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1968
> THE LITTLE NORSE PRINCE
Anime
Japan 1968
Alternative Titel
The Adventures of Hols, Prince of the Sun; Taiyo no oji: Horusu no
daiboken;
The Sun Prince: Hols' Great Adventure; Little Norse Prince Valiant; Hols: Prince
of the Sun;
太陽の王子
ホルスの大冒険
Regie Isao
Takahata
Drehbuch Kazuo Fukazawa
Animation Hayao Miyazaki u.a.
Länge 82 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 6
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
.. |
© Text Marco,
molodezhnaja 10.5.07
© Bilder Toei,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der skandinavische Fischersohn Hols entfernt das Sonnenschwert aus dem
Steingiganten Moog. Zum Dank darf er die Waffe behalten und zieht damit nach dem
Tod seines Vaters in die Welt hinaus, um seine Heimat im Norden zu suchen, die
vom bösen Eiskönig Grunwald verwüstet wurde. Begleitet von seinem
Bärenfreund Coro durchquert er unfreundliche Landschaften und überlebt nur knapp
eine erste Konfrontation mit Grunwald. Er landet in einem Fischerdorf, das er
von einem riesigen Hecht befreit und so für neuen Wohlstand sorgt. Hols wird als
Held gefeiert und weckt die
Aufmerksamkeit der geheimnisvollen Hilda.
REVIEW
Vier Sterne sind vielleicht etwas gar viel
Goodwill diesem Film gegenüber - doch sie sollen sowohl seine künstlerische
Qualität wie seine filmhistorische Wichtigkeit illustrieren: "The Little Norse
King", das Regiedebüt des späteren Studio Ghibli-Meisterregisseurs Isao Takahata (Grave
of the Fireflies), ist einer der ersten Kino-Animes, der sich von
Disney-Formeln löste und in Japan für einen Aufschwung erwachsener
Zeichentrickstoffe sorgte. Die Produktionsgeschichte liest sich wie ein Krimi,
die Wichtigkeit des Films kann man endlos unterstreichen und weil die beiden
Ghibli-Gründer Takahata und Hayao Miyazaki involviert waren, generiert der Film
sowieso grosses Interesse. Doch letztendlich ist es auch ein wunderbares Werk,
ebenso visionär wie unterhaltsam. Umso erstaunlicher, dass er schon fast 40
Jahre alt ist.
Besagte Produktionsprobleme entstanden, als das Studio Toei die Pläne von Takahata verwarf. Er wollte einen zweistündigen Anime über die nordjapanischen Ureinwohner drehen, dem Studio hingegen schwebte eher ein kindlicher Trickfilm in Disney-Manier vor, der in Europa spielt. Eine halbe Stunde wurde gestrichen und als Takahata das Budget überzog, konnten auch zwei der aufwändigsten Szenen (der Angriff der Wölfe und die Invasion der Ratten) nicht fertig animiert werden - sie tauchen nur als Abfolge von Standbildern auf. Nach drei Jahren Produktionszeit, in der auch Takahatas Team um Chef-Animator Miyazaki in demokratischer Manier Änderungen einfliessen liess, kam "The Little Norse Prince" doch noch ins Kino - und floppte. Toei nahm ihn nach 10 Tagen bereits aus dem Programm und liess Takahata nie mehr Regie führen. Erst später, als Takahata und Miyazaki mit ihren "World Masterpiece Theater"-TV-Serien und später mit ihrem Ghibli-Meisterwerken für Forore sorgten, wurde auch diesem Frühwerk jene Aufmerksamkeit zuteil, die es verdient hat.
Dass die Animation noch nicht den Standard späterer Ghibli-FIlme hat, erklärt sich von selbst. Doch es ist von der ersten Szene an beachtlich, mit welcher Dynamik Takahata inszeniert: Die erste Sequenz, Hols' Kampf gegen eine Horde von Wölfen, sprudelt vor Energie und macht allfällige zeichnerische Vereinfachungen wett durch tolle Montage und hervorragende und sehr kinetische Bewegungsabläufe. Der einfache Stil der Figuren wird daher nie zum Nachteil, da die energiegeladene Inszenierung sich durch den Film hindurch zieht.
Längen gibt es kaum, denn Takahata lebt das Prinzip Abwechslung aus. Alle paar Minuten gerät Hols (alias Horu) in neue Gefahren - und eine ist haarsträubender als die nächste. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und Takahata lässt sich von seinem pseudo-skandinavischen Setting nicht etwa Fesseln anlegen, sondern tisch Steinriesen, Eiskönige, Wölfe, Rattenplagen, Riesenfische, Riesenvögel, Eiswölfe und andere Geschöpfe auf. Jedes Szenario wirkt eigenständig, der visuelle Stil bleibt zwar aus einem Guss, doch Takahata lotet alle Facetten dieses Stils aus - daher wirkt jedes Setup anders, jedes Bild von neuem interessant. Ganz besonders gilt das für eine beinahe psychedelische Sequenz gegen Schluss, in der sich Takahata der psychedelischen Kunst ebenso bedient wie der sozialistischen.
Sozialistische Ideen sind auch im Inhalt zu finden und es wird oft gemutmasst, Takahata und sein Team würden politische Tendenzen der 1968er-Ära einfliessen lassen. Dieser Schluss liegt tatsächlich nahe, doch als politisches Manifest lässt sich die einfache Moral von "The Little Norse Prince" kaum verkaufen. Im Gegenteil: Die Botschaft, man müsse zusammenhalten und gegen das Böse kämpfen, entwickelt nicht denselben Tiefgang wie von neueren Ghibli-Werken gewohnt. Vielschichtigkeit gibt es, wenn überhaupt, eher bei den Figuren, vor allem bei der komplex gezeichneten Hilda. Primär trumpft der Film aber als reinrassiges Abenteuer auf: Die kinetischen Actionsequenzen, das einfache, aber dynamische Charakterdesign, die Musik, die kurzweilige Inszenierung - all das sorgt für Nonstop-Entertainment. Die sprechenden Knuddel-Tiere sind vielleicht noch eine Konzession ans Familienpublikum, doch der Rest ist altersneutral, ja sogar eher konzipiert für ein erwachsenes Publikum.
Daher: "The Little Norse Prince" ist nicht nur ein Meilenstein für die Anime-Geschichte, er ist auch ein toller Film. Dass zwei Sequenzen nur als Standbild-Abfolgen integriert sind, dass Takahata einige Konzessionen eingehen musste und nicht seine ursprüngliche Vision realisieren konnte und dass bei den Szenen im Dorf mit Comic-Bürgern und Gesang ganz kurz das Interesse abflacht - das kann man alles vergeben angesichts der Dichte an rasanten Sequenzen und einfallsreicher Bildsprache. Vier Sterne also doch verdient? Na klar.
MEINE
DVD
GB, Code 2, PAL
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln.
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