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> STAR WARS: THE RISE OF SKYWALKER
Sci-Fi-Film. USA
Alternativer Titel Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers; Star Wars: Episode
IX - The Rise of Skywalker
Regie J.J.
Abrams
Drehbuch J.J. Abrams, Chris Terrio nach einer Story von J.J. Abrams,
Chris Terrio, Colin Trevorrow, Derek Connolly
Produktion Kathleen Kennedy,
J.J. Abrams, Michelle Rejwan
Musik John Williams
Kamera Dan Mindel
Schnitt Maryann Brandon, Stefan Grube
Darsteller Daisy Ridley, Adam Driver, John Boyega, Oscar Isaac, Anthony
Daniels, Carrie Fisher,
Billy Dee Williams, Richard E. Grant, Domhall
Gleeson, Joonas Suamoto, Billie Lourd, Keri Russell, Mark Hamill,
Ian
McDiarmid, Naomi Ackie, Kelly Marie Tran, Dominic Monaghan, Billie Lourd,
Harrison Ford, Lupita Nyong'o, Andy Serkis
Länge 140 Min.
Kinostart (CH) 18.12.2019
Kinostart
(US) 20.12.2019
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 18.12.2019
© Bilder Disney,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der neue Supreme Leader, Kylo Ren (Adam Driver), hat erfahren,
dass Imperator Palpatine auf der Sith-Welt wiederauferstanden ist. Kylo will
seinen First Order als neues Imperium etablieren und Palpatine endgültig aus der
Geschichte der Galaxis streichen. Dabei soll ihm Rey (Daisy Ridley) helfen. Sie
trainiert aber unter der Ägide von General Leia Organa (Carrie Fisher), um die
Fackel der Jedi nach dem Tod von Luke Skywalker weiterzutragen. Als auch sie von
Palpatines Rückkehr erfährt, macht sie sich mit ihren Freunden Finn (John
Boyega) und Poe (Oscar Isaac) auf die Suche nach einem Artefakt, das den Weg zur
Sith-Welt weist.
REVIEW
Ich muss gestehen: Ende 2017 hätte ich nicht im Traum
gedacht, welcher Hass The Last Jedi
entgegenschwappen würde. Ich fand den Film toll, find ihn immer noch
beeindruckend - der bis heute vielleicht best-inszenierte "Star Wars"-Film, eine
dramatische Story mit erstaunlichem Fokus und spannenden Neuausrichtungen was
den Jedi-Mythos und die Macht betrifft. Kleine Abzüge gibts für die etwas
holprige Canto-Bight-Einlage, für die schwachen Charakter-Entwicklungen von
Figuren wie Finn und Phasma, und für den Hyperspace-Sprung gegen Ende, der zwar
visuell wie dramaturgisch einschlägt, aber die Physik des "Star Wars"-Universums
nachhaltig sabotierte.
Das sind aber letztendlich alles kleine Probleme,
und solche, über die man diskutieren kann. Reden gehört zur Fankultur, und vor
allem "Star Wars" hatte jahrzehntelang eine grossartige Kultur, welch die Fans
zusammenbrachte. Das ist Geschichte. Mitschuld hat sicher auch Disney, denn der
Konzern strich alle Romane und andere mediale Erzeugnisse des sogenannten
"Extended Universe" aus dem offiziellen Kanon und verärgerte so den
Hardcore-Kern der Fans. Und auch verstehe ich bis heute nicht, warum es keine
Roadmap für die Film-Episoden VII bis IX gab, anstatt von Folge zu Folge zu
improvisieren. Da wurde eine Chance vertan.
Die Hauptschuld aber liegt,
um es in den Worten von Harry Styles zu sagen, in den Zeichen der Zeit. Im
heutigen Klima ist alles politisch. Und alles viral. Es brauchte nicht lange,
bis einige Fans aus dem vornehmlich rechten Spektrum ihre Chance gekommen sahen,
durchaus gerechtfertigte Probleme mit "The Last Jedi" zu vereinnahmen. Selbst
ein Outrage-Parasit wie Ben Shapiro musste seinen Senf dazu geben, wie
"indoktriniert" man bei diesem Film doch werde, wie "Feminismus" und "Diversity"
uns aufgezwungen würden. Reizthemen eben. Und völlig an den Haaren
herbeigezogen, versteht sich.
