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1961
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Drama
Südkorea 1961
Alternative Titel
Aimless Bullet; Obaltan; 오발탄
Regie Yoo Hyun-mok
Darsteller Choi Mu-ryong, Kim Jin-kyu, Moon Jeong-suk, Seo Ae-ja, Kim
Hye-jeong
Länge 107 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 17.1.10
© Bilder Cinema Epoch,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der Buchhalter Chul-ho (Kim Jin-kyu) lebt mit seiner Sippe im "Liberty Village"
von Seoul. Seine schwangere Frau (Moon Jeong-suk) und die beiden Kinder,
Chul-hos Bruder Yong-ho (Choi Mu-ryong) und Schwester Myong-sook sowie die
senile Mutter hausen alle mit ihm in der kleinen Wohnung. Um dem sozialen Elend
zu entkommen, sucht auch Yong-ho eine Arbeit, doch der verwundete Ex-Soldat hat
keinen Erfolg. Derweil schafft es die Schwester nicht, sich einen Kriegskollegen
Yong-hos zu angeln - und prostituiert sich für amerikanische Soldaten.
REVIEW
"Stray Bullet" könnte tatsächlich das Meisterwerk von
Yoo Hyun-mok (1925-2009, The Daughters of
Kim's Pharmacy) sein.
Er könnte tatsächlich einer der besten koreanischen Filme überhaupt sein, wie
Cineasten gerne postulieren. Doch anhand des einzigen überlebenden Prints lässt
sich das nur noch schwer sagen - denn die überbelichteten, kontrastarmen,
beschnittenen und oft auch noch defekten Bilder bringen lediglich ein Bruchstück
von Yoos visueller Kraft herüber. Selbst mit diesen Einschränkungen ist das Werk
indes beeindruckend.
Es basiert auf der 1959 publizierten Kurzgeschichte von Lee Beom-seon und ändert diese teilweise stark ab. Doch die immense Tristesse blieb erhalten: Mit "Stray Bullet" zeichnete Yoo eine düstere Welt der Hoffnungslosigkeit, in der der immer wiederkehrende Aufschrei "Lasst uns von hier weggehen!" der ansonsten katatonischen Mutter wie ein Leitmotiv wirkt. Eines, das indes für die Protagonisten unmöglich scheint, denn es fehlt an Geld, um nur die alltäglichen Kosten zu decken.
"Warum sind wir nur im Käfig des Gewissens gefangen", fragt Chul-ho, denn es scheint, als würde die Ehrlichkeit ihn an den Ist-Zustand binden. Ein kleiner Betrug und das Geld wäre in Griffnähe. Genau diesen Weg schlägt Yong-ho ein - aber mit ebenso wenig Erfolg. Beide Brüder gehen an einem kontinuierlichen Fluss schlimmer Ereignisse fast zu Grunde. So hat der ständig von Zahnschmerzen geplagte Chul-ho eine kurze Affäre mit einer Frau, die jedoch von ihrem jungen Nachbarn getötet wird (der sich freilich danach auch noch gleich das Leben nimmt).
In einer anderen Szene flieht Yong-ho vor der Polizei und irrt durch ein Labyrinth aus Holzpfosten. Dabei rennt er an einer Frau vorbei, die sich gerade erhängt hat, das Kind noch auf ihren Rücken gebunden. Solch harsches menschliches Drama stapelt "Stray Bullet" unablässig aufeinander, bis zum Ende hin die einzelnen Leidesepisoden gar nicht mehr eingeführt oder aufgebaut werden. Sie prasseln einfach über die Protagonisten herein, so wie etwa die tote Frau, die gerade wegen dieser Beiläufigkeit so erschreckend wirkt.
Zynisch ein anderer Moment, in dem Chul-hos Sohn Zeitungen anpreist - mit der Schandtat des Onkels auf der Titelseite. Die Armen können es sich eben nicht aussuchen, wie sie ihr Geld verdienen. Darum prostituiert sich die Schwester. Darum begeht Yong-ho seine Verzweiflungstat, wenngleich er ein wenig Stolz noch bewahrt hat: Das Angebot eines Filmemachers, der seine Kriegsverletzungen filmen will, lehnt er entrüstet ab. Beide Brüder versuchen auf ihre Weise, sich einen Rest von Ehre zu sichern, um sich wenigstens an etwas festzuhalten.
Diese unerbittliche Präsentation des Nachkriegskoreas brachte "Stray Bullet" in Konflikt mit der Zensur. Eine solch depressive Welt wollten die Behörden dem Publikum nicht zumuten - und verboten den Film für längere Zeit. Diese Ablehnung ist verständlich, schliesslich klagt der Film indirekt auch die unfähige Regierung an, die das Nachkriegskorea nicht auf die Spur des wirtschaftlichen Aufschwungs bringen konnte, wie es etwa das benachbarte Japan schaffte. Dass das Militär um Park Chung-hee im Erscheinungsjahr des Films gegen die schwache Regierung putschte, ist in diesem Kontext bezeichnend. Und dass unter Parks 18-jähriger Herrschaft auch endlich die Wirtschaft anzog, wirkt wie ein übler Scherz der Götter.
"Stray Bullet" glänzt aber nicht alleine durch seine tragische Note sowie seine Geschichte, die bis auf ihre zu langgezogenen Koda packt, sondern auch durch die eindrücklichen Darsteller und die stilvolle Inszenierung Yoo Hyun-moks, die sich visuell an klassischen westlichen Melodramen ebenso orientiert wie am Film noir. Wer hofft, nach all den Schicksalsschlägen würde ein Happy End warten, der sollte dem Werk fernbleiben - denn wie Chul-hos Freundin meint: "Es ist hoffnungslos, gegen das Schicksal anzukämpfen". Und selbst wenn unsere Helden es hier trotzdem versuchen, so scheitern sie. Und scheitern erneut. Das macht sicher keinen angenehmen Film aus, aber einen starken.
MEINE
DVD
USA, Code 1, NTSC
Bild:
Letterboxed Widescreen
Ton:
Koreanisch mono mit nicht ausblendbaren englischen Untertiteln.
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USA)
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Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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