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Kriegsdrama. Deutschland 1930
Alternativer Titel
Westfront 1918: Vier von der Infanterie

Regie G.W. Pabst
Drehbuch Ladislaus Vajda nach dem Roman "Vier von der Infanterie" von Ernst Johannsen
Produktion Nero-Film
Kamera Fritz Arno Wagner, Charles Métain
Darsteller Fritz Kampers, Gustav Diessl, Hans-Joachim Moebis, Claus Clausen, Jackie Monnier
Länge 88 Min.

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
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©  Text Marco, molodezhnaja 11.8.09
©  Bilder Universumfilm, Screenshots molodezhnaja


STORY
Frankreich 1918, in den letzten Monaten des Ersten Weltkriegs:
Der Bayer (Fritz Kampers), der Student (Hans-Joachim Moebis), der Leutnant (Claus Clausen) und Soldat Karl (Gustav Diessl) umgarnen während einer Feuerpause die Französin Yevette (Jackie Monnier). Doch die Bauerntochter lässt sich nur von einem becircen - dem schüchternen Studenten. Bald schon ist für das Quartett die Zeit der Fröhlichkeit sowieso wieder vorbei. Der Fronteinsatz ruft. Unter Beschuss von Granaten und Artillerie verlieren die Infanteristen mehrmals fast ihr Leben, es ist vor allem der heldenhafte Einsatz des Studenten, der sie immer wieder rettet. Doch der französische Grossangriff steht erst noch bevor.

 

REVIEW
Nach seinem kurzen Abstecher zum Bergfilm mit dem Genreklassiker Die weisse Hälle vom Piz Palü (1929) widmete sich G.W. Pabst wieder dem zwischenmenschlichen Drama und dem sozialen Elend - aber in der ungewöhnlichen Form eines Kriegsdramas. Während die Welt unter den Folgen der Wirtschaftskrise ächzte und die NSDAP zum Sammelbecken der Unzufriedenen und Grossmachtlüsternen wurde, packte er, eigentlich ganz entgegen des Zeitgeists, ein pazifistisches Thema an, nüchtern und ungeschönigt, erschreckend und wohl überaus realistisch. Nicht umsonst wurde er 1933, kurz nach der Machtübernahme Hitlers, von der nunmehr rechtslastigen Filmzensur verboten.

Heute kann man dies durchaus aus Zeichen der Qualität anschauen, denn "Westfront 1918" schaffte es, mit seinem pazifistischen Inhalt die Kriegstreiber der kränkelnden Weimarer Republik anzusäuern. Seine unmissverständliche Ablehnung des Krieges demonstriert Pabst nicht etwa in Monologen oder Erklärungen, sondern rein in Bildern. Wenn die Soldaten auf den unheimlichen Schlachtfeldern um ihr Leben kämpfen, dann verlieren sie ihre Menschlichkeit. Es regiert die Abstumpfung und die Gewalt, die Pabst und seine Kameramänner virtuos inszenieren. Bei den Szenen in den Schützengräben glaubt man fast, Stanley Kubrick habe den Film gut gekannt und einige Eindrücke in sein Meisterwerk "Paths of Glory" einfliessen lassen.

Etwas weniger gelungen sind indes die menschelnden Szenen, etwa am Anfang zwischen den Soldaten oder später, als Karl nach Hause kommt, und seine Frau beim Ehebruch ertappt. An sich ist die Sequenz stark und sie endet tieftraurig - doch es fehlt ihr etwas an Punch, zumal sie über mehrere Minuten parallel zur Kriegsfilmhandlung läuft. Nichtsdestotrotz schafft es Pabst, uns in nur 88 Minuten die Figuren näherzubringen und uns Emotionen abzuringen, wenn es ans Krepieren geht. Dabei zeigt der Film nur wenig Zurückhaltung und führt den Tod als dreckiges oder gar anonymisiertes Verrecken vor, ohne heldenhaften Anstrich. Bei den Aufführungen in Deutschland sollen manche Zuschauer wegen der Härte der Bilder den Saal verlassen haben, was aus heutiger Sicht nur noch schwer nachvollziehbar ist.

Dass "Westfront 1918" im internationalen Kino etwas unterging, liegt auch daran, dass wenige Monate später Lewis Milestones Meisterwerk "All Quiet on the Western Front" in die Lichtspielhäuser kam. Der schwört etwas weniger auf Realismus, als auf ausgeklügelte Bildsprache und maximierte Emotionen. Beide Filme haben ihre Vor- und Nachteile, beide sind faszinierend. Aber Pabsts Beitrag zum Thema "Krieg ist Scheisse" gewinnt den Preis fürs Näherdransein. Die Dialoge ("Negerschweiss" als Soldatendeutsch für Kaffee), die Schützengräben, die Schlachtfelder, der viele Dreck: All das wirkt authentisch. Und gerade bei einem Film, der eine Nation aufrütteln will und auch vor einem neuen Krieg warnen will (die Schlusseinblendung lautet "Ende?!") ein grosser Pluspunkt.

Ich persönlich ziehe "Paths of Glory" deutlich und "All Quiet on the Western Front" leicht vor. Die beiden gehen mehr an die Nieren. Und sie haben nicht den repetitiven Anstrich, den "Westfront 1918" in den Schlussszenen bekommt, in denen wir primär Explosionen und Schiessereien auf dem Schlachtfeld erleben, losgelöst von einer personalisierten Handlung, sondern vielmehr als Illustration der lebensbedrohlichen Atmosphäre unter dem Dauerbeschuss des Feindes. Doch seine kleinen Mankos mindern die Qualität von Pabsts pazifistischem Appell nur minimal. Sehenswert ist dieses wichtige Dokument deutscher Antikriegspropaganda so oder so auf jeden Fall.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 9, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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