Doch das Narrativ war da. Und es schwappte
nun auch zu den nicht-politischen Fans rüber. Wer heute sagt "Der Hass auf The
Last Jedi wird von rechten Trollen gesteuert", der liegt falsch - aber vor allem
die amerikanische Rechte hat es bestens verstanden, das Thema vorzugeben und die
Massen einzulullen mit den immergleichen Punkten. Und um diesen politischen
Kreuzzug einigermassen cineastisch zu legitimieren, wurden auch Probleme am Film
herbeigeredet. Continuity-Fehler wurden plötzlich zum "complete cinematic
failure" (so der Titel eines millionenfach angeklickten Youtube-Videos), ein
kleiner visueller Gag wie Lukes Trinken der Alien-Milch wurde zum Meme und zum
Beweis, wie albern Disney-Star-Wars ist. Stimmt, "Star Wars" war schon immer die
Ingmar-Bergman-Reihe des Sci-Fi-Kinos ...
Und nun, zwei Jahre später,
haben wir eine zutiefst zerstrittene Fangemeinschaft. Der Hass einer kleinen,
lauten Gruppe auf "The Last Jedi" ist nicht mehr rational und mündete
rückwirkend auch in eine Ablehnung von
The Force Awakens (der die Mystery-Aspekte vorgab und somit eigentlich
Schuld hat an vielen Frustrationen der "Last Jedi"-Hasser, weil Regisseur Rian
Johnson dieses ganze Mystery-Gedöns wegfegte, um sich auf das Wichtige zu
konzentrieren) - und dies resultierte letztendlich in einen Hass auf Disney im
Allgemeinen. Der Flop von "Solo" wurde von der "Fandom Menace"-Gruppe, wie sich
die Abtrünnigen mittlerweile nennen, als Erfolg ihres Kampfes gefeiert. Selbst
der wohlwollend aufgenommene "The Mandalorian" konnte den Graben kaum
aufschütten.
Auftritt J.J. Abrams - zum Zweiten. Er hat mit "The Force
Awakens" die Disney-Ära von "Star Wars" erfolgreich ins Leben gerufen, aber eben
auch einige der Probleme wie etwa Reys an sich unnötige Familienherkunft oder
das nie echt vorhandene Snoke-Mysterium aufgebaut. Er ist ein guter Mann darin,
eine Saga oder Geschichte neu aufzugleisen. Aber nun holte ihn Produzentin
Kathleen Kennedy zurück, um die Saga auch abzuschliessen. Da wurde
sogar ich nervös. Noch nervöser macht der Umstand, dass Abrams nicht gerade
glücklich damit war, dass Rian Johnson viele seiner Ideen begraben hat. Die
Gefahr stand im Raum, dass Abrams (um sich zu rächen, aber auch, als
Friedenssignal an frustrierte Fans) vieles wieder umkehren würde.
In der
Tat: Kylo Rens Maske ist wieder da. Snoke wird thematisch aufgegriffen. Das
Leitthema des Vorgängerfilms "let the past die" wird ins Gegenteil gekehrt. Und
die Demokratisierung der Machtnutzung, wie in "The Last Jedi" angedeutet, wird
wieder zurückgenommen, um den alten Familienlinien Platz zu machen. Ja sogar
Rian Johnsons bei vielen Fans verhasster Gag, dass Luke Skywalker sein
Lichtschwert wegwirft (was durchaus zum Thema des Films passte) wird ironisch
retourniert, wobei ich diese Szene in Episode IX durchaus amüsant fand, denn sie
suggeriert auch, dass man Meinungen ändern kann. Mal will man, sprichwörtlich
gesagt, sein Lichtschwert wegwerfen, mal will man es an sich nehmen und kämpfen.
Nicht alles im Leben ist unilateral.
Doch abseits dessen gelang es Abrams
erstaunlich gut, sowohl "The Force Awakens" abzuschliessen als auch "The Last
Jedi" in die Entwicklung miteinzubeziehen. Dass Snoke weg ist, tat ihm gar nicht
weh, denn so konnte er den Imperator zurückholen. Eine gute Idee? Ich bin
skeptisch, denn das ewige Zurückholen, um Nostalgie-Punkte zu sammeln, geht
nicht nur mit auf den Keks. Es schadet auch "Return of the Jedi" (1983), dessen
Finalität unterwandert wird. Aber narrativ funktioniert es überraschend solide
und Abrams verbindet viele Handlungsstränge durch diesen Kniff geschickt.
Überhaupt verbindet er vieles. Er überlädt seinen Film massiv, was immer
wieder den Eindruck erweckt, er hetze durch all die Stories. Eine
intergalaktische Schnitzeljagd im Eilzugtempo, wo vorher "The Last Jedi"
absichtlich entschleunigt war. Etwas, was ich im Nachhinein mehr feiere, als es
mir bewusst war. Doch "The Rise of Skywalker", so übrigens Abrams' Titel für
Episode IX, steht dieses Tempo durchaus gut an. Er hakt ab, er erklärt, er
fabuliert wie wild durch ein Universum, das wir an sich kennen, und daher auch
mithalten können.
