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2011
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Drama
Japan 2011
Alternative Titel -
Regie, Drehbuch, Produktion, Kamera, Schnitt
Shinya Tsukamoto
Darsteller Cocco, Shinya
Tsukamoto
Länge 91 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 17.10.2012
© Bilder Third Window, Screenshots molodezhnaja
STORY
Die allein erziehende Kotoko (Cocco) leidet unter einer mysteriösen Krankheit:
Sie sieht Menschen oft doppelt. Und weil sie nicht entscheiden kann, welche
Version real ist, fühlt sie sich bedroht, werden die Personen in ihrer
Vorstellung immer aggressiver. Sie ist deswegen gezwungen, immer wieder
umzuziehen, was sie und ihr kleines Baby schwer belastet. Als das Kind fast nur
noch schreit und Kotoko nicht mehr klar kommt, schreitet das Jugendamt ein und
übergibt das Baby an Kotokos Schwester. Nun allein und einsam findet Kotoko
Zuflucht in Selbstverstümmelung und dem Singen von Liedern. Genau dabei hört ihr
der Schriftsteller Tanaka (Shinya Tsukamoto) zu, der sie fortan verfolgt. Er hat
sich verliebt und tatsächlich entwickelt sich eine Beziehung. Kotokos Zustand
verbessert sich. Doch ihre Nerven liegen noch immer blank.
REVIEW
Der Film ist eine Qual. Schaut man sich etwa
die erste halbe Stunde an, beginnt jeder Nerv im Körper zu jucken, hat man das
Bedürfnis, etwas zu machen, sich abzureagieren. Wie die fragile Kotoko immerzu
das Baby in Armen hält, und das Kind schreit und schreit und schreit, während
etwa die Mama in der besten Sequenz des Films damit hadert, etwas zu Kochen oder
sonstige Dinge des Alltags zu bewerkstelligen - das ist Qual in Reinkultur. Und
dies natürlich gewollt, denn der Regisseur ist Shinya Tsukamoto, Japans Mann für
Extreme, bei Cyberpunk so daheim wie bei Fetisch-Erotik, bei Gewalt ebenso wie
bei Wahnsinn. Und in "Kotoko" bringt er viele seiner Spezialitäten unter einen
Hut, zum Entsetzen des Publikums. Und das ist gut so.
Denn die Qual der ersten halben Stunde setzt sich fort. Was anfänglich noch
realistischer Horror ist - sozusagen eine Studie über postnatale Depression und
das Leid einer Mutter unter einem Schreikind - setzt sich im Psychologischen
fort. Kotoko ritzt sich die Arme auf, vereinsamt völlig, hat Suizidgedanken und
Visionen. Wir tauchen immer tiefer in ihren defekten Verstand ein, und es ist
ein Ort, an dem man sich als Zuschauer nicht aufhalten möchte. Es ist Tsukamoto
hoch anzurechnen, dass er sich dahin vorwagt. Natürlich macht er es plakativ,
mit schnellen Schnitten, mit Horror-Bildern - also nicht ganz eine ernst zu
nehmende Analyse von Depression, wie sie im Alltag gerne banalisiert wird. Aber
eine, die cineastisch einfährt.
Die Geschichte selbst stammt von Hauptdarstellerin Cocco, einer früher
angesagten Sängerin, die für Tsukamotos Vital
einen Song beisteuerte und hiermit ihr Debüt vor der Kamera gibt. Sie hat
angegeben, dass autobiographische Elemente einflossen, vor allem die
Selbstverstümmelung scheint durchaus erlebt und real, doch auch die
Wahnvorstellungen. Doch da auch Tsukamoto bei der Story mit von der Partie war,
ist das Ganze freilich eine Fusion beider Künstler. Überhaupt bestreiten sie
"Kotoko" fast im Alleingang: Sie mit der Hauptrolle, der Musik, der Story und
der Ausstattung. Er mit der Regie, der Nebenrolle, dem Skript, dem Schnitt, der
Produktion und der Kamera. Wahrhaft ein beachtlicher Zwei-Personen-Effort.
Was die beiden s wunderbar hinbekommen ist die Atmosphäre der Bedrohung. Auch
wenn die Kamera nicht wie irr wackelt und aggressive Doubles auf Kotoko
losgehen, hängt ein Gefühl der latenten Gefahr über dem Film. Und wir wissen
nicht, ob diese auf die Protagonistin einwirkt oder von ihr ausgeht. Steht
Kotoko etwa mit dem Baby auf dem Dach und sinniert darüber, ob sie es fallen
lassen soll, dann macht dies Angst. Zückt sie einfach so in einem Gespräch ein
Messer, weiss man nicht, ob sie es an sich selbst anwendet oder am Gegenüber.
Diese Unvorhersehbarkeit ist eine der grossen Stärken. Natürlich hat "Kotoko"
auf der anderen Seite auch Schwächen. So laugt die immense Hysterie mit der Zeit
aus, man stumpft emotional ab, im letzten Drittel verliert die Sache deutlich an
Zugkraft - etwa wenn Cocco minutenlang einfach nur in die Kamera singt.
Manche werden sich zudem aufregen, dass der Regisseur nicht immens viel über die
Anstrengungen des Elternseins zu sagen hat, sondern dies primär als Element des
Horrors gebraucht. Auch wirkt manches plakativ in Bild, Ton und Darstellung, an
der Grenze zur Parodie, und die Schüttelkamera fast in
Tetsuo-Manier ist als Stilmittel
mittlerweile aus der Mode gekommen. Aber angesichts eines grossartig gespielten,
eindringlich inszenierten und oft die Nerven bloss legenden Films rücken diese
Mankos etwas in den Hintergrund. "Kotoko" ist auf jeden Fall kein perfekter
Film, und er strengt an, fällt nach grandiosem Start etwas ab. Aber die
erlittene Qual auf Zuschauerseite lohnt sich durchaus.
MEINE
DVD
Grossbritannien, Code 2, PAL
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch 5.1 mit englischen Untertiteln.
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amazon.co.uk (Liefert aus GB)
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Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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