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Drama. Deutschland, 1929
Alternativer Titel -

Regie Joe May
Drehbuch Joe May (als Fred Majo), Hans Székely, Rolf Vanloo
Produktion Erich Pommer
Kamera Günther Rittau
Darsteller Gustav Fröhlich, Betty Amann, Albert Steinrück, Elle Heller,
Hans Adalbert Schlettow, Hans Albers, Arthur Duarte, Paul Hörbiger, Rola Valetti
Länge 90 Min.

Kinostart 11.3.1929

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 28.12.09
©  Bilder UFA, Screenshots molodezhnaja


STORY
Wachtmeister Albert Holk (Gustav Frölich) arbeitet als Verkehrsschutzmann in Berlin. Eines Tages wird er dazugerufen, als die junge Diebin Elsa Kramer (Betty Amann) auf frischer Tat beim Juwelier geschnappt wird. Doch er lässt sich von ihren Tränen erweichen und sie lockt ihn auf ihr Zimmer, wo sie Holk kokett zum Schäferstündchen bringt. Danach sucht der brave Polizist das Weite und eilt zurück in den Schoss der Familie. Doch Elsa hat einen Narren an ihm gefressen und lockt ihn abermals zu sich. Nun entwickelt sich zwischen den beiden Liebe. Ausgerechnet jetzt erscheint Elsas Freund (Hans Adalbert Schlettow), zurück von einem Einbruch in Paris, und es kommt zu einer Rauferei - mit blutigem Ausgang.
 

 

REVIEW
Zum Ende der Stummfilmzeit war das deutsche Kino führend in der Vermittlung von Geschichten durch eindrückliche Bilder. Egal ob Expressionismus oder Neue Sachlichkeit - die vielen talentierten Visionäre hinter deutschen Kameras brauchten nur wenige Zwischentitel, um ihrem Publikum das zu erklären, was sie aussagen wollten. Es dominierte die Kraft der Bilder. Der Tonfilm brachte einen krassen Qualitätsabfall, weil die Technik durch die Tonaufnahme eingeschränkt wurde und die ersten Tonfilmer sich lieber darauf besannen, ihre Charaktere plaudern zu lassen, statt auf die gereifte deutsche Kunst der Visualisierung zurückzugreifen. Nicht wenige Filmkritiker sahen 1928/29 den Tod des Films gekommen durch diese grässliche neue Erfindung.

Doch sie setzte sich durch, spätestens mit tontechnisch elaborierten Meisterstücken wie "M". Und der Stummfilm verschwand in Windeseile - nie in der Filmgeschichte hatte sich eine Revolution schneller durchgesetzt. Selbst der Farbfilm brauchte Jahrzehnte. Und die letzten Stummfilme? Sie fristeten ein Nischendasein, nur die ganz Grossen konnten sich nach dem Beginn der Tonfilmära noch behaupten. Etwa F.W. Murnaus Tabu. Oder Joe Mays "Asphalt". Letzterer gehört in die Tradition deutscher Strassenfilme, die mit Karl Grunes "Die Strasse" (1923) ihren Anfang nahm und uns unter anderem Klassiker wie Die freudlose Gasse (1925) bescherte.

Diese Strassenfilme sollten das Alltagsleben auf den Strassen der deutschen Grossstädte abbilden. Prostitution, Armut, Obdachlosigkeit, Kriminalität - solche vermeintlich realistischen Komponenten rückten ins Visier, ein deutlicher Kontrast zum Fokus auf das Fantastische, das zuvor den Expressionismus prägte. Damals war das leblose Objekt beinahe wichtiger als das lebendige. Der Strassenfilm indes wollte das Leben so zeigen, wie es ist. Um so ironischer, dass Erfolgskameramann Günther Rittau ("Metropolis", "Der blaue Engel") den Film komplett im Studio drehte. Die UFA war damals unschlagbar darin, Sets zu bauen, dass die Realität selbst in ihrer künstlichsten Form abgebildet werden konnte.

In diesen beeindruckend "normalen" Kulissen spielt sich eine Geschichte ab, die den Charakter eines Groschenromans hat, aber durchaus fesselt. Das liegt nicht nur an den technischen Aspekten - neben den Sets wären das die flüssige Montage und die konzentrierte Kameraarbeit - sondern auch an Joe Mays lockerer Inszenierung an sich. Hier zeigen sich frühe Elemente eines Film noir mit Femme fatale, urbanem Setting und naivem Cop, vermischt mit klassisch deutschen Motiven und viel Melodrama. "Asphalt" macht noch einmal eindrücklich deutlich, warum die deutsche Filmindustrie der Zwischenkriegszeit zu den besten der Welt gehörte, neben der amerikanischen und vielleicht noch der sowjetischen und französischen.

Nicht unterschätzen darf man dabei die Qualität der Darsteller. Was hier an schauspielerischer Leistung geboten wird, ist zwar stets etwas theatralisch und affektiert - aber enorm wirksam im Kontext des Films. "Metropolis"-Star Gustav Fröhlich gibt den biederen Polizisten mit fast schon naturalistischer Zurückhaltung, die ihren Kontrast im sinnlichen Spiel von Betty Amann findet. Die Debütantin, die es danach seltsamerweise nie zu einer grossen Karriere brachte, ist in manchen Szenen die entfesselte Leidenschaft. Wenn sie Holk verführt, dann bespringt sie ihn regelrecht und nimmt ihn mit ihren Beinen gefangen. Das ist im Vergleich zur kühlen Schönheit einer Louise Brooks oder Greta Garbo reine Lust.

Später wandelt sich ihr Erscheinen und es gibt einige überaus zärtliche Sequenzen zwischen Amann und Fröhlich. Die beiden harmonieren gerade wegen ihrer so verschiedenen Darbietungsform bestens. Unterstützt werden sie von Albert Steinrück, der den alten Holk als emotional unfähigen Vater porträtiert. Und in der kleinen Rolle als Meisterdieb sehen wir den späteren Superstar Hans Albers. Mit solch einem Ensemble punktet "Asphalt" auf alle Fälle - und weicht kitschigen Falltüren aus. Hier mischt sich zwar Film noir mit reinem Melodrama, doch Joe May macht aus diesen pulpigen Hälften ein kunstvolles Ganzes. Eigentlich schockierend, dass es May, der seit 1911 Filme drehte, nach seiner Flucht in die USA nie zu einem bekannten Filmemacher brachte, anders als etwa Fritz Lang, der für ihn bei der Erstverfilmung von "Das indische Grabmal" das Skript schrieb.

"Asphalt" ist damit wohl Mays Meisterwerk. Das Drama hat zwar eine simple Story, die Melodramatik geht bisweilen etwas weit, im letzten Drittel geht der Handlung ein wenig die Luft aus und aus der Figurenzeichnung wäre mehr herauszuholen gewesen - doch trotz dieser kleinen Schlaglöcher bäumt sich hier das Stummfilmkino noch einmal auf. Andere Filme mögen quasselnde Darsteller bieten. Na und? Hier gibts edel komponierte Bilder, sinnliche Szenen, das pulsierende Leben der Strasse und eine verführerische Hauptdarstellerin, die ihren Lustknaben zu seinem Glück zwingt. Diese Teutonen. Da können sich sogar Südländer was von abschneiden.

 

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EXTERNE REVIEWS 
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SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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