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Politdrama
Japan 1960
Alternative Titel Night and Fog in Japan; Nacht und Nebel in Japan;
Nihon no yoru to kiri;
日本の夜と霧

Regie Nagisa Oshima
Drehbuch Nagisa Oshima, Toshiro Ishido
Darsteller Miyuki Kuwano, Fumio Watanabe, Hiroshi Akutagawa, Shinko Ujiie, Akiko Koyama

Länge 107 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . . .

©  Text Marco, molodezhnaja 25.8.08
©  Bilder Yume, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der ehemals in der linken Protestbewegung
Zengakuren engagierte Journalist Nozawa (Kenzo Kawarazaki) heiratet die jüngere Aktivistin Reiko Harada (Miyuki Kuwano). Bei der Zeremonie tauchen auch unerwünschte Gäste auf, welche die beiden an ihre einstige politische Aufopferung erinnern. Gerade jetzt, wo der Amerikanisch-Japanische Pakt AMPO erneuert würde, sei Handeln unabdingbar. Die Erinnerungen der versammelten Menschen gehen zurück in der Zeit, zurück auch in schmerzliche Episoden ihrer Vergangenheit. So beging der junge Student Takao (Sakonji Hiroshi) Selbstmord, als er einen vermeintlichen Spion freigelassen hat und der autoritäre Nakayama (Yoshizawa Takao) ihn blossstellte. Auch der heutige Kommunistenführer Misako Nakagawa (Akiko Koyama) soll eine dubiose Rolle in der Tragödie gespielt haben.

 

REVIEW
Die persönlichsten Filme sind nicht immer die besten. "Night and Fog in Japan" ist ein Beleg dafür. Das engagierte und kontroverse Politdrama lag Regisseur Nagisa Oshima besonders am Herzen, weil er eigene politische Erfahrungen und Überzeugungen verarbeitete. Doch der Diskurs in dem Film ist derart zäh und dialoglastig, dass das Interesse rasch gegen Null sinkt. Mag sein, dass Oshima die demagogischen Richtungsdiskussionen innerhalb der Linken anprangern wollte, doch indem er sie mehrere Minuten lang einfach abfilmt, ist die Arbeit nicht gemacht. Immerhin erreicht er damit, dass er sein Publikum mit linker Rhetorik zu Tode langweilt.

Der Film beginnt, ähnlich wie Akira Kurosawas im gleichen Jahr entstandener The Bad Sleep Well, mit einer Hochzeit und zappt von dieser aus zurück in die Vergangenheit. Die ersten fünfeinhalb Minuten gehen ohne sichtbare Cuts vonstatten und Oshima schwenkt immer wieder mit der Kamera zur jeweils redenden Person. Das erzeugt in dem starren Setting wenigstens etwas Dynamik. Diesen Trick behält er auch später im Film bei, wenn die lahmen Diskussionen durch Handkamera-Schwenks aufgelockert werden sollen. Der Erfolg dieses Ansatzes ist aber bald zweifelhaft, vielmehr reisst er immer wieder aus dem Film heraus.

Das passiert auch anderorts, denn Oshima ist hier nicht auf Naturalismus aus - im Gegenteil: "Night and Fog in Japan" ist sein vielleicht theatralischster Film, immer wieder beleuchtet er einzelne Köpfe und isoliert sie im dunkeln Raum oder lässt Figuren ohne deutlich sichtbaren Hintergrund miteinander konferieren. Das Resultat dieser Brecht'schen Umsetzung ist eine enorme Künstlichkeit und Starrheit, alles wirkt einstudiert und aufgeführt, anstatt realistisch einen politischen Konflikt abzubilden. Eigentlich schade, denn dieser ist an sich ziemlich spannend:

Während die linke Studentengruppierung Zengakuren zur Zeit des ersten Sicherheitsvertrags von 1951 noch weitgehend als Teil der kommunistischen Partei agierte, begann während der Vorbereitungen zur Erneuerung des Vertrags 1960 eine Emanzipation. Wie so viele linke Bewegungen auf der ganzen Welt war auch jene in Japan der Zersetzung und Fragmentierung ausgesetzt: Stalinisten gegen Maoisten, alte Marxisten gegen rebellische Jugendliche. Der Film rückt genau diese oft von Polemik und Machtgelüsten geprägte Phase ins Zentrum. Wer jemals einer solchen Diskussion beigewohnt hat (auch unter Studenten in Europa), der weiss, dass diese Art von Rhetorik sehr nahe dran ist an der Realität. Doch sehen möchte man sie nicht unbedingt.

Dies auch, weil Oshima es den Zuschauern nicht leicht macht: Uninteressante Figuren kommen ins Bild und verschwinden wieder, Rückblenden wechseln sich in rascher Reihenfolge ab und irgendwann verliert man den Überblick darüber, wer jetzt eigentlich was denkt und was will. Dass auch die Inszenierung ziemlich diffus ist, tut ein Übriges, dass der Film auseinanderfällt und zum Schluss nur noch zu einer Aneinanderreihung politisch aufgeladener Reden verkommt.

In Japan wurde der Film aus aufrüttelnd und kontrovers angesehen. Drei Tage nach dem Release wurde er aus dem Verkehr gezogen, weil das Studio Shochiku nach der Ermordung des sozialistischen Politikers Inejiro Asanuma nicht zusätzlich Öl ins Feuer giessen wollte. Oshima kritisierte die Aktion als Zensur und trennte sich von Shochiku, um ein unabhängiger Filmemacher zu werden. Dabei könnte ein Mitgrund für den Kinostopp auch gewesen sein, dass kaum jemand einen solch gestelzten Diskurs im Kino überhaupt sehen wollte.

Der etwas anmassend nach Alain Resnais schockierendem KZ-Dokumentarfilm "Night and Fog" (1955) benannte "Night and Fog in Japan" ist, wie bereits erwähnt, einer von Oshimas persönlichsten Filmen - aber auch einer seiner schwächsten. Trocken wie eine marxistische Studentenrede, distanziert wie linksintellektuelle Rhetorik und langweilig wie Maos Lehrbuch versucht sich Oshima dem Phänomen der linken Zersplitterung sowie der zwischen Paranoia und Nihilismus pendelnden Polit-Hysterie zu widmen und scheitert an seinen eigenen Ansprüchen. Bisweilen ist es faszinierend zu sehen, wie diese sturen Köpfe mit ihrem leeren Lehrbuch-Geschwätz gegeneinander antreten und dabei keine Ahnung mehr davon haben, was die Leute wirklich bewegt - doch fast zwei Stunden lang hält man das nicht aus.

 

MEINE DVD
GB, Code 2, PAL
Bild: Letterboxed Widescreen
Ton: Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS

 


 

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