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Drama
Taiwan 2000
Alternative Titel Yi Yi: A One and a Two...;
一一

Regie Edward Yang De-chang
Drehbuch
Edward Yang De-chang
Darsteller Wu Nien-Jen, Elaine Jin
Yin-Ling, Kelly Lee, Jonathan Chang Yang-yang
Issei Ogata, Chen Hsi-Sheng, Ko Su-Yun, Hsiao Shu-shen, Adrien Lin
Meng-chin
, Yu Pang-Chang

Länge 174 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 12.5.07
©  Bilder Criterion, Screenshots molodezhnaja


STORY
Familie
Jian lebt seit einigen Jahren in einem Appartement in Taipei. Als die Oma ins Koma fällt, gerät die Harmonie ins Wanken. Mutter Min.Min (Elaine Jin) sieht keinen Sinn mehr im Leben und sucht in einem abgelegenen Sanatorium ihren Seelenfrieden. Vater NJ (Wu Nien-Jen) reist nach Japan, um den Game-Designer Ota (Issei Ogata) zu einer Kooperation zu überreden und gerät dabei an seine alte Geliebte Sherry (Ko Su-Yun). Tochter Ting-Ting (Kelly Lee) hadert mit ihren Gefühlen gegenüber Fatty (Yu Pang-Chang). Und der 10-jährige Sohn Yang-Yang (Jonathan Chang) versucht, mit seiner Kamera die Dinge einzufangen, die man nicht sehen kann.

 

REVIEW
Auf welch sensible und poetische Weise "Yi Yi" den Alltag einer Stadtfamilie einfängt, betont jeder, der den Film gesehen hat. Tatsächlich ist dies sein stärkstes Ass im Ärmel, doch das Drama ist auch wegen einer Vielzahl kleinerer Aspekte hochinteressant. So spult Regisseur Edward Yang erfrischenderweise nicht die alte Leier von der kühlen, unpersönlichen Grossstadt ab. Zwischen Verkehr und Beton spielt hier das wahre Leben, verdichten sich Menschenmengen zu Feiern, treffen sich Liebende, wird getratscht wird gegessen. Zwar zweifelt schon mal jemand am Sinn des Ganzen, doch man bekommt nie das Gefühl, hier würde urbanes
Ennui zelebriert, wie es in den Kunstfilmen weniger weitsichtiger Regisseure oft der Fall ist. Stattdessen wird die Autobahn neben dem Hochhaus zum Teil des Lebens der Protagonisten, die Ampel an der Strasse gibt den Takt vor, die Imbissbude liefert den öffentlichen Raum.

Mit diesem lockeren Umgang mit dem grossstädtischen Panorama geht die nicht minder natürliche Darstellung des Familienlebens einher. In bester Robert-Altman-Manier hängt Yang auf lockere und doch innerlich geschlossene Weise Episoden aneinander, die aus dem Leben gegriffen sind. Scheinbar willkürlich, aber doch präzise beobachtend. Daraus ergibt sich auch die beinahe epische Länge von 174 Minuten, was normalerweise darauf hindeutet, dass der Regisseur seinen Cutter nicht gewähren liess - doch der Rhythmus stimmt jederzeit. Nicht die gerne bemühte grossstädtische Hektik dominiert das Tempo, sondern der Alltag. Die Ereignisse kommen und gehen, der Film blendet sich jeweils ein und wieder aus. Langweilig im eigentlichen Sinn kann es daher gar nie werden, sofern man sich diesem Rhythmus anpasst und hingibt.

Die Schauspieler agieren exakt auf dieser Wellenlänge. Der TV-Star, Regisseur und oftmaliger Drehbuchautor von Hou Hsiao-hsien (Three Times), Wu Nien-Jen, verkörpert die Hauptfigur als gelassenen, gutmütigen, aber emotional eine Spur zu distanzierten Mann. Seiner Frau kann er den Sinn ihres Lebens nicht vermitteln, darum schickt er sie weg, den Kindern ist er ein guter Vater, aber einer, der immer eine Spur zu gelangweilt an seine Aufgaben herangeht. Von den Kindern wiederum ist Ting-Ting die emotionale, Yang bleibt zwar zu ihren Gefühlen oft auf Distanz, doch wenn sie der komatösen Oma erzählt, dass sie sich schuldig an deren Schicksal fühlt, wird klar, dass in diesem Teenager viel los ist und ihre Beziehung zum gleichaltrigen Fatty sicher nicht ohne Probleme ablaufen wird. Der kleine Jonathan Chang letztendlich erfüllt Yang-Yang mit Leben, Neugier und Weisheit. Ihm gehören deshalb auch verdient die rührenden Schlussworte des Films.

Die Klammer bilden zwei "Grossereignisse" im Leben der meisten Menschen: Hochzeit und Beerdigung. Dazwischen spielt das Leben in seiner ganzen Bandbreite. Manchmal etwas banal, oft nuanciert, stets natürlich. Der englische Titel "A One and a Two..." spielt auf den jazzigen Charakter der Inszenierung an, auf dieses leichte und doch melancholische Tempo. Der chinesische Titel hingegen, heisst übersetzt "eins eins" und die Schriftzeichen erscheinen im Vorspann übereinander, wodurch sie das Wort "zwei" bilden. Sinnig für einen Film, der zwar jeden Menschen als Individuum zeigt, das sich alleine durchs Leben in der Grossstadt kämpft, aber doch immer wieder auf einen Partner angewiesen ist - oder ihn sucht - um der Einsamkeit zu entfliehen.

Dass "Yi Yi" bewertungstechnisch bei mir nicht ganz so hoch steht wie bei den meisten anderen Kritikern (der Film gewann den Regiepreis in Cannes und landete auf etlichen Jahres-Bestenlisten) hängt mit dem Umstand zusammen, dass der ganze Film eine gewisse Banalität nicht abstreifen kann. Er zeigt den Alltag durchaus weise und zeichnet seine Figuren lebensecht - doch irgendwo fehlt es an Entscheidungen. Man bekommt mit der Zeit das Gefühl, Dinge ergeben sich einfach und fallen den Figuren in den Schoss. Das behindert die emotionale Bindung. Doch "Yi Yi" ist auf alle Fälle ein höchst sehenswerter Film. Wegen den Akteuren, wegen der gefühlvoll-subtilen Inszenierung und wegen der edlen Bildsprache, die manchmal vom typisch ostasiatischen Grossstadtkino à la Wong Kar-Wai beeinflusst scheint, manchmal von Jacques Tati, speziell "Playtime", wenn die Kamera von aussen aus Entfernung in die Wohnungen blickt. Auf alle Fälle übertrumpft Edward Yang seine überschätzten zeitgenössischen Landsleute Hou Hsiao-hsien und Tsai Ming-liang (The Wayward Cloud, The Hole) hiermit spielend. "Yi Yi" ist gegen deren oft gestelzte Werke eine wahre Wohltat.

 

MEINE DVD (Criterion)
USA, Code 1, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Mandarin 2.0 mit englischen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS

 


 

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