freilich
einiges weniger an kontroversem Gehalt beinhaltet als zuvor "Dilemma". Doch auch
so finden Heuberger und sein Team genügend Platz, um gängige Moralvorstellungen
anzuprangern und nebenbei auch noch das harte Leben der Kinder in jener Zeit zu
zeigen. Interessant dabei ist auch die Figur der Tante, die sich für die Taten
ihrer "verluderten" Schwester schämt, die am Tisch und im Leben Frömmigkeit
einfordert und die Kinder wie Dreck behandelt - aber offensichtlich eine
Liebschaft mit dem Pöstler pflegt, ohne die eigene Verlogenheit einzusehen.
Das alles ist löblich, aber doch etwas zu wenig mitreissend. Auch die
Dramaturgie, die nach dem gelungenen ersten Teil in die Fabrik und zu Matthias'
Vater wechselt, verliert mit der Zeit gehörig an Kraft - bis hin zum im Roman
nicht vorkommenden Happy End. Mir gefielen die Einblicke in das Familienleben
von anno dazumal jedenfalls mehr als das gekünstelte Drama danach. Zumal Hintern
versohlen, in den Keller sperren und dergleichen auch in meiner eigenen
Jugendzeit auf dem Land noch weit verbreitet waren.
Schauspielerisch
derweil haut "Das Menschlein Matthias" auch nicht gerade aus den Schuhen. Viele
Dialoge wirken überartikuliert, manches Spiel kommt etwas hölzern daher. Das
gilt leider auch für den kleinen Hauptdarsteller: Röbi Rapp. Er ist, für alle
Nicht-Schweizer Leser, einer der bekanntesten Homosexuellen des Landes, nicht
zuletzt darum, weil er und sein gleichaltriger Lebenspartner Ernst Ostertag sich
im fortgeschrittenen Alter als erstes männliches Paar des Kantons Zürich im Jahr
2003 das Ja-Wort geben durften. Die Lebensgeschichte der beiden und damit auch
der Kampf um die Enttabuisierung der Homosexualität wurde 2014 mit "Der Kreis"
auch noch preisgekrönt verfilmt.
Doch Rapps Karriere reichte noch weiter
zurück als in die 50er und 60er, in denen "Der Kreis" spielt. Der 1930 geborene
Rapp war als Kind schon auf der Bühne tätig und gab hier sein Leinwanddebüt.
Nur: Auch wenn er noch so niedlich in die Kamera schaut, er schafft es nur
selten, Emotionen zu erzeugen. Er steht irgendwie immer etwas abseits vom Drama.
Daher ist es nicht überraschend, dass Rapp bis zu seinem Senior-Gastauftritt in
"Der Kreis" nicht mehr in Filmen mitspielte. Er ist als Matthias sicherlich
nicht übel, denn ein gewichtiger Teil der Distanz zwischen Figur und Zuschauer
ist auch der Inszenierung geschuldet, die bis auf ein paar atmosphärische Bilder
von Georges C. Stilly (Der blaue Express)
eher fad bleibt. Doch vergleicht man Rapp mit anderen Kind-Performances, z.B.
jene in Heidi, dann liegen da schon
Meilen dazwischen.
Sehenswert ist der Film allemal, nicht zuletzt, weil
SRF und die Cinémathèque Suisse ihn restauriert haben und Schweizer Filme aus
jener Zeit filmhistorisch wichtig sind, da, wie schon ein paar Mal erwähnt, die
eidgenössische Filmkultur viel später startete als in anderen Ländern - man also
sogar 1941 durchaus noch von einem Frühwerk reden kann. Doch nüchtern betrachtet
ist es doch ein eher austauschbares Melodrama, das sich kaum jemandem ins
Gedächtnis brennen wird.
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit VLC, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net
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