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Anime
Japan 1982
Alternative Titel Sero hiki no Goshu; Goshu the Cellist;
Cello Hiki no Gauche;
セロ弾きのゴーシュ

Regie Isao Takahata
Drehbuch Isao Takahata nach der Novelle von Kenji Miyazawa

Länge 61 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 0

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 15.2.2010
©  Bilder Studio Ghibli, Screenshots molodezhnaja


STORY
Die 1920er-Jahre auf dem Land in Japan: Gauche spielt Cello in einem kleinen Orchester. Jeden Tag ist Üben angesagt, denn in 10 Tagen wartet ein Konzert. Doch der Dirigent ist nicht zufrieden mit dem jungen Gauche - der kann zwar spielen, aber ihm fehlt die nötige Leidenschaft. Als er einmal mehr versucht, Beethoven zu spielen, taucht eine Katze auf, und will ihn lehren, etwas kleiner anzufangen. Gauche weist das Tier ab. Doch in der Folge taucht allerlei anderes Getier auf, um Gauche die den Rhythmus, den Klang und die Seele der klassischen Musik näherzubringen.

 

REVIEW
Ich mag Ghibli wohl so sehr, weil sie Katzenfilme machen. Eine bescheuerte Aussage? Doch denkt mal nach: Wann gab es in einem Ghibli-Film Hunde als Helden? Und wie oft sehen wir Katzen? Ob als nobler Katzenadliger, als Hexenbegleiter oder als Katzenbus. Die Tiere sind überall. Und mit ihrer kuscheligen, aber eigenwilligen Art repräsentieren sie dieses Studio wunderbar. Amerikanische Animatoren hingegen lieben Hunde. Pflegeleichte Massenviecher, treu und pflichtbewusst. Das amerikanische Trickfilmkino ist das der Hunde. Das japanische ist das der Katzen.

Ich für meinen Teil mag Hunde nicht, könnte aber den ganzen Tag lang Katzen streicheln. Damit ist wohl meine Liebe zu Ghibli in meinen Genen drin, ich kann mich denen gar nicht widersetzen - und will es auch nicht. Denn was Ghibli uns Filmfans gibt, das ist zauberhaft durch und durch. Selbst ihre vergleichsweise unbekannten Frühwerke sind wahre Kleinode. Gemeint sind jene Filme, welche die späteren Ghibli-Leute zwischen ihren gefeierten TV-Serien wie "Heidi" oder "Marco" und später den Kino-Erfolgen der Marke Castle in the Sky drehten. Zu diesen gehört auch "Gauche the Cellist".

Das gerade mal einstündige Werk stammt von 1982, also noch drei Jahre vor der offiziellen Gründung Ghiblis. Auf dem Regiestuhl sass die "ewige Nummer zwei" der Kreativstätte, Isao Takahata. Obwohl er mit dem Frühwerk The Little Norse Prince, dem bezaubernden Only Yesterday und natürlich dem Klassiker Grave of the Fireflies Meisterwerke schuf, erreichte er doch nie die Bekanntheit Hayao Miyazakis. Das liegt auch daran, dass jener seinen Stil über die Jahre pflegte und verbesserte, während Takahata experimentierte und sich nicht auf nur eine Technik festlegen liess.

Das kostete ihn einen unverwechselbaren Stil. Dafür beschenkt er uns mit immer wieder neuartigen Juwelen. "Gauche the Cellist" ist eines davon, denn das kleine, kaum bekannte Filmchen repräsentiert auf wundersame Weise all das, was Ghibli so grossartig macht: Einfache Malstriche, eine voll entwickelte Welt, liebevolle Figuren, eine berührende Geschichte, süsse Tier-Nebencharaktere. Und das gewisse Etwas, das so schwer zu fassen ist. Hier ist es vielleicht etwas leichter einzugrenzen, denn es sind vor allem zwei Aspekte, die so bravourös wirken.

Da wäre etwa die Einfachheit des Ganzen. Story und Animation wirken simpel, doch es gibt Momente, in denen brechen die Bilder auf und offenbaren neue Dimensionen - albtraumhafte Verzerrungen, Stürme, ähnlich den Spielereien in Disney "Fantasia". Doch zumeist ist alles schlicht gehalten. Und gerade dadurch kriegen wir die Möglichkeit, feinste Details zu studieren. Gesichtszüge, Bewegungen, Hintergründe. Auch die Geschichte nach einem Werk des Dichters Kenji Miyazawa (1896-1933) entwickelt sich in simpler Weise. Doch hinter ihrer Fassade ist sie ungeheuer raffiniert. So sind die Tiere für Gauche anfänglich eine Plage und später meint er, er würde ihnen helfen, zu musizieren. In Wahrheit ist es umgekehrt: Durch das Üben mit diesen Tieren findet Gauche den Zugang zur Musik.

Und genau die ist das zweite "Etwas". Die Musik. Es ist vor allem Ludwig van Beethovens 6. Sinfonie, die "Pastorale", die zum Zug kommt, doch es ist Liebe für klassische Musik im Allgemeinen, die aus jeder Note klingt. Isao Takahata verbindet somit eine süsse Geschichte mit zauberhafter Animation und einer ungeheuren Liebe für klassische Musik. Eine Fusion, die unterhält, die stimuliert und die in nur eine Stunde Film so viel hineinpackt. Simpel ja, aber reichhaltig nichtsdestotrotz. So etwas kann Ghibli eben wie kaum jemand anderes, man denke etwa an Miyazakis Totoro, bei dem nichts passiert und doch alles fühlbar wird.

"Gauche the Cellust" erreicht nicht das Niveau eines "Totoro" oder anderer Ghibli-Klassiker. Doch es ist ein berührendes und einfach schönes Werk. Katzen kommen drin vor, klar doch. Aber auch kleine niedliche Mäuse und anderes Getier. Dazu herrliche Klänge von einem der Grossen in der Musikgeschichte. Und zwischendrin findet der Regisseur sogar noch Zeit für eine winzige Hommage an den Stummfilm, wenn unsere Konzertleute in einem Kino Live-Musik bieten, während auf der Leinwand Katz-und-Maus abgeht und im Publikum eine echte Ratte für Tumult sorgt. Unwichtig für den Plot, aber einfach köstlich. Und Teil eines Filmes, der sich trotz seiner noch ungeschliffenen Art bestens in den funkelnden Ghibli-Katalog einreiht.

 

MEINE DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild: Letterboxed Widescreen
Ton: Japanisch 5.1 mit englischen und japanischen Untertiteln.

 

BESTELLEN 
Yesasia (Liefert aus HK)
 


EXTERNE LINKS
 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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