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Drama. UdSSR, 1930
Alternative Titel
Earth; Erde; Земля
Regie
Aleksandr
Dovzhenko
Drehbuch Aleksandr
Dovzhenko
Kamera Daniil Demutsky
Schnitt Aleksandr
Dovzhenko
Darsteller Stepan Shkurat,
Semyon Svashenko, Yuliya Solntseva,
Yelena Maksimova, Nikolai Nademsky, Ivan Franko, Pyotr Masokha
Länge 77 Min.
Kinostart 1930
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 10.3.2011
© Bilder Mr. Bongo,
Screenshots molodezhnaja
STORY
75 Jahre lang hat der alte Simon (Nikolai Nademsky) auf den Feldern
geackert. Nun sagt der Bauer seinem Sohn Peter (Stepan Shkurat) Lebewohl - und
stirbt. Der muss nun alleine mit den revolutionären Veränderungen klarkommen,
die das Land umwälzen. So haben die Bauern die Grossgrundbesitzer enteignet und
sich unter Führung von Simons Enkel Vasili (Semyon Svashenko) zu einem Kollektiv
zusammengeschlossen. In ihre Hände ist auch ein Traktor gefallen, der die Ernte
für alle erleichtert. Doch die Euphorie wird gebremst durch die anhaltende
Unterdrückung der Obrigkeit und das Misstrauen der Älteren gegenüber der neuen
Technik.
REVIEW
Der Abschluss und Höhepunkt der sogenannten Ukraine-Trilogie von
Aleksandr Dovzhenko (1894-1956): "Zemlya" - oder eben treffend "Boden". Denn der
Regisseur zelebriert schamlos sentimental den Wert des heimatlichen Bodens, die
Kraft des bäuerlichen Ideals. Manche Szenen sind von traumartiger Langsamkeit,
andere wiederum von immenser Dynamik. Dieses Wechselspiel laugt aus, bereichert
den Sehgenuss aber im selben Atemzug. Die schnelleren Sequenzen sind dabei die
gelungeneren, etwa wenn die Ernte als gloriose Montage aus Handarbeit und
Maschinerie dargestellt ist, inszeniert wie ein Tanz, der selbst einen Chaplin
oder Tati glücklich machen würde.
Manche Schnitte sind gewohnt kühn, etwa wenn drei mampfende Bauern direkt auf drei mampfende Kühe gezeigt werden, und so eine nicht gerade schmeichelhafte Parallele hergestellt wird. Sowjetische Regisseure jener Zeit legten einen fast übertriebenen Wert auf diese Suggestion durch Montage, was aus heutiger Sicht plakativ und didaktisch wirkt. Aber Dovzhenko tut alles, um mit Tempo davon abzulenken. Das gelingt ihm auch dank der bestechenden Collage aus Bildern, die vielfach für sich alleine schon eine Bedeutung haben, im Kollektiv diese aber noch verstärken.
Der Traktor zum Beispiel wird mit Fanfaren und Tohuwabohu begrüsst, doch wenn er seltsam dampfend dasteht wie ein Stahlgebilde aus einer fremden Welt, dann wird klar, dass nicht nur Gutes von diesem Ding kommen wird. Immer wenn Dovzhenko Technik zeigt, wenn er Natur zelebriert, wenn er Früchte abbildet, Regen tänzeln lässt, dann ist "Zemlya" grosses Kino. Leider sieht es bei den Menschen weniger gut aus. Das Problem vieler Filme aus der Sowjet-Zeit ist das Fehlen einer Bindung an Einzelpersonen. Oft agieren Massen im Kollektiv, sind Personen Teil einer Anordnung - und so haben es Emotionen schwer, sich entfalten. Dies ist durchaus ein gewolltes Stilmittel, aber es sorgt für Kälte. Selbst die Nahaufnahme eines leidenden Mannes geht nicht an die Nieren, sondern man bestaunt die Komposition an sich.
Auch wenn die Menschen nicht miteinander reden, sondern stets Richtung Horizont, Richtung Off, dann ergibt das zwar schicke Standbilder in kommunistischer Ästhetik-Norm, aber es hebt ab vom bodenständigen Feeling. Es bringt etwas Artifizielles in eine Welt, die eben gerade nicht gekünstelt sein wird. Dass Dovzhenko dem Kommunismus huldigt und die Kollektive verehrt (die zu Stalins Enteignungs-Zeiten auch Tausende Menschenleben kosteten), das kann man nachvollziehen, weil es sich ja um Propagandakino handelt, das fest im Denken seiner Zeit verankert ist. Aber Menschlichkeit, Emotionen, die sollten zeitlos sein. Und hier werden sie geopfert auf dem Altar der Stilisierung.
Als avantgardistisches Experiment ist "Zemlya" denn auch aus heutiger Sicht noch reizvoll. Ja er ist sogar zugänglicher als etwa der Trilogie-Auftakt Zvenigora und in einigen Szenen beweist er sogar Herz und Wärme - etwa in Vasilis spontanem Tanz auf der Strasse. Doch ein stilisierter Klassiker wie dieser altert schlechter als jene, die etwas Universelles anpacken und es universell tun. Stil an sich ist immer mal in und mal out, da setzt jeder Film Patina an. Aber im Kern müsste etwas stecken, zu dem die Menschen Zugang haben, egal woher sie sind, wie alt sie sind. Das fehlt hier weitgehend, weshalb das Drama nicht die Kraft entwickelt, die sich der Regisseur wohl erhofft hat. Ansehen unbedingt. Aber es braucht ein Faible für die rein cineastischen Absichten eines Filmes.
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EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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