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Drama

Südkorea 1967
Alternative Titel Guests Who Arrived on the Last Train; The Guests Who Came on the Last Train;
Makchalo on sannimdeul; Guests Who Arrived by the Last Train; 막차로 온 손님들

Regie Yoo Hyun-mok
Darsteller
Lee Sun-jae, Mun Hie, Seong Hun, Nam Jeong-im, Kim Seong-ok

Länge 107 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 17.1.10
©  Bilder Korean Film Archive, Screenshots molodezhnaja


STORY
Dong-min (Lee Sun-jae) leidet an einer unheilbaren Lungenkrankheit. Obwohl er bald sterben wird, hat er keine Ahnung, wie er seine letzten Tage verbringen will - und säuft sich regelmässig den Frust weg. Eines Nachts erblickt er auf dem Nachhauseweg die hübsche Bo-young (Mun Hie). Sie wurde wegen angeblicher Drogensucht behandelt und ist aus der Therapie ausgebrochen. Nun irrt sie durch die Stadt. Dong-min nimmt sie mit zu sich. Obwohl er sie schlecht behandelt, entwickelt sich zwischen den beiden ein emotionales Abhängigkeitsverhältnis. Derweil verliebt sich Dong-mins Freund, der Psychiater Kyeong-seok (Seong Hun), in seine Patientin Se-jeong (Nam Jeong-im), die nach dem Tod des reichen Ehemanns vor ihren geldgierigen Verwandten geflüchtet ist. Weniger Liebesglück ist dem dritten Kumpel gegönnt: Der Künstler Choong-hyeon (Kim Seong-ok) kehrt reich aus Amerika zurück, doch seine Frau hat ihn für ihre Schauspielkarriere verlassen. Der Betrogene gibt sich der Kunst hin - doch seine Bilder werden verhöhnt.

 

REVIEW
Wenn man der IMDB Glauben schenken kann, dann ist "The Guests of the Last Train" der erste Farbfilm des gefeierten Regisseurs Yoo Hyun-mok (Stray Bullet, The Daughters of Kim's Pharmacy). Den Wechsel vom Schwarzweissfilm gelingt ihm jedenfalls mühelos: Nachdem Yoo sich zuvor primär von europäischen Neorealismus und dem amerikanischen Film noir inspirieren liess, rückt er mit diesem Film näher an den Pop-Art eines Yasuzo Masumura. Pralle Farben dominieren die Leinwand. Starke Kontraste akzentuieren Gegenstände und Personen. Yoo war schon immer ein versierter Techniker, doch mit Farbe läuft er zu neuer Hochform auf.

Inhaltlich ist seine Weiterentwicklung deutlich geringer. Ich bin nicht der grösste Fan von Yoos Handlungen, selbst in seinem Klassiker Stray Bullet reihte er mehr oder weniger einen Rückschlag an den anderen und baute primär auf unheilvolle Atmosphäre. Doch was ihm im Erzählerischen fehlt macht er mehr als wett mit seiner Inszenierung. Und "The Guests of the Last Train" ist dafür ein markantes Beispiel: Die Geschichte nach einem Roman von Hong Seong-won greift Motive aus seinen früheren Filmen wieder auf und widmet sich einer Gruppe Menschen, die in der Gesellschaft keinen Platz mehr finden.

In manchen Szenen ähnelt dies einer Seifenoper, wenn etwa die Beziehungen der Frauenfiguren aufgedeckt werden. In anderen Szenen erschöpft sich Yoos Gesellschaftskritik darin, dass seine Protagonisten leiden müssen - Yoo Hyun-moks Kino scheint das Kino des Leidens zu sein, besonders hervorgehoben in Stray Bullet, aber auch ier überdeutlich. Sicher nichts Übles, doch Grossartig auch nicht wirklich. Und das bringt mich zur Technik, denn die ist genau das: grossartig. Jedes Bild wirkt penibel konstruiert, jeder Schnitt kommt im richtigen Augenblick, jede Farbe scheint abgestimmt auf den Rest.

Hier sieht man einen meisterhaften Bildgestalter bei der Arbeit und jede Szene macht Freude. Es ist fast schon bezeichnend, dass der Choong-hyeon-Darsteller Kim Seong-ok mit dicker Brille und Hut auftritt, denn so sieht er auch noch aus wie der oben genannte Yasuzo Masumura - dem Regisseur Yoo ironischerweise auch noch ähnelt. Wie Masumura mischt Yoo pulpige Sozialkritik mit Popart-Ästhetik, theatralisches Schauspiel mit leichtfüssiger Montage, menschliches Leid mit einer distanzierten Ironie. Und ein wenig Erotik geht dabei auch nicht vergessen.

Die Schauspieler meistern die an sie gestellten Anforderungen bestens. Nam Jeong-im ist betörend schön, Lee Sun-jae leidet mir Innbrunst, Mun Hie gibt die verletzliche Beauty, Seong Hun bleibt dezent im Hintergrund und Kim Seong-ok spielt seinen Künstler mit groben Strichen, oft nahe am Chargieren. Alle diese Akteure kriegen Sequenzen, in denen sie glänzen können. Und alle verkörpern sie Menschen, die das Wir-Gefühl vergessen haben. Mehr noch als sozialkritisch ist "The Guests of the Last Train" nämlich gesellschaftskritisch. Jeder ist sich hier selbst der nächste, Freundschaften sind nicht mehr viel wert wert.

Knallhart etwa die Szenen, in denen Dong-min und Kyeing-seok die Popart-Bilder von Choong-hyeon kritisieren. Selbst als sie erkennen, wie sehr er unter der Schmach leidet, machen sie weiter. Und sie zeigen später auch keinerlei Schuldgefühle. Zwar sind die Charaktere hier in nahezu jeder Szene mit jemandem zusammen, doch niemand kann sich vollends auf den Gegenüber verlassen. Die Moderne isoliert das Individuum und lässt jene zurück, die nicht mithalten. Wenn sogenannte Freunde einen nicht mehr vor dem Suizid retten, sondern lapidar meinen "wozu denn", dann weiss man, dass zwischenmenschliche Gefühle auf dem Tiefpunkt angekommen sind.

Gedanken wie diese packt Yoo Hyun-mok in dieses eindrückliche Werk. Denn sehenswert ist "The Guests of the Last Train" auf alle Fälle - weil er cineastisch fast alle Möglichkeiten ausschöpft. Er ist etwas lang, seine Geschichte hat ihre Hänger, doch mit starken Akteuren und einer präzisen visuellen Artikulation stellt Yoo Hyun-mok rein technisch nahezu alle zeitgenössischen Kollegen in den Schatten. Er mag nicht der beste Regisseur Südkoreas gewesen sein, aber einer jener, die schon früh dafür sorgten, dass das Kino des Landes sich nach einem langen Dornröschenschlaf rasant entwickelte und so den Grundstein legten für den internationalen Siegeszug mit Beginn des neuen Jahrtausends.

 

MEINE DVD
Südkorea, Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Koreanisch 1.0 mit englischen, japanischen und koreanischen Untertiteln.

 

BESTELLEN 
Yesasia (Liefert aus HK)

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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