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Drama

Japan 1969
Alternative Titel Shonen; Der Junge; 少年

Regie Nagisa Oshima
Darsteller Tetsuo Abe, Akiko Koyama, Fumio Watanabe, Tsuyoshi Kinoshita

Länge 93 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 21.8.2016
©  Bilder Arte, Screenshots molodezhnaja


STORY
Um Familie Omura steht es finanziell nicht gut. Vater Takeo (Fumio Watanabe) spielt darum den eingebildeten Kranken, doch das dafür kassierte Geld reicht bei weitem nicht. Also greifen er und Ehefrau Takeko (Akiko Koyama) zu illegalen Mitteln: Sie wirft sich vor Autos und täuscht einen Unfall vor, um dann den Fahrern Kohle abzuknöpfen. Stiefsohn Toshio (Tetsuo Abe) beobachtete dies bisher nur, doch nun soll auch er eingebunden werden. Das belastet den Buben zusehends.

 

REVIEW
Unter vielen japanischen Kritikern kam "Boy" erst nicht gut an: Regisseur Nagisa Oshima hatte sich schliesslich mit radikalen und politischen Filmen wie The Sun’s Burial einen Namen als Rebell gemacht, als Vorreiter einer japanischen Nouvelle vague. Dagegen wirkte dieses Werk, das auf tatsächlichen Ereignissen um eine betrügerische Familie basiert, doch eher gewöhnlich und unpolitisch. Oder einfach zu brav. Eine Kritik, die freilich zu kurz greift.

Denn "Boy" hat durchaus soziale Anliegen, zeigt das Leben am Rande der Gesellschaft, kritisiert patriarchalische Strukturen und nicht funktionierende Sozialsysteme. Dass dies eingepackt ist in die Leidensgeschichte eines kleinen Jungen macht die Sache nur um einiges zugänglicher als bei Oshimas Protestwerken à la
Night and Fog in Japan. Für mich indes eine eher positive Entwicklung, wirkten einige seiner früheren Filme doch eher wie anstrengende Pamphlete, weniger als Filme.

Auch stilistisch bleibt Oshima eher konservativ, mit ruhigen Einstellungen und überlegter Kadrierung. Nur ab und zu verliert er sich in Mätzchen, die nicht einmal besonders viel Sinn machen: Warum etwa die Szenen im Schnee monochrom gehalten sind, erschliesst sich nicht, auch dazwischen gibt es immer wieder Sequenzen in unattraktivem Dunkelblau/Weiss. Wenn schon, hätte der ganze Film Schwarzweiss sein können, das hätte vielleicht die Tristesse gar nicht unterstrichen. Der Farbwechsel bzw. das Entziehen der Farbe hier indes wirkt alles andere als zwingend. Und attraktiv ist es auch nicht gerade.

Dass "Boy" trotzdem sehenswert ist, verdankt der Film nicht nur Oshimas inszenatorischem Talent, sondern vor allem dem Spiel von Tetsuo Abe. Der Junge wurde aus einem Kinderheim rekrutiert und hatte vorher keinerlei Schauspielerfahrung. Das macht ihn in dieser Rolle erfrischend natürlich. Ohne gross auf die Tränendrüse zu drücken generiert er die gewollten Emotionen. Und genau Emotionen sind es, die in Oshimas hyperpolitischen Filmen jeweils nicht zu finden waren. Also doch ein Fortschritt.

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit VLC 2.2.1., verkleinert und geschärft mit Photoshop CS2


 

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