Die Darsteller sind dabei alle klasse, allen voran
Daisy Ridley, die hier gefordert ist, aber auch John Boyega und Oscar Isaac
bekommen wieder mehr zu tun. Ja selbst die längst verstorbene Carrie Fisher
wurde raffiniert mit Hilfe von Archivaufnahmen in den Plot eingebaut und es
funktioniert bis auf den Umstand, dass ihre Dialoge stets reaktiv und vage sind
(das liegt in der Natur der Sache - sie ist nun Mal tot) erstaunlich gut. Ein
mehr als würdiges Farewell für unsere unsterbliche Prinzessin Leia.
Wenn
ich an "The Rise of Skywalker" drei Punkte auszusetzen hätte, dann wären das 1)
eben das Tempo, das es verunmöglicht, die vielen Locations und Welten richtig
aufzusaugen. 2) Die vor allem im Finale etwas gar verdunkelte und damit
uneindrückliche Optik. Und 3) Abrams' Versessenheit auf Nostalgie, wodurch
vieles wie Fanservice wirkt und der Plot bei "Return of the Jedi" abgeguckt
wirkt, wo doch schon Abrams' erster Star-Wars-Beitrag ein Beinahe-Klon von "A
New Hope" (1977) war. Aber abseits dessen habe ich mich sehr gut unterhalten,
habe erstaunlich stark mitgefiebert im letzten Drittel und mich an den Tricks
genauso ergötzt wie an den vielen Charakterentwicklungen, die zwar psychologisch
vereinfacht sind (war "Star Wars" das nicht schon immer?), aber narrativ sehr
gut funktionieren.
Wird es auch wieder Backlash geben? Sicher, denn die
Saat des Hasses ist längst gesät. Und auch wenn Rey diesmal wieder etwas
trainiert, so wird der oft sexistisch eingesetzte Vorwurf, sie sei eine Mary Sue
(eine von Anfang an zu starke Heldin, die vermeintlich ohne Effort zum Ziel
kommt) eher noch verstärkt, da sie noch mächtiger wird. Dazu gibts einen
Hundertstelsekunden-Lesbenkuss und neue schwarze Co-Stars. Feminism! Diversity!
Die Outrage-Videos schreiben sich von selbst. Und eins muss man immer beachten:
Der Hass ist kultiviert. Viele Youtube-Kanäle leben vom Outrage gegen "Star
Wars", sie finanzieren sich durch den Hass-Klicks und profitieren vom
politischen Kulturkampf online. Das hat nichts mit rationaler Filmkritik zu tun,
das ist nur noch Wutbürger-Profitmache.
Deswegen wird es auch schwierig,
"Star Wars" nach dem Ende der Skywalker-Saga neu zu platzieren. Möglichkeiten
gäbe es millionenfach. Aber es braucht den Mut, wirklich neu anzufangen mit
neuen Geschichten. Auch Geschichten, die miteinander verknüpft sind, die einen
grösseren Kosmos ausschmücken. Vielleicht muss Kathleen Kennedy, so viele
Meisterwerke sie in ihrer Karriere auch verantwortet hat, den Sessel räumen,
denn das Fehlen eines übergeordneten Plans geht auch auf ihr Konto. Es bräuchte
jemanden wie einen Kevin Feige, der alle Fäden zusammenhält. Feige selbst kam
angeblich als Produzent für einen Film zu Lucasfilm - einfach weil er ein
grosser Fan ist. Er wird dort kaum Kennedys Platz einnehmen, zumal Marvel ihn
voll fordert. Aber es gibt genug andere schlaue Köpfe, die in "Star Wars"
Möglichkeiten sehen. Denn auch wenn Hass mancherorts freudig gelebt wird, es
gibt auch Liebe und es gibt Fans, die nach mehr hungern. "Star Wars" lebt
weiter, im Vergangenen, das wir wertschätzen und vergöttern, aber auch im
Zukünftigen, dass so viele Chancen böte. "Do it, Disney".
PS: Nun, da die Serie ihr Ende gefunden hat, wäre es mal Zeit für ein episodenübergreifendes Ranking:
1) The Empire Strikes Back
2) A New Hope
3) Return of
the Jedi
4) The Last Jedi
5) The Force Awakens
6) Revenge of the Sith
7) The Rise of Skywalker
8) The Phantom Menace
9) Attack of the Clones
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