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Fantasykomödie. USA/GB 2005
Alternativer Titel Charlie und die Schokoladenfabrik

Regie Tim Burton
Drehbuch John August nach dem Buch von Roald Dahl
Produktion Richard D. Zanuck, Brad Grey
Musik Danny Elfman
Kamera Philippe Rousselot
Darsteller Johnny Depp, Freddie Highmore, David Kelly, Helena Bonham Carter, Noah Taylor,
James Fox, Deep Roy, Missi Pyle, Christopher Lee, Philip Wiegratz, Annasophia Robb
Länge 115 Min.

US-Kinostart 15.07.2005
CH-Kinostart
11.08.2005

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Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
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©  Text Marco, molodezhnaja 5.7.05
©  Bilder Warner Bros


STORY
Der exzentrische Schokoladenhersteller Willy Wonka (Johnny Depp) baut sich für die Herstellung seiner Süssigkeiten die grösste Fabrik der Welt. Doch Spione gegnerischer Firmen ruinieren ihn, da sie geheime Rezepte klauen. Wonka entlässt alle Arbeiter und schliesst die Fabrik. Fast 15 Jahre später beginnt die Produktion wieder. Aber mit was für Arbeitskräften? Eine Antwort stellt er in Aussicht, denn er hat 5 goldene Einladungen in 5 seiner Schoko-Tafeln versteckt. Die Kinder, die eine solche Einladung ergattern, dürfen eine Fabrik-Tour mit einer Begleitperson machen. Auch der kleine Charlie Bucket (Freddie Highmore) will unbedingt gewinnen. Der nette Bub stammt aus armem Hause, ist aber ein riesiger Fan von Willy Wonka. Seine Mutter (Helena Bonham Carter) und sein Vater (Noah Taylor) kaufen ihm eine Tafel - doch sie birgt keinen Gewinn. Durch Zufall findet Charlie später eine Banknote, kauft damit eine Schokolade. Und gewinnt. Mit Opa Joe (David Kelly), früher selber Wonka-Mitarbeiter, darf er die Tour machen. Ebenfalls dabei: vier rotzige Kinder mit ihren Verwandten. Und sie erleben alle eine schöne Überraschung in der Fabrik.

 

REVIEW
Ich habe zu meiner Schande die kultige 1971er-Verfilmung des Stoffes (DVD hier) mit Gene WIlder nie gesehen und auch Roald Dahls Buchvorlage nie gelesen. Erwartet also keinen Vergleich, sondern eine Kritik von Tim Burtons "Re-Imagination" als allein stehendes Werk. Einem höchst gelungenen Werk, wie gleich anzuhängen ist. Dass Burton bei diesem Material eigentlich erste Wahl sein muss, ist klar. Der Ex-Disney-Zeichner ist einer der visuell versiertesten Filmemacher, der neben einem Hang zum Makaberen auch einen zum Kitsch hat. Schon sein letztes Werk Big Fish zelebrierte letztendlich fantasievoll die Familie. "Charlie and the Chocolate Factory" tut dies ebenfalls.

Doch der Kitsch kommt wunderbar gespickt mit Zynismus, schwarzem Humor und schrägsten Einfällen. Unser Held Charlie wird gespielt von Freddie Highmore und den Buben muss man einfach gern haben. Strotzend vor Unschuld und Liebenswürdigkeit ist er Garant dafür, dass die süssliche Moral des Films nie zu aufdringlich wird. Und der Kleine harmoniert bestens mit Johnny Depp, der schon in Finding Neverland sein Co-Star war. Depp wiederum, der immer gerne als Tim Burtons alter ego beschrieben wird, ist eine Idealbesetzung. Wie gesagt, mir fehlt der Vergleich zu Gene Wilder, aber was Depp hier macht, ist eine blendend funktionierende Gratwanderung zwischen Michael Jackson, Count Olaf und Farbklecks. Ein Exzentriker, wie er im Buche steht, aber einer mit Herz, was vor allem dank der Rückblenden mit Christopher Lee (als Papa) zum Ausdruck kommt.

