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> BLIND HUSBANDS
Stummfilmdrama. USA 1919
Alternative Titel
Die Rache der Berge; Blinde Ehemänner
Regie Erich von Stroheim
Drehbuch Erich von Stroheim nach seinem eigenen Roman
Produktion Erich von Stroheim
Kamera Ben F. Reynolds
Darsteller Erich von Stroheim, Sam De Grasse, Francelia Billington,
Gibson Gowland
Länge 100 Min.(österreichische Fassung)
Kinostart 21.10.1919
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 20.8.09
© Bilder Edition Filmmuseum,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Cortina d'Ampezzo, das Mekka der
amerikanischen Touristen: Wie jedes Jahr geniesst der US-Chirurg Dr.
Robert Amstrong (Sam De Grasse) mir seiner Frau
Margaret (Francelia Billington) den Sommer im Alpenort. Auch der österreichische
Leutnant Erich von Steuben (Erich von Stroheim) macht Urlaub in Cortina und
nimmt umgehend die von der Ehe gelangweilte Margaret ins Visier. Doch leicht ist
die Schöne nicht zu erobern. Von Steuben ist indes nicht bereit, sie einfach
ziehen zu lassen - obwohl der Casanova noch andere Eisen im Feuer hat.
REVIEW
Noch bevor in den 20er-Jahren Arnold Fanck mit
Werken wie Der heilige Berg oder
Die weisse Hölle vom Piz Palü den Bergfilm populär machte, filmte bereits ein anderer
im idyllischen Berggebiet des Südtirols: Erich von Stroheim (1885-1957), weitum bekannt als
Verkörperung des bösen Preussen, obwohl er eigentlich in Wien geboren ist. Was verschlug ihn gen
Süden? Oder noch besser: nach Europa? Stroheim arbeitete damals nämlich bereits
als Schauspieler in den USA, in die er 1909 auswanderte, und gab in etlichen Propagandafilmen des Ersten Weltkriegs den "typischen Deutschen", den das
US-Publikum hemmungslos hassen konnte. Sein Übername: "The Man You Love to
Hate".
Der Krieg endete - und Stroheim brauchte eine neue Aufgabe. Mit seinem Regiedebüt "Blind Husbands" suchte er eine Image-Korrektur und fuhr dazu eben ins Südtirol, wo er als noch immer typisch preussischer Kerl vor die Kameras trat. Dass er hier, seiner Herkunft eher entsprechend, einen Österreicher spielt, ändert daran nicht viel. Denn dank Monokel, Gehstock, Zigarette und anachronistischer Uniform hat er durchaus militaristisch-aristokratischen Charakter. Abermals durften die Amerikaner ihn also hassen, doch nicht unbedingt in seiner Rezeption als Deutscher, sondern weil er hinterlistig die Frauen verführt. Dieser Schuft! Er nutzt, so sagt uns die österreichische Fassung des Films, eiskalt seine Uniform für den Aufriss.
Das US-Original des Films ist etwas milder mit dem (Anti)-Helden. Dort wird Steuben durchaus angenehm aufgebaut, ein Playboy zwar, verwegen und kess, aber nicht von vorneweg verabscheuungswürdig. Erst nach und nach zeigt sich, was für ein Schlingel dieser Typ ist. Mit seinem geradezu lüsternen Verhalten dürfte Von Steuben einer der sexuell aufgeladensten Charaktere des Stummfilms sein und Von Stroheim hält sich hier bei der Darstellung erotischer Sehnsüchte keinesfalls zurück. Das passt ganz gut, schliesslich dreht sich "Blind Husbands" um das Tabuthema des Ehebruchs und reiht sich ein in eine ganze Serie von sexuell wagemutigen Filmen, die in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg entstanden sind (in Deutschland ebenso wie in Amerika).
Im prüden Amerika kam derlei pikanter Stoff zu jener Zeit noch gut an und der Film wurde ein Hit. Damit war Von Stroheims Karriere für die nächsten Jahre vorgegeben: Er versuchte sich als Regisseur - und schuf auch tatsächlich Klassiker wie etwa sein zerstückeltes Epos "Greed". Doch die Laufbahn war geprägt von Rückschlägen und Produzenten-Eingriffen, die dem Regisseur bald das Etikett "schwierig" einbrachten. Die Lage eskalierte, als ihn Hauptdarstellerin & Produzentin Gloria Swanson (deren Butler Von Stroheim zynischerweise in "Sunset Bvd." spielen musste) ihn von "Queen Kelly" (1929) feuerte und damit seine Regisseurs-Zeit beendete.
"Blind Husbands" bleibt damit einer seiner wenigen Filme, die nicht von Dritten verhunzt wurden. Ein reiner Von Stroheim - und gelungener noch dazu. Die Story mag etwas dünn sein, die moralischen Dilemmas durchschaubar, die Bildsprache weniger kühn als später. Doch dank erstaunlich nüchternem Schauspiel, einer flotten Inszenierung und vor allem mutig-triebgesteuerten Charakteren ist das Stummfilmdrama auf jeden Fall sehenswert und kündigt das Talent eines Mannes an, der dem Kino der 20er-Jahre einige gute Filme brachte - und dazu noch viel Tratsch und einige Skandale.
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EXTERNE REVIEWS
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Screenshots der DVD mit PowerDVD 9, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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