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Sci-Fi-Drama
Japan 2015
Alternative Titel Hiso hiso boshi; ひそひそ星

Regie, Drehbuch, Produktion Sion Sono
Darsteller Megumi Kagurazaka, Kenji Endo, Yuto Ikeda, Koko Mori

Länge 101 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 7.5.2019
©  Bilder Nikkatsu, Screenshots molodezhnaja


STORY
In der Zukunft ist die Menschheit arg dezimiert. Die wenigen Überlebenden einer Katastrophe leben über die halbe Galaxie verteilt, während der Grossteil der Bevölkerung aus Androiden besteht. Auch ID 722 Yoko Suzuki (Megumi Kagurazaka) ist einer. Ihre Aufgabe ist es, in einem Haus-ähnlichen Raumschiff durchs All zu gleiten, um Pakete zu verteilen. Darin befinden sich kleine Erinnerungsstücke, die sie den vereinsamten Empfängern überbringt.

 

REVIEW
Dass Sion Sono auch einen entschleunigten Film drehen kann, zeigte er nicht zuletzt mit Land of Hope. Hier nun scheint es, als habe er geradezu noch einen weiteren Gang heruntergeschaltet: "The Whispering Star" ist ungeheuer langsam und dünn im Inhalt, gedreht in Schwarzweiss, mit geflüsterten Dialogen und (bis auf klassische Stücke an Anfang und Ende) ohne Soundtrack. Sono selbst nannte es "Ein kleines Gedicht über verblassende Erinnerungen" und trifft es damit gar nicht so schlecht.

Das Erinnern an sich richtet sich hier aber nicht nur an die eigene Vergangenheit, materialisiert durch die kleinen Paketinhalte, die für ID 722 nichtssagend sind, aber den Empfängern viel bedeuten. Es geht in "The Whispering Star" auch um ein konkreteres Erinnern: An den Tsunami und die nachfolgende Fukushima-Katastrophe 2011. Nach Himizu und "Land of Hope" ist es damit schon Sonos dritter Film, der mit der diesem Desaster zusammenhängt, wenn auch deutlich loser als die beiden anderen Werke.

So ist das Setting geradezu postapokalyptisch, gedreht wurden die Szenen ausserhalb des Raumschiffes in der verwüsteten Umgebung von Fukushima und die Personen, die ID 722 beliefert, sind Laiendarsteller: Ganz normale Menschen, die im Katastrophengebiet leben. Auch wenn der Film also Sci-Fi ist, so hat er doch einen gegenwartsbezogenen Anstrich. Doch es geht nicht nur um das Erinnern. Es geht auch um Einsamkeit und das Alleinsein.

Fast könnte man von "Jeanne Dielman in Space" reden, zumal die Banalität von Alltag und Routine aufgegriffen werden. Aber wo Chantal Akerman in ihrem von mir ziemlich verhassten 1975er-Klassiker die Kamera dezidiert nüchtern und unauffällig platziert, sucht Sono stets den markantesten Winkel und schneidet deutlich öfters. Das macht den "wir schauen einer Hausfrau beim langweiligen Alltag zu"-Aspekt doch wieder zunichte. Und der Umstand, dass immer wieder ein Shot des Weltalls dazwischen geschnitten wird.

Doch eben: Thematisch ist der Vergleich gar nicht schlecht und auch wenn ID 722 an sich Empfindungen wie Einsamkeit gar nicht fühlen kann, so projizieren wir als Zuschauer sie sehr wohl auf sie - und indirekt zurück auf uns in unserem Alltag, in unserer Routine, in unsere monotonen Abläufe.

Das alles klingt reizvoll und ist es auch. Es sind gelungene Themen, die Sono in adrette Bilder packt. Und seiner Ehefrau und Hauptdarstellerin Megumi Kagurazaka schaut man auch gerne zu. Doch "The Whispering Star" kann den Vorwurf des Prätentiösen nie abschütteln. Er ist zu gewollt langsam, und das ständige Flüstern von ID 722 und ihrem Bordcomputer mit kindlicher Stimme geht bald auf den Keks. Schlimmer noch: Das Flüstern lässt sich im intimen Rahmen des Raumschiffes noch halbwegs rechtfertigen, nicht jedoch ausserhalb.

"The Whispering Star" ist nur etwas mehr als eineinhalb Stunden lang, fühlt sich aber deutlich ausufernder an - einfach weil nichts passiert. Die Reize des Films sind offensichtlich, doch Sono macht es so schwer, diese auch wirklich zu geniessen, so dass mit jeder Minute, die vergeht, die Langeweile der Zuschauer anwächst. Denn so gehaltvoll, wie Sono glaubt, ist sein kleines Gedicht dann doch nicht. Daher schleicht sich beinahe das Gefühl ein, sein Werk sei eine Parodie auf das minimalistische Filmemachen. Aber nur beinahe.

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit VLC, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net


 

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