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Fantasydrama. Deutschland /
USA
Alternativer Titel -
Regie
Lana Wachowski, Andy
Wachowski, Tom Tykwer
Drehbuch Lana Wachowski, Andy Wachowski, Tom Tykwer
nach dem Roman von
David Mitchell
Produktion Lana Wachowski, Andy
Wachowski, Tom Tykwer, Stefan Arndt, Grant
Hill
Musik Reinhold Heil Johnny Klimek Tom Tykwer
Kamera Frank Griebe, John Toll
Schnitt Alexander Berner
Darsteller Tom Hanks, Halle Berry, Jim Broadbent, Bae Doona, Jim
Sturgess, Ben Whishaw,
James D'Arcy, Hugo Weaving, Zhou Xun, Keith David, David Gyasi, Hugh Grant,
Susan Sarandon, Brody Nicholas Lee, Martin Wuttke, Robert Fyfe, Robin Morrissey
Länge 172 Min.
Kinostart USA 26.10.2012
Kinostart CH 29.11.2012
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
©
Text Marco, molodezhnaja 31.10.2012
© Bilder Warner Bros,
Screenshots molodezhnaja
STORY
"The Pacific Journal of Adam Ewing", Mitte 19. Jahrhundert: Der US-Anwalt Adam
Ewing (Jim Sturgess) freundet sich mit einem Maori-Sklaven (David Gyasi) an und
wird vom Arzt Goose (Tom Hanks) therapiert, weil er angeblich einen Wurm im Kopf
hat. "Letters from Zedelghem", 1936: Der schwule verarmte Musiker Robert
Frobisher (Ben Whishaw) verlässt seine grosse Liebe Sixsmith (James D’Arcy), um
beim grossen Komponisten Arys (Jim Broadbent) in Edinburgh anzuheuern. So hofft
er, sein Meisterwerk, das "Cloud Atlas Sextet", endlich fertig zuschreiben.
"Half-Lives: The First Luisa Rey Mystery", 1975: In Kalifornien bekommt die
Reporterin Luisa Rey (Halle Berry) vom Nuklearforscher Sixsmith (James D’Arcy)
Hinweise darauf, dass im Nuklearreaktor von Lloyd Hooks (Hugh Grant) etwas
falsch läuft. "The Ghastly Ordeal of Timothy Cavendish", 2012: Der Publizist
Cavendish (Jim Broadbent) wird von seinem Bruder (Hugh Grant) in ein
bedrohliches Altersheim abgeschoben. Er versucht, zu fliehen. "An Orison of
Sonmi~451", 22. Jahrhundert: Der weibliche Klon Sonmi~451 (Bae Doona) arbeitet
tagein tagaus in einem bunten Café. Ein Rebell (Jim Sturgess) holt sie aus ihrer
Existenz und will sie zur Anführerin eines Aufstands in Neo-Seoul machen.
"Sloosha's Crossin' an' Ev'rythin' After", in einer postapokalyptischen Zukunft:
Meronym (Halle Berry) von einer fortschrittlichen Rasse bittet den einfachen
Stammesmann Zachry (Tom Hanks), sie zu einem verbotenen Ort zu führen.
REVIEW
"Cloud Atlas" dürfte der am
schwersten zu verkaufende Film des Jahres sein: Fürs Massenpublikum zu
kompliziert, für Kunstfilmfreunde zu sentimental, für die einen zu lang, für die
anderen spirituell. Und tatsächlich hab auch ich das eine oder andere Problem
mit dieser fast dreistündigen Romanverfilmung. Doch wenn man sich einmal
mitreissen lässt von der ausgeklügelten Dramaturgie und eintaucht in diese
Jahrhunderte umspannende Geschichtensammlung, dann kann man fast nicht anders,
als immens fasziniert zu sein.
Den Film zu deuten, ist ebenso
einfach wie schwer. Man kann ihm einen Stempel aufdrücken und erklären, es sei
eine Geschichte über Karma. Oder eine Ode an die Liebe. Es sei ein Film für
Menschlichkeit und gegen Ausnutzung. Oder ein Werk über Seelenwanderung. Über
Gut gegen Böse im immerwährenden Kampf. Ist alles irgendwie wahr und alles
irgendwie redundant, denn "Cloud Atlas" will so viel auf einmal sein, dass er
fast unter seiner Last zusammenbricht, und ist doch gerade wegen dieser alles
umschlingenden Ambition so einzigartig. Es ist Kino in Reinkultur, das die
Zuschauer mitnimmt auf eine Reise, die alle möglichen Sinne stimuliert und zum
Nachdenken anregt.
Die Romanvorlage von David Mitchell
haben Andy Wachowski, Lana Wachowski und Tom Tykwer ziemlich verändert, sie dem
Medium Film gefügig gemacht und mancherorts aufgepeppt. Dann haben sie die sechs
Geschichten aufgeteilt. Sinnig etwa, dass die Wachowskis die Sequenzen in der
Zukunft drehten - Erinnerungen an ihren grössten Hit "The Matrix" werden wach.
Und sinnvoll auch, dass Tom Tykwer sich den eher humorvollen Szenen in der
Gegenwart widmete, oder dem Thriller-mässigen 70er-Jahre-Teil. Schlicht genial,
wie dann am Ende doch alles wieder zusammengefügt wurde, wie wir in einer
Montage 400 Jahre vorwärts und wieder zurück springen, eine Tür geht im 23.
Jahrhundert auf, im 19. Jahrhundert geht jemand hindurch.
