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Drama. Indien. Bengalisch / Hindi / Englisch
Alternativer Titel Antar Mahal: Voices of the Inner Chamber

Regie Rituparno Ghosh
Drehbuch Rituparno Ghosh
Produktion AB Corp, Vashu Bhagnani
Musik Debajyoti Mishra
Kamera Abhik Mukherjee
Darsteller
Jackie Shroff, Soha Ali Khan, Rupa Gangooly, Abhishek Bachchan, Raima Sen
Länge 116 Min.

Kinostart 28.10.2005
Trade classification
-
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 14

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco, molodezhnaja 12.5.06
©  Bilder Shemaroo, Screenshots molodezhnaja


STORY
Sommer 1878 in Bengalen: Der Zamindar Bhupaneswar Chowdhury (Jackie Shroff) ist versessen darauf, einen Erben zu haben. Da seine schöne Frau Mahamaya (Rupa Gangooly) ihm in 12 Jahren Ehe keinen Sohn gebärt hat, verstösst er sie und nimmt sich die junge Yasomati (Soha Ali Khan) zur zweiten Frau. Mahamaya lebt weiterhin im grossen Haus, bekleidet aber keine Funktion mehr. Jede Nacht hört sie, wie der Fürst mit seiner neuen Frau schläft - doch auch sie wird nicht schwanger. "Eine Schlange ohne Gift", wie die Frauen des Hauses sagen. Um den Göttern zu gefallen und gleichzeitig Königin Victoria zu huldigen, die neu über Indien herrscht, schmiedet der Zamindar einen kühnen Plan: Beim Fest der Göttin Durga will er eine Statue der Göttin mit dem Antlitz Victorias präsentieren. Die Brahmanen der Region sind ausser sich, doch Bhupaneswar lässt sich nicht abbringen. Einen englischen Maler hat er bereits in seinen Diensten, nun braucht er noch einen Bildhauer. Seine Wahl fällt auf den jungen, Hindi sprechenden Brij Bhushan (Abhishek Bachchan).

 

REVIEW
Meine Begeisterung für Rituparno Ghosh hält sich bis heute in Grenzen. Während viele Kritiker und Festivalbesucher ihn als legitimen Nachfolger von Satyajit Ray sehen und den Bengalen zu einem der grössten Künstler Indiens ernennen, empfand ich seine beiden letzten Filme Chokher Bali und Raincoat als ambitionierte Kunstfilmroutine. Die zwei Aishwarya Rai-Filme waren visuell stattlich, stark gespielt und inhaltlich an einem Thema dran, das potentiell interessant wäre. Doch die selbstgefällige Lethargie, die ebenso erdrückende wie aufgedrückte Schwermut dämpften nicht nur den Unterhaltungswert, sondern auch den Anspruch. Kunstkino der Künstlichkeit wegen.

"Antarmahal" ist ein kleiner Schritt nach vorne. Der Film atmet mehr Leben als die zwei letzten Filme, auch wenn er an ähnlichen Problemen leidet. Gedreht hat ihn Ghosh nach seinem Hindi-Ausflug Raincoat wieder in Bengalisch, wobei der englische Erzähler Englisch und Abhishek Bachchan Hindi spricht. Ein Sprachgemisch, aus dem Ghosh nur bei der Szene etwas macht, in der sich Abi vorstellt und der Zamindar erklärt, Hindi sei doch eine seltsame Sprache, da sie den Sinn der Wörter verdrehe. Das dürfte beim bengalischen Publikum sicher einen Lacher generieren.

Die Vielfalt der Sprachen öffnet den Film wenigstens virtuell. Er bleibt nämlich ansonsten, bis auf kurze Szenen ausserhalb der Mauern, auf den Palast beschränkt: Die Welt wird ausgesperrt, die Frauen eingesperrt. Das sind auch gleich zwei von Ghoshs Themen. Damit gibt er sich nur leider nicht zufrieden: Er überlädt den Film mit Botschaften und Ideen, mit Anspielungen auf Religion und Geschichte, mit Parallelen und Metaphern - bis nicht mehr ganz klar ist, was er eigentlich genau sagen wir. Zwiefellos ist der Film kritisch und anklägerisch. Aber wäre ein etwas reduziertes Pensum nicht sinnvoller gewesen? Mit deutlicherem Ziel und strafferer Inszenierung wäre "Antarmahal" das eindringlichere Werk. Dadurch, dass Ghosh die selbst aufgezwungene Lethargie auch diesmal nicht hinter sich lässt, hat der Film in der Mitte zudem etliche Hänger und baut unnötige Szenen wie die Rückblende zur Hochzeitsnacht von Abhishek und Raima Sen ein.

