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Drama. Indien. Bengalisch
Alternativer Titel
-

Regie Satyajit Ray
Drehbuch Satyajit Ray nach einem Roman von Rabindranath Tagore
Songs Satyajit Ray
Kamera Soumendru Roy
Darsteller Swatilekha Chatterjee, Soumitra Chatterjee, Victor Banerjee, Gopa Aich, Jennifer Kendal
Länge 132 Min.

Kinostart 1984
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 24.9.07
©  Bilder Eagle, Screenshots molodezhnaja


STORY
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Bengalen. Lord Curzon hat die Region in eine hinduistischen und einen moslemischen Teil gespalten, um die indischen Unabhängigkeitsbestrebungen zu unterwandern. Teile des Volkes reagieren mit der Bildung der Swadeshi-Bewegung, die den Import ausländischer Produkte boykottiert und durchs Land zieht, um patriotische Reden zu halten. Einer der Anführer ist der charismatische Sandip Mukherjee (Soumitra Chatterjee), der hofft, den Adeligen Nikilesh Choudhury (Victor Banerjee) auf seine Seite bringen zu können. Der lehnt ab, zumal er die englischen Werte hochhält und glaubt, ein Importstopp würde die Waren verteuern. Deutlich empfänglicher für Sandips Ideen ist Nikils Frau Bimala (Swatilekha Chatterjee). Sie ist nach strenger
Purdah
-Tradition ohne Kontakt zu einem Mann aufgewachsen, Nikil war der erste Mann in ihrem Leben - und weil er liberal und westlich denkt, darf sie Sandip treffen. Ein Fehler? Denn bald schliesst sie sich nicht nur seiner Bewegung an, sie verliebt sich auch in ihn.

 

REVIEW
"Ghaire-Baire" demoliert ein paar Mythen und zelebriert die Gegensätze. Das macht ihn zu einem überaus facettenreichen Film und verleiht ihm trotz Längen und einer gewissen inszenatorischen Statik viel Reiz. Zu den Mythen, die Satyajit Ray mutig ankratzt, gehört etwa jene vom Kampf aller Inder gegen die Briten. Der Film macht grosse Gruppen der Bevölkerung aus, die nicht teilnehmen am Aufstand, die glauben, unter englischer Führung gut gedeihen zu können. Die Rivalitäten zwischen Swadeshi und angepassten Indern brechen sogar offen aus, während der Konflikt mit den Engländern im Film nur marginal visualisiert wird.

Ebenso wird der Mythos von der wegsperrbaren Frau angetastet. Nach den Regeln der Purdah wird die Frau von männlichem Einfluss abgeschirmt und bleibt daher einzig und allein ihrem Ehemann verpflichtet und verbunden. Hier legt die Frau einen Blick auf den fremden Mann - und es ist um sie geschehen. Gerade in der Schnelligkeit liegt der Kniff: Sie ist weggeblasen von seinem Charisma, die Frauen verachtende Purdah hat sozusagen das Gegenteil bewirkt. Mimala liebt zwar ihren Mann (und sei es nur aus reinem Pflichtgefühl), doch Sandip löst etwas ganz Anderes in ihr aus und macht sie auch empfänglich für die revolutionären Ideen. Das führt zu Reibungen auf allen möglichen Ebenen.

Ray, der den Film nach einem autobiographisch gefärbten Roman des Pulitzerpreis-Trägers und ehemaligen Swadeshi-Führers Rabindranath Tagore (Charulata, Choker Bali) inszeniert, masst sich nicht an, zu verurteilen, vielmehr zeigt er die Nebenwirkungen der revolutionären Wirren, der Kontrast zwischen Politik und Privatem, zwischen Mann und Frau, zwischen Liebe und Vernunft, zwischen Ost und West, zwischen Heim und Welt - so auch der Titel des Films. Gerade bei Letzterem geht mir der Film aber nicht weit genug. Bimala stellt sich zu wenig intensiv die Frage, ob ihr Leben im Heim oder ein Leben in der Welt draussen die bessere Zukunft bietet, ihre Emanzipation passiert auf umständliche Art. Überhaupt mäandriert Ray in der zweiten Filmhälfte etwas umher und es bleibt oft unklar, worauf er hinaus will. Gerade der Facettenreichtum des Stoffes wird ihm da leicht zum Verhängnis.

Nichtsdestotrotz ist auch jener Teil des Films überzeugend, da die Akteure um Soumitra Chatterjee (Abhijan), Victor Banerjee (A Passage to India) und die unerfahrene Swatilekha Chatterjee Eindrückliches leisten und weil Rays Stamm-Kameramann Soumendru Roy starke Bilder erschafft. Auch die oft viel zu langen Reden werden in goldenem Licht und vorgetragen von souveränen Akteuren sehenswert. In Rays Kanon mag "Ghare-Baire" damit nicht in die vorderen Ränge vorstossen, doch es ist ein vielschichtiger und interessanter Film. Wenn auch eben kein übermässig mitreissender.

 

MEINE DVD
Eagle (IND), Code 0, NTSC
Bild: 4:3
Ton: Bengalisch 5.1 mit englischen Untertiteln
Disk Rating * ½ (Kratzer und sonstige Verschleisspuren, Bild abwechselnd zu dunkel oder farbverfremdet, schlechter Gesamteindruck).

 

BESTELLEN 
nehaflix (USA)

 

EXTERNE REVIEWS 
imdb

 

SCREENSHOTS

 


 

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