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Historienfilm. UdSSR/Italien
Alternativer Titel Ватерлоо

Regie Sergei Bondarchuk
Drehbuch H.A.L. Craig, Sergei Bondarchuk, Vittorio Bonicelli nach einer Story von H.A.L. Craig
Produktion Dino de Laurentiis
Musik Nino Rota
Kamera Armando Nannuzzi

Schnitt
Richard C. Meyer
Darsteller Rod Steiger, Christopher Plummer, Jack Hawkins, Orson Welles,
Virginia McKenna, Dan O'Herlihy, Rupert Davies, Philippe Forquet, Gianni Garko
Länge
128 Min.

Kinostart 1970

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 17.8.2015
©  Bilder Columbia, Screenshots molodezhnaja


STORY
1814: Nach seiner Niederlage in Russland steht der zuvor unbesiegbare französische Kaiser Napoleon (Rod Steiger) vor einem Trümmerhaufen: Die verbliebenen europäischen Supermächte sind bis nach Paris vorgedrungen und zwingen den Herrscher zur Abdankung. Er wird ins Exil nach Elba verbannt und der Bourbon-Erbe Louis XVIII (Orson Welles) übernimmt den Thron. Als Napoleon die Flucht vom Eiland gelingt, soll sein einstiger Weggefährte Marschall Ney (Dan O'Herlihy) ihn in die Knie zwingen. Doch der läuft umgehend mit seiner Armee über und Napoleon zieht triumphierend in Paris ein. Die europäischen Mächte erklären umgehend den Krieg. Im belgischen Waterloo treffen die Franzosen, die Engländer unter Arthur Wellesley - Herzog von Wellington (Christopher Plummer), die Preussen und die anderen involvierten Truppen aufeinander.

 

REVIEW
Wenn Sergei Bondarchuk (1920-94) als Regisseur etwas anpackte, dann wurde es meistens gross. Man denke nur an seine gigantomanische Krieg und Frieden-Adaption aus dem Jahr 1967. Basierend auf dem Spektakel jenes Klassikers bat ihn der italienische Produzent Dino de Laurentiis, ein Projekt über Napoleons 100 Tage anzupacken: "Waterloo". Als die Sowjets sich entschlossen, fast 17'000 Soldaten für den Dreh beizusteuern und Mosfilm die Hälfte des astronomischen Budgets von 35 Millionen Dollar übernahm, konnte es losgehen.

Entstanden ist denn auch etwas Grosses - wenn auch nicht mit dem literarischen Anspruch einer Tolstoi-Verfilmung. Hier geht es um Napoleon und sein Waterloo, mehr nicht. Doch Bondarchuk und sein Team sorgten dafür, dass dies stets kurzweilig, imposant und historisch einigermasen haltbar daherkommt. Das Kurioseste dürfte die Besetzung der Hauptrolle sein: Rod Steiger wirkt etwas müde und bisweilen abwesend, doch das dürfte eine bewusste Wahl sein. Steiger, der kurz zuvor die Hauptrolle in "Patton" auspazifistischen Gründen ablehnte, will den Kriegsherren nicht glorifizieren, sondern zeigt ihn auch kränkelnd und seelisch müde.

Das passt zum Ton des Films: Bondarchuk sucht oft ein melancholisches Element, nicht zuletzt zu hören in Wellingtons Fazit "Next to a battle lost, the saddest thing is a battle won". Zwar ist die Faszination für Schlachten und Kriegsführung allgegenwärtig, denn cineastisch gibt das einfach ungemein viel her. Aber der Verlust von Menschenleben wird im Film mehrfach deutlich betrauert. Das heisst indes nicht, dass immerzu Trauer herrscht. Vor allem auf Seiten der Briten gibt es immer wieder Bonmots zu hören, allen voran von Wellington ("I do not intend to run around like a wet hen"). Christopher Plummer spielt den Heeresführer mit der richtigen Balance aus Klasse, Überheblichkeit und Kriegsmüdigkeit.

Überhaupt sind alle Akteure gut besetzt, Orson Welles als Louis XVIII geht vielleicht noch am ehesten als fehl am Platz durch. Und auch sonst holte Bondarchuk die richtigen Leute, etwa mit "Godfather"-Komponist Nino Rota, der einen imposanten Soundtrack schuf, welcher immer wieder Melodien-Elemente der Marseillaise einbaut. Die Krone holt sich indes Kameramann Armando Nannuzzi ("Ludwig II"), der intimere Momente ebenso abbilden musste wie den logistischen Wahnsinn rund um Waterloo (übrigens rekonstruiert in Bondarchuks Heimat, der Ukraine). Letztere sind nun Jahrzehnte später immer noch das stärkste Verkaufsargument des Films.

Bondarchuk schiebt die Regimenter nach Belieben herum, lässt Armeen aufeinanderprallen oder geniesst ganz einfach die Totalen voller Menschenmassen – mal mit Kanonendonner im Hintergrund, mal ohne. Es gibt poetische Momente wie den Zeitlupen-Angriff der schottischen Kavallerie, aber es dominiert das Überwältigungskino, jeder Shot prächtiger als der letzte. Da dies teuer ist wurde ein paar Mal die eine oder andere Einstellung wiederverwendet (etwa das Abfeuern der Kanonen), aber das sind nur kleine Budget-Eingeständnisse. Ansonsten wird gekleckert.

Angesichts dieses immensen Aufwands konnte der Film seine Kosten nicht wieder einspielen und holte sich v.a. in Amerika auch ein paar negative Kritiken. Doch "Waterloo" ist durchaus gescheites Kriegskino, das eine Balance findet zwischen dem Spektakel und der minutiös durchgeplanten Rekonstruktion der Strategie einerseits sowie den psychologischeren Momenten und den pazifistischen Gedanken andererseits. Auf alle Fälle eine Empfehlung für Freunde des historischen Kriegsfilms.

  

EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 12, verkleinert und geschärft mit Photoshop CS2


 

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