Man könnte alleine schon über die
virtuose Montage, die zusammenfügt, was anfänglich nicht zusammenpasst, endlos
referieren. Oder über die gelungene Bildsprache, die futuristische Optik im
Seoul des 23. Jahrhunderts ebenso zulässt wie Verschwörungs-Thriller-Ästhetik
der70er. Und dann kann man natürlich Seiten damit füllen, welcher Schauspieler
welche Rollen bestreitet, denn nahezu alle Protagonisten tauchen hier oft bis
zur Unkenntlichkeit maskiert in verschiedenen Parts auf. Tom Hanks zum Beispiel,
ist in allen sechs dabei. Als Arzt, als Hotelier, als Wissenschafter, als irrer
Schriftsteller, als Schauspieler und als Bewohner einer Endzeit-Welt.
Sein Makeup dürfte jenes sein, das
in allen Variationen funktioniert, ganz herrlich jenes als vernarbter
Rowdie-Schriftsteller, der eine der verblüffendsten Szenen des Films hat. Die kommt
so unerwartet heftig, dass man jubiliert. Halle Berry hat vor allem im 70er-Teil
viel zu tun, ebenso in der Endzeit - auch sie meistens gut maskiert. Jim
Broadbent ist die witzigste Auflockerung des Films, denn seine Szenen in der
Gegenwart funktionieren fast schon als Comedy. Unbezahlbar etwa die Rückblende
in seinem Segment, bei der eine Katze sich mit ihren Krallen gegen eine
Zweckentfremdung wehrt ...
Bei der Koreanerin Bae Dooha (Air Doll) ist es etwas schwieriger. In "ihrem" Segment in Seoul ist sie bravourös. Doch wenn sie als mexikanische Putze oder gar als westliches Mädchen auftritt, schreit das zum Himmel. Es gibt einige solcher Makeup-Jobs, die absolut grässlich wirken - etwa Hugh Grant als steinalter Mann, Hugo Weaving als Asiate. Aber Baes zwei "Nebenjobs" sind die schlimmsten. Nur stechen die nicht so extrem heraus, da es daneben gut 50 gelungene gibt. Da wären noch zu erwähnen: Hugh Grant als Kannibale, Hugo Weaving als Frau, Susan Sarandon als tätowierte Weissagerin. Und und und. Für Asien-Fans noch interessant: Neben Bae taucht die Chinesin Zhou Xun (Painted Skin) auf.
Doch da sind wir wieder beim
auflisten. Beim Feststellen. Das ist durchaus wichtig, denn während dem Film tut
man das bewusst oder unbewusst auch. "War das gerade Hugh Grant?" oder "Oh mein
Gott, welch schreckliches Makeup" oder "Ach, der spielt den auch noch?" sind
Gedanken, denen man sich nicht verwehren kann. Soll man auch nicht, denn das ist
Teil des Konzepts. Der Tod ist nur eine Tür, Seelen wandern weiter. Es geht
nicht um Wiedergeburt im eigentlichen Sinne und selbst Karma ist an sich nicht
zentral (auch wenn die Bösen hier immer böse bleiben, die Guten gut und nur Tom
Hanks von fies zu nett wandert). Nein, das Leitmotiv ist die Vernetzung. Alles
hängt zusammen. Alles wiederholt sich, Dialoge, Bilder, die Zahl 6.
Es gibt dazu auch narrative
Entsprechungen: So taucht jede Story in einer Erzähl-Form in der nachfolgenden
wieder auf - als Buch, als Film, als Erzählung. Geschichten werden sozusagen
weitergegeben, das Leben von heute ist die Story von morgen, bis ans Ende aller
Zeit. Figuren sagen manchmal dasselbe. Spüren etwas, was sie in einer anderen
Episode erlebt haben. "Cloud Atlas" zieht dies nicht wissenschaftlich durch und
man kann auch nicht immer ein Flussdiagramm anfertigen, um alles logisch
aufzuzeigen. Nein, es ist eher eine Vernetzung auf Gefühlsebene. Spirituell.
Atmosphärisch. Poetisch. Was auch immer Tykwer und die Wachowskis gerade
brauchen.
Dabei gibt es immer mal wieder
Aussetzer - ich für meinen Teil mochte das Hanks/Berry-Finale am Lagerfeuer
nicht so, die Szenen auf dem Schiff im 19. Jahrhundert wirken etwas überflüssig.
Aber daneben steht so viel, dass man nur lieben kann. Jim Broadbent. Ben
Whishaw. Die Spezialeffekte. Die Bilder. Die Montage. Das Makeup. Die Dialoge.
Die Verknüpfungen. Die schiere Ambition des Ganzen. Dies ist ein Film, den man
in sich aufsaugt, vielleicht ablehnt, vielleicht zelebriert, aber auf alle Fälle
dafür würdigt, dass er so einzigartig ist. "The Fountain" hat ein paar derselben
Ideen. "Mr. Nobody" auch. Doch dieser mit über 100 Millionen Budget wohl
teuerste Independent-Film überhaupt macht es mit so gross angelegten
Pinselstrichen, dass man nur staunt.
Was ist es für mich? Durchaus eine fantastisch anmutende Ode an die Liebe. Ein lustvolles Spiel mit Zeit, Karma und verkleideten Schauspielern. Und auf alle Fälle eine Verbeugung vor den Möglichkeiten des Kino, das hier nicht nur mit "Soylent Green"-Zitat oder Film-im-Film aufwartet. Nein, es wird auch das Kino als Element des Geschichtenerzählens zelebriert. "Cloud Atlas" liebt Geschichten, liebt das Fabulieren, ineinander laufend, nacheinander kommend, was auch immer. Erzählen und lernen. Lernen und Handeln. Handeln und Fühlen. Ich hab das alles ungeheuer genossen.
EXTERNE REVIEWS
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