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1996
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Drama
Südkorea 1996
Alternative Titel
Ag-o;
악어
Regie
Ki-duk Kim
Drehbuch Ki-duk Kim
Darsteller Jae-hyeon Jo, Jae-hong Ahn, Yoon-kyung Woo, Moo-song Jeong
Länge 99 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16 (FSK)
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
©
Text Marco, molodezhnaja 16.3.08
© Bilder visimundi,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Yong-Pae (Jae-hyeon Jo) genannt Crocodile lebt am Ufer des Han-Flusses in Seoul.
Seine Familie bilden der Bub Yang-Byeol und dessen "Opa". Die drei fristen eine
klägliche Existenz und halten sich nur über Wasser mit dem Geld, dass Yong-Pae
den Selbstmördern abnimmt, die sich im Fluss das Leben nehmen und nach deren
Leichen er taucht. Eines Tages rettet er so eine suizidale Frau vor dem
Ertrinkungstod. Als erstes vergewaltigt er sie, doch sie bleibt bei ihm.
REVIEW
Mit seinem Debüt gab der selbsternannte Autodidakt Ki-duk
Kim im Jahr 1996 den Kurs für seine nächsten paar Filme vor: Bevor er sich ab
Anfang des neuen Jahrtausends eher dem Kunstfilm zuwandte, gab er Gas als
kompromissloser
und bisweilen kontroverser Regisseur, dessen kaputte
Charaktere die Grenzen des guten Geschmacks oder der gesellschaftlichen
Konventionen gerne überschritten. In "Crocodile" macht der Antiheld Yong-Pae
rasch klar, dass er nicht darauf auf ist, die Herzen der Zuschauer zu erobern,
wenn er Leichen Geld abnimmt und sich an einer beinahe ertrunkenen Frau als
erstes vergeht. Dass sie sich danach auch glatt noch in ihn verliebt ist typisch
Kim, zieht sich dieses abgewandelte Stockholm-Syndrom doch durch sein Oeuvre und
ist am deutlichsten sichtbar in
Bad Guy.
Da die Figuren in "Crocodile" alle nicht sonderlich real agieren (ein Problem,
das Kim bis heute nicht los wurde), lastet der Vorwurf des Sexismus' auch
alleine auf dem Regisseur, der diese Personen geschaffen hat.
Die Stärke von "Crocodile" ist sicher nicht sein Realismus - kein Kim-Film ist realistisch, selbst die, die vorgeben, es zu sein. Hier deuten etwa die nicht nachvollziehbar destruktiv agierenden Charaktere auf die Künstlichkeit hin, aber auch Crocodiles Unterwasserwelt und das leicht surreale Ende. Es ist gerade diese abstrakte Darstellung einer Welt am Rande der Gesellschaft, die fesselt. Solche Menschen sieht man nicht alle Tage und die Faszination ergibt sich aus dem teilweise irrationalen Handeln. In dieser in doppelter Weise fremden Welt entwickelt Kim eine bizarre Liebesgeschichte und ein nicht minder kurioses Familiendrama.
Im Zentrum dieser beider Handlungsbögen steht Jae-hyeon Jo (Hanbando), der später immer wieder für Kim arbeitete und hier mit roher Energie ans Werk geht. Diesem Mann möchte man nicht in die Quere kommen, weiss man doch nie, ob man eine Ohrfeige kassiert, ausgeraubt oder verprügelt wird. Gerade seine Unkontrollierbarkeit ist es, die ihn charismatisch macht - wenn auch nur bis zu einem gewissen Grad. Dass die Leute um ihn herum ihn nicht längst verlassen haben, kann Kim daher nicht glaubhaft vermitteln. Aber darüber kann man hinwegsehen, ebenso wie über andere logisch nicht ganz schlüssige Handlungselemente.
Was genau die Aussage des Dramas ist, wird nicht klar. Was seine Moral sein soll, ebenso wenig. Kim erzählt vielmehr aus sicherer Distanz eine ebenso poetische wie düster verkommene Geschichte einer Gruppe Menschen, die ihre eigene Lebensweise entwickeln, da unten am stinkenden Fluss. Gediegene Bildkompositionen, starke Darstellerleistungen und inhaltliche Überraschungen halten das Interesse stets wach. Und auch wenn "Crocodile" weder zu den besseren Ki-duk-Kim-Filmen an sich gehört und auch unter seinen Frühwerken keinen qualitativ dominanten Platz einnimmt, so kündigt sich hier doch mit Wut und dramaturgischer Kraft ein Filmemacher an, der seine eigenen Regeln macht. Seiner Hauptfigur vielleicht gar nicht unähnlich, bewies Kim in dieser frühen Phase seiner Karriere doch immer wieder, dass er seinen Zorn in Filmen kanalisiert und bisweilen ebenso sexistisch oder chauvinistisch scheint, wie seine maskulinen, kaputten Helden. Natürlich lässt sich nicht 1:1 anhand seiner Werke ablesen, wie es damals um Kims Seele stand, doch die Filme bieten zumindest einen Einblick in einen Mann, der nun schon mehrere Jahre lang das asiatische Kino bereichert.
MEINE
DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Koreanisch 2.0 mit deutschen, englischen und portugiesischen
Untertiteln.
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