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1988
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Drama
Vietnam 1988
Alternative Titel
Der Wanderzirkus; Ganh xiec rong; Gánh Xiếc Rong; Troupe de cirque ambulant
Regie Nguyen Viet Linh
Darsteller
Vien Minh, Be Khuong, Thai Ngan, Cac Son, The
Anh
Länge 75 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
© Text Marco,
molodezhnaja 9.12.09
© Bilder Trigon,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Dat (Vien Minh) lebt mit seiner kleinen Schwester bei seinem stets betrunkenen
Vater in einem vietnamesischen Bergkaff. Dorthin verschlägt es einen kleinen
Wanderzirkus, der Dat rasch fasziniert. Besonders Lan (Thai
Ngan), das Mädchen der Truppe, hat es ihm angetan, weil sie einen Trick
vollführt, bei dem in einem leeren Korb plötzlich Reis liegt. Er hofft, durch
diesen Zauber sein armes und hungerndes Dorf ernähren zu können.
REVIEW
Reich an Allegorien und cineastischen Freuden
zeigt "Travelling Circus", warum Viet Linh zu den gefeiertsten Filmemachern
Vietnams gehört. Die 1952 geborene Regisseurin drehte zwar nur ein halbes
Dutzend Filme, die im Westen bestenfalls an Festivals laufen, doch deren
Bildsprache und Themenwahl überzeugte noch fast jede Jury. Dieses 1988
entstandene Werk war in seiner Heimat zwei Jahre lang verboten, da das
kommunistische Regime subversive Ideen ausmachte. Und das ist nicht einmal so
abwegig.
Doch im Visier von Viet Linh ist nicht direkt die Politik, sondern erst einmal die Kunst. Die Zirkustruppe, ebenso wie Theatermacher oder Filmregisseure, gaukeln dem Publikum Realität vor, führen es aber an der Nase herum. Für den naiven Dat ist dieses Prinzip der Täuschung fremd. Er glaubt, was er sieht, für ihn ist die Welt das, was um ihn herum geschieht. Die Künstler, die ins Dorf kommen, nutzen diese Naivität aus. Wie grob Viet Linh ihren eigenen Berufsstand attackiert, kann jeder selbst hineinlesen, aber auf jeden Fall handelt es sich um ein paar kecke Seitenhiebe.
Der Zirkus wird aber keineswegs dämonisiert. "Travelling Circus" entwickelt für diese fahrende Truppe eine ähnliche Faszination, wie es Federico Fellini in seinen Filmen oft getan hat. Dem Drama hängt den auch etwas Fellini-eskes an, zwischen Neorealismus und träumerischer Fantasie. Doch auch Einflüsse von Ingmar Bergman, Satyajit Ray oder dem sowjetischen Kino (Viet Linh wurde in Moskau ausgebildet) kann man entdecken. Es handelt sich jedoch nie um einen zusammengeklauten Stil, sondern um eine in sich stimmige Bildsprache, die sich bloss verschiedener Techniken bedient.
Gerade der Wechsel zwischen knallhartem Realismus in dem von Hunger geplagten Dorf und der fantasievollen Welt des Zirkus sorgt für eine spannende Dynamik. Clever auch, dass wir Zuschauer als erstes den Zirkus treffen und so wie die Artisten in dieses Dorf als Fremde kommen. Langsam kriegen wir Einblicke in den Alltag der Menschen dort, ihren Hunger, ihr Leid, ihr karges Leben. Die Zuschauer finden sich so in einer ungewohnten Position wieder, fast wie ein Eindringling.
"Travelling Circus" mag inhaltlich simpel gestrickt sein, doch gerade das macht ihn so facettenreich. Auf der einen Seite funktioniert er als neorealistisch angehauchtes Drama über Armut in den Bergen Vietnams. Auf der anderen Seite zeigt er, wie mit Verblendung und Tricks die Menschen verführt und manipuliert werden können. Da liegt dann wohl auch jenes subversive Element, das der Führung in Hanoi nicht gefiel. Gerade die Kommunisten vereinnahmten schliesslich Medien und Kunst dazu, um ihr Gedankengut, ihre Verblendung zu verbreiten.
Abseits dessen gefällt "Travelling Circus" durch seine präzise Schwarzweiss-Bildsprache, das unaufdringliche Schauspiel und einige tragischen Momente gegen Ende. Es schleichen sich trotz der Kürze ein paar Längen ein und hin und wieder wirkt eine Szene belanglos - doch an der Inszenierung gibt es nur wenig zu rütteln. Um so bedauerlicher, dass im Westen nicht mehr Werke Viet Linhs erhältlich sind. Ihr Schaffen wäre es auf jeden Fall wert, entdeckt zu werden.
MEINE
DVD
Schweiz, Code 0, PAL
Bild: 4:3
Ton: Vietnamesisch mono mit nicht ausblendbaren deutschen und französischen
Untertiteln
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1aDVD (liefert aus der Schweiz)
EXTERNE LINKS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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