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> IL GRANDE SILENZIO
Italowestern. Italien /
Frankreich
Alternative Titel
Leichen pflastern seinen Weg; The Great Silence
Regie Sergio Corbucci
Drehbuch Sergio Corbucci, Bruno Corbucci, Mario Amendola, Vittoriano
Petrilli
Nach einer Story von Sergio Corbucci
Produktion Alberto Marras
Kamera Silvano Ippoliti
Musik Ennio Morricone
Darsteller Jean-Louis Trintignant, Klaus Kinski, Frank Wolff, Luigi
Pistilli, Vonetta McGee,
Mario Brega, Carlo D'Angelo, Marisa Merlini, Maria Mizar, Marisa Sally, Raf
Baldassarre
Länge 100 Min.
Kinostart 1968
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 25.6.2011
© Bilder Kinowelt,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Snow Hill in Utah, Winter 1896: Das Leben in den
schneebedeckten Rocky Mountains ist hart. Die Not macht aus ganz normalen
Menschen Diebe und Geächtete. Das ruft den blutrünstigen Kopfgeldjäger Loco
(Klaus Kinski) auf den Plan, der mit seiner Bande daraus Kapital schlägt -
schliesslich lockt das grosse Geld. Der neu angekommene Sheriff (Frank Wolff)
ist zu schwach, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Die Witwe Pauline
(Vonetta McGee), Ehefrau eines getöteten "Outlaws", heuert deswegen den stummen
Revolverhelden Silence (Jean-Louis Trintignant) an, der Loco erledigen soll.
REVIEW
Abseits des Leone-Kanons der vielleicht beste
Italowestern überhaupt: "Il grande silenzio" ist nicht nur der stärkste Film von
Django-Regisseur Sergio Corbucci (1926-1990), sondern
auch ein Eckpfeiler des Subgenres. Einen gewichtigen Anteil daran trägt der
Handlungsort: Assoziieren wir doch mit dem Italowestern klassischerweise Staub
und Hitze, sind es hier Schnee und Kälte der Rocky Mountains, die alles
dominieren. Die Natur ist ebenso erbarmungslos wie in der klassischen Prärie, wo
die Sonne ohne Gnade strahlt und die Geier gierig kreisen, aber durch das
veränderte Farbschema (weiss, grün, braun, grau und noch mehr weiss) wirkt alles
ungleich frischer.
Neben der Optik sind es die üblichen Italowestern-Komponenten, die hier in
bester Weise präsentiert werden. Allen voran die Musik von Ennio Morricone. Das
Titelstück ist geprägt von Melancholie, die Klänge während des Films erreichen
oft sphärisch-göttliche Dimensionen. Es ist vielleicht nicht der bekannteste
Soundtrack des italienischen Genies, aber einer seiner schönsten. Dazu die
souveräne Kameraführung, die treffend plakativ eingesetzte Gewalt und der
stringente Schnitt, der Ballast konsequent weglässt. Glorios nicht zuletzt die
Darsteller, angeführt von Jean-Louis Trintignant, der dem Genre-typischen
wortkargen Helden nicht immens viele neue Facetten abgewinnt, aber alleine mit
seinem Charisma die Augen auf sich zieht. Übertrumpft wird er höchstens noch von
Klaus Kinski, im Original Tigrero, in der englischen und deutschen
Synchronisationsfassung Loco genannt, dessen eiskalter Blick mit seinem
gezeigten Sadismus bestens korrespondiert.
All das wäre bereits genug, um "Il grande silenzio" in die oberen Ränge eines
Italowesterns zu hieven. Doch die Geschichte ist es, die ihn zum Meisterwerk
macht. Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind völlig verschwommen, wenn einfache
Menschen in ihrer Not zu Outlaws werden und die Kopfgeldjäger (normalerweise
dazu da, Schurken zur Strecke zu bringen) als Bösewichter einspringen. Der
stumme Held indes scheint sich wenig um Gesetz und Ordnung zu scheren, sein
Antrieb ist eher Rache. Und der Sheriff, als Verkörperung der Staatsmacht,
scheint naiv und unfähig. In der Darstellung der Not des einfachen Mannes trägt
der Film sozialistische Züge, was noch unterstrichen wird durch den Gegensatz
zum Friedensrichter von Snow Hill, dem erzkapitalistischen und schmierigen
Pollicut. Auch wenn Politik wohl nicht in Corbuccis Agenda steht, so bietet sie
doch eine zusätzliche Lesensart des Films.
Was indes klar in Corbuccis Agenda steht, ist erstklassige Unterhaltung. Mit
Zynismus und noch mehr Pessimismus zeichnet er eine Welt, in der Gesetz und
nicht einmal Selbstjustiz immer zum Ziel führen. Überleben oder Verrecken sind
nahe beieinander und von einer menschenverachtend anmutenden Zufälligkeit
dirigiert. All dem setzt das traurige Ende dann noch die Krone auf. Eine famose
Sache, die aber erstaunlich wenige Nachahmer fand - vielleicht war selbst
Italowestern-Fans dieser Ansatz zu trist. Zu den Filmen, die sich doch
inspirieren liessen, gehören der ein Jahr später in Japan erschienene
Goyokin und Quentin Tarantinos
Django Unchained.
Gerade letzterer könnte mit seinen (mindestens) zwei Corbucci-Anleihen das
Interesse neu anfachen. Es wäre "Il grande silenzio" auf jeden Fall gegönnt.
Leider bin ich noch auf keinen restaurierten Top-Transfer gestossen. Pläne
einer Blu-ray wurden denn auch begraben, weil das Rohmaterial zu schlecht ist.
Die deutsche Kinowelt-DVD ist passabel, wird dem Meisterwerk aber nicht gerecht.
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amazon.de (Liefert aus D)
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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