"Charlie" ist definitiv ein Film mit Herz, besonders am Anfang und am Ende, wo ein Leben in Armut, aber mit einer liebenden Familie, als grösstes Gut dargestellt wird. Doch Burton wäre nicht Burton, wenn er seinen speziellen Humor nicht einbauen könnte. Jung-Willy ist zum Beispiel ein Zahnspangen-verunstaltetes Bübchen, das aussieht wie ein Metallmonster - dank Papas Besessenheit mit Zahnpflege. Dann gibts ganz herrliche kleine Gags. Hier mal ein paar: Opa Joe erzählt, dass er vor 20 Jahren in der Fabrik gearbeitet hat, damals sah er noch jünger aus - Schnitt zur Rückblende, und wir sehen ihn kaum ein Fältchen verjüngt am Fliessband stehen. Überhaupt sind die Grosseltern, die zu viert im selben Bett leben, der drolliges Highlight des Films. Ein weiterer wunderbarer Gag ist der, als Klein-Willy sagt, er ziehe in die Welt, um Süssigkeiten zu mampfen. Er zieht vorbei an allerlei Flaggen (u.a. jene der Schweiz, dem "Süssigkeiten-Zentrum der Welt") und die Montage suggeriert, er sei um die halbe Welt gereist. Cut zu einem Museumswärter der "World of Flags", der meint, sie schliessen gleich. Solche Dinge funktionieren natürlich visuell besser als erzählerisch, aber Burton findet andauernd Platz für Humor.

Auch in den Kids, sei es beim dicken Deutschen Augustus oder dem Teufelsbraten Violetta. Hier setzt Roald Dahls Moral an: Diese verzogenen Kids müssen diszipliniert werden - auf ihre ganz spezielle Weise. Bei einem kommt es zu einer Schrumpfszene, die gekoppelt ist mit einer herrlichen Hommage an "2001". Ein Moment, der Burton voll auskostet. Eine andere Sequenz weist eine Horde süsser Eichhörnchen auf, wieder eine andere einen Fluss aus Schokolade. Dieser Saal mit Süssigkeits-Bäumen und Schokoflüssen ist ein architektonisches Prunkstück, sieht aber gar überzuckert aus. Ich war nicht unfroh, als es endlich weiterging.

Unterbrochen wird der Rundgang durch die Fabrik stets von den Umpa Lumpas, einem Zwergenvolk, das Willy Wonka vor Jahren gerettet hat und die nun für ihn arbeiten. Gespielt werden alle Umpa Lumpas von Deep Roy, der beliebig oft geklont ist. Und zwischen jeder "Episode" stimmen die Kerlchen ein Lied an - natürlich komponiert von Danny Elfman. Ausser dem Titellied "Willy Wonka" hat Elfman alles neu entworfen, was Fans der Erstversion vielleicht erzürnt, aber die Tracks sind gut. Das Problem ist eher die Repetivität: Jede Episode läuft so ab, dass ein Kind vordrängt und in eine Situation gerät, die sein eigenes (verkommenes) Wesen reflektiert. Danach singen die Umpa Lumpas ihr Liedchen. Diese starre Struktur sorgt für einige Längen im Mittelteil, die nur durch den skurrilen Humor und die Akteure kompensiert werden.

Letztendlich funktioniert der Film vielleicht auch besser in Amerika. Europäer werden sicherlich Roald Dahls Einfluss hinter dem Werk bestaunen, aber die ganze Schoko- und Familienschose ist eher auf Amis zugeschnitten. Sehenswert ist sie trotzdem. Burton, der mit "James and the Giant Peach" bereits eine Dahl-Adaption produziert hat, bekam auch den Segen von Dahls Witwe Felicity, die als Executive Producer fungierte. Big Fish-Autor John August wiederum, der als Kind einen Brief an Dahl schrieb und eine Postkarte als Antwort bekam, wollte aus Ehrgründen auch nahe an der Vorlage bleiben. Wie dem auch sei, das Endresultat ist Tim Burtons "Charlie and the Chocolate Factory" und das ist gut so. Ein visionärer Regisseur mit einer Top-Crew, das macht einfach zwei Stunden lang Spass. Etwas Straffung wäre möglich gewesen, etwas kultigere Sets, mehr Fiesetaten, weniger Umpa Lumpas. Aber das sind Peanuts. "Charlie" ist ein witziger, kurzweiliger und kunterbunter Familienfilm mit Gift und Herz. Die ideale Kombination.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com
Roger Ebert 3/4
James Berardinelli 3/4


 

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