Ghosh erliegt dabei stets dem Kredo "je langsamer, desto gehaltvoller". Er vergisst, dass eine Banalität (und von denen hat es in dem Film mehrere) durch langsame Darbietung nicht tiefsinniger wird. Sie wird nur langweiliger. Aber, und damit sei endlich zum Lob ausgeholt, das soll euch nicht abhalten, dieses Drama anzuschauen. Ghosh ist nämlich ohne Frage talentiert. Und wenn nirgens sonst, dann bei der Bildgestaltung: Er und Kameramann Abhik Mukherjee (Bunty Aur Babli, Raincoat) lassen die Welt in dem Palast auferstehen und komponieren Bilder von einprägsamer Kraft. Hier hat auch die Langsamkeit ihren Sinn, denn die durch das gedrosselte Erzähltempo wird die Ausstattung noch erhabener. Als stünde die Zeit still an diesem Ort - und das ist durchaus auf mehreren Ebenen zu deuten. Visuell ist "Antarmahal" auf jeden Fall so prächtig wie von Ghosh gewohnt, wenn nicht noch besser.

Ghoshs zweites unzweifelhaftes Talent liegt in der Schauspielführung. Diesmal kommt das allen vier Hauptdarstellern zugute: Abhishek Bachchan, dessen Vater den Film via AB Films produzierte, spielt den wortkargen Künstler auf sinnliche, stille Art. Es ist keine grosse Herausforderung für den Jungstar, doch er meistert sie auf jeden Fall mit Bravour. Soha Ali Khan (Rang De Basanti), Schwester von Saif und Tochter der ehemaligen Satyajit-Rai-Actrice Sharmila Tagore, meistert ihren Part formidabel. Die Wechsel zwischen gequälten Szenen und kurzem Aufblitzen von Hoffnung erzeugen Reiz und Dynamik. Die grösste Überraschung kommt von Jackie Shroff, der nach eigenem Bekunden die bengalischen Dialoge phonetisch einstudieren musste: Er spielt hier so gut wie schon lange nicht mehr. Der herrscherische Zamindar erwacht durch ihn zum Leben. Die beste des Quartetts ist aber Rupa Gangooty alias Roopali Ganguly: Die Bengalin ist eine tragische Figur in bester Ghosh-Tradition und macht ihre Pein regelrecht spürbar.

Dieses Ensemble und die prächtige Präsentation übertünchen Ghoshs Zwang zur Langsamkeit und auch ein paar Vorhersehbarkeiten in der Handlung, die auf einer Kurzgeschichte von Tarashankar Bandyopadhyay basiert. Zum Schluss, wenn sich die Ereignisse überschlagen und ausnahmsweise selbst die Musik dramatisch zum Einsatz kommt, sind alle zuvor aufgestauten Mängel jedenfalls weggefegt: "Antarmahal" endet im Hoch. Als Anklage an frauenfeindliche Praktiken der Oberschicht taugt der Film nur bedingt, da er für fast 130 Jahren spielt und Parallelen zur heutigen Zeit nicht gezogen werden. Aber gut kommen die mächtigen Männer auf keinen Fall weg.

Das gilt nicht nur für den Zamindar, sondern auch für die Brahmanen. Wenn sie einmal erzählen, früher hätte sich ein Adeliger von Schuld reingewaschen, indem er sein Pferd durchs Land schickte und es bei der Rückkehr alle Schuld abladen liess, indem es mit der Frau des Mannes schlief, dann relativieren sie diese erschreckende Praktik mit einem Lächeln: Heute würde das nicht mehr praktiziert, meinen sie. Doch ganz sicher ist man sich nicht einmal. So wie Ghosh diesen elitären Club zeigt, würde er vor keinem Mittel zurückschrecken, um Machtpositionen zu behaupten und seine eigenen Interessen zu befriedigen. Nur ein paar Sätze nach der Pferde-Geschichte wird das mit bestechender Deutlichkeit klar.

Durch solche Szenen bekommt "Antarmahal" eben mehrPower als Ghoshs frühere Werke. Das Drama ist weniger persönlich als etwa Raincoat, und er wirkt durch das breit gefächerte Themenspektrum etwas ausgeleiert, doch ansprechendes Kunstkino ist dies allemal. Und sei es nur der Schauspieler, der Bilder und der krassen Anklagepunkte wegen, mit denen Ghosh die Ehemänner und Mächtigen der Gesellschaft angreift.

 

SONGS
-

 

MEINE DVD
Shemaroo (IND), Code 0, NTSC
Anamorphic Widescreen
Bengalisch Dolby Digital 5.1 mit englischen Untertiteln (Film und Songs) sowie Untertitel in Hindi, Tamilisch und Telugu.
Disk Rating * * * (Üppiges Bild, bei Bewegungen leicht verpixelt)

Die englischen Untertitel sind ziemlich schlecht. So taucht manchmal (didn't understand word) in den Untertieln auf, wo wohl der Übersetzer sein Memo gleich in die Subs hinein geschrieben hat. Und wenn der Engländer spricht, wird z.B. Folgendes geboten, was der Schreiber schlicht falsch verstanden zu haben scheint:

Aus barbaric wird power packed
Aus I thought to see great things wird I thought the secret things
Aus dawn wird
noon

 

BESTELLEN 
nehaflix (USA)

 

EXTERNE REVIEWS 
Variety ("
Disappointing")
Rediff.com ("Must watch!")

 

SCREENSHOTS

